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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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Gliedern.
    Mit einer kleinen Taschenlampe überprüfte er ihren Pupillenreflex, dann hatte er Gewissheit. Er faltete ihre Hände und ließ seinen Tränen freien Lauf.
    »Möge der Herr deiner Seele Frieden schenken, Raynelle«, flüsterte er.

    David kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dieses geheime Reich unter der Erde war einfach atemberaubend. Die ganze Zeit hatte es nur ein paar Meilen von den letzten Ausläufern des Elysion entfernt unter der Erde gelauert. Ein vergrabener Anachronismus. Überbleibsel der alten Welt vor dem Bürgerkrieg. Konserviert von der Anarchie, die die Oberfläche verwüstet und in die Steinzeit zurückgeworfen hatte. Aber hier gab es weiße Wände, Türen aus Kunststoff, schmutzabweisende Nanofaserteppiche … Dinge, die höchstens noch als Relikte in seinen Erinnerungen an ferne Zeiten existierten. Es war, als hätte er mit McCann eine Zeitreise unternommen.
    Vielleicht war es der Gegensatz zur Gestalt seines Anführers, der alles noch viel futuristischer wirken ließ. In seiner zerrupften Camouflage, mit der Glatze, dem wilden Bart und dem Schmutz des Kampfes sah er aus wie irgendein vorsintflutlicher Buschkrieger, der sich in das Innere eines Raumschiffs verirrt hatte.
    Iiiih.
    Die Sirene war seit einiger Zeit ihr ständiger Begleiter, während sie Raum um Raum, zumeist langweilige Büros oder Labore, durchsuchten. Irgendetwas stimmte mit dem Gebäude nicht, so viel stand fest.
    David ließ die Ereignisse der letzten Stunden in seinem Kopf Revue passieren, während er McCann durch die Korridore folgte. Kameras waren in regelmäßigen Abständen unter der Decke montiert. Er fragte sich misstrauisch, ob sie wirklich irgendjemand beobachtete. Immerhin schien die Anlage genutzt zu werden, denn die Gänge waren hell erleuchtet.
    Auf einmal ging das Licht aus, und für einige Sekunden herrschte komplette Finsternis, dann sprang mit einigem Flackern eine Notbeleuchtung an. Eben noch taghell, tauchten jetzt grünliche Lämpchen den Flur in ein gespenstisches Licht.
    McCann drehte sich zu ihm um. »Notstromdiesel?«
    »Wahrscheinlich«, vermutete David.
    »Verdammt schlechte Neuigkeiten«, knurrte McCann.
    »Warum? Angst vorm Dunkeln?«, feixte David.
    McCann blieb todernst. »Hörst du das Rauschen, du Plattfußindianer?«
    David konzentrierte sich auf Geräusche, die in seinem Bewusstsein weit nach hinten gerückt waren. McCann hatte recht. Da war so etwas wie ein beständiges Surren.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Belüftungsanlage. So ein unterirdischer Bunker hat zu wenig Austausch mit der Oberfläche, deswegen pumpt die Anlage frische Luft zu uns und verbrauchte nach oben.«
    »Fein«, sagte David, der immer noch nicht begriff, worüber sich McCann Sorgen machte.
    »Nein, nicht fein. Scheiße. Der beste Dieselgenerator hat irgendwann seinen Sprit verfeuert, und ich kann mir nicht vorstellen, dass die Belüftung ein Perpetuum mobile ist.«
    »Oh, du meinst …?«
    »Genau. Wenn der Generator den Löffel abgibt, wird dieses Technoloch früher oder später eine riesige Kohlendioxidhalde.«
    »Was können wir tun?«, fragte David.
    »Nun, aufhören zu atmen wäre gut.«
    David grinste.
    »Andererseits könnten wir auch erst mal jeden anderen, der hier unten eventuell noch atmet, daran hindern«, sagte McCann. Das grüne Licht verlieh seinen Augen in dem hageren Gesicht ein unwirkliches Leuchten, das David einen Schauer über den Rücken jagte. Ohne ein weiteres Wort drehte sich McCann um und ging wieder voraus. Erst da fiel David auf, dass die Sirene offensichtlich ihren Dienst quittiert hatte.

    »Verdammte Scheiße.«
    Er versuchte, sich aufzurichten, glitt aber sofort mit einem schmerzerfüllten Ächzen zurück auf den Boden.
    »Ich hab dir gesagt, du sollst dich nicht bewegen, Papa.«
    »Papa.« Er lächelte. »Das habe ich seit Ewigkeiten nicht mehr gehört.« Seine Stimme hatte auf einmal wieder die alte Wärme, wie Cooper sie aus ihren Träumen kannte. Sie ertrug es nicht.
    »Was hat die Dunkelheit zu bedeuten?«, fragte sie, darum bemüht, das Zittern aus ihrer Stimme zu verbannen.
    »Da ist etwas, was ich dir sagen muss«, flüsterte er.
    Über ihnen tauschten Jimmy und Rasim, die ihr Gespräch mit anhörten, besorgte Blicke.
    »Dieses Labor war ein geheimes Regierungsprojekt. Es ist auf völlige Autarkie angelegt. Der Strom kommt aus einem kleinen Atomreaktor ganz am Fuß der Anlage. Er produziert so viel Strom, dass das Institut sogar einiges in das alte Netz einspeisen

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