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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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geblieben.
    Der Raum, in dem sie nun saßen, bestand aus einem Schaltpult mit mehreren Rechnern und Tastaturen und einer großen Anzahl von Bildschirmen, auf denen teils Datenfolgen, teils Bildübertragungen aus dem Reaktorinneren zu sehen waren. Da die Anlage vom Notstromaggregat versorgt wurde, funktionierte alles einwandfrei, nur dass auch hier das Notlicht leuchtete.
    »Ist das zu viel?«, fragte Rasim und wies auf die Temperaturanzeige.
    Coopers Vater sah ihn an, als hätte er sich nach dem Planeten erkundigt, auf dem sie sich befanden. Dann sagte er mit schwacher Stimme: »Viel zu viel. Wahrscheinlich sind mittlerweile nicht nur die Brenn-, sondern auch die Steuerungsstäbe geplatzt und geschmolzen.«
    »Was bedeutet das für uns?«, fragte Jimmy.
    Coopers Vater bekam wieder einen der Hustenanfälle, die ihn immer häufiger plagten. Cooper konnte deutlich erkennen, dass sie ihm trotz der Morphiumspritze Schmerzen bereiteten. Er presste die Hand auf den Druckverband. Hatte sich der Blutfleck darauf nicht vergrößert?
    »Die Kernschmelze steht unmittelbar bevor«, sagte er schließlich und wies auf die Zahlenkolonnen auf einem Bildschirm.
    »Heißt das, dass wir alle verstrahlt werden?«, fragte Cooper.
    Ihr Vater zuckte müde mit den Schultern. »Das lässt sich schwer sagen. Im besten Fall sammelt sich das Material am tiefsten Punkt der Brennkammer und frisst sich dann einfach durch die Erde nach unten. Im schlimmsten Fall entstehen durch die Erhitzung und die Spaltprozesse so viele gasförmige Stoffe, dass die Brennkammer dem Druck nicht standhält. Sofern das Lüftungssystem dann noch funktioniert, würde es die durch die Risse der Brennkammer austretenden strahlenden Teilchen im ganzen Institut verteilen. Und wenn es ganz schlimm kommt, explodiert die Brennkammer und verwandelt das Institut auf einen Schlag in eine strahlende Ruine.«
    »Klingt super«, kommentierte Rasim sarkastisch.
    »Gibt es denn nichts, was man tun kann?«, fragte Jimmy.
    »Ich habe bereits alles versucht, um den Kern abzukühlen, aber der Kühlkreislauf reicht offensichtlich nicht mehr aus.«
    »Dann fluten wir eben den ganzen Reaktor«, sagte Rasim. »Wir leiten den Peeyawaukah um.«
    »Und wie willst du das machen?«, fragte Jimmy kopfschüttelnd. »Vielleicht eben mal einen Damm bauen? Und sollen wir hier unten dann alle ersaufen, oder wie stellst du dir das vor?«
    »Vielleicht hat er recht«, sagte Coopers Vater.
    Verwundert starrten sie ihn an, während seine Finger auf einmal über die Tastatur der Steuereinheit flogen. Für ein paar Sekunden schien er sogar seine Schmerzen zu vergessen. Vor ihm wechselten sich im Sekundentakt schematische Darstellungen und lange Zahlenkolonnen auf den Bildschirmen ab.
    »Was machst du da?«, fragte Cooper.
    »Ich prüfe, ob es machbar ist«, antwortete ihr Vater, ohne die Finger von der Tastatur zu nehmen.
    »Ob was machbar ist?«, bohrte Cooper ungeduldig. »Wir können doch nicht wirklich den Fluss umleiten, oder?«
    »Das müssen wir eigentlich gar nicht. Das Kraftwerk nutzt einen künstlich angelegten unterirdischen Kanal des Flusses als Sekundärkühlung.«
    Vor Coopers innerem Auge erschien flüchtig das Bild jenes dunklen Lochs in einer Felswand, in dem vor Kurzem Brent verschwunden war, und sie begriff.
    »Der Fluss nimmt die Restwärme des Primärkreislaufs auf und leitet sie ab«, fuhr ihr Vater fort. »Eigentlich sind beide Kreisläufe komplett voneinander getrennt, aber wenn man eine Verbindung zwischen beiden herstellen würde, könnte man das Flusswasser direkt zum Reaktorkern leiten. Das würde zwar den Fluss verstrahlen, aber die Belastung des Grundwassers durch eine unkontrollierte Schmelze könnte viel drastischer ausfallen.«
    »Seht ihr«, sagte Rasim mit sichtlichem Stolz.
    »Wie könnte man denn so eine Verbindung herstellen«, fragte Jimmy skeptisch.
    »Das ist der kritische Punkt. Man müsste die Rohre des Primärkreislaufs zum Sekundärkreislauf hin öffnen, zum Beispiel durch Bohrungen. Aber angesichts der Dringlichkeit wahrscheinlich eher mittels einer gezielten Sprengung.«
    »Sprengung?«, wiederholte Rasim. »Klingt cool.«
    »Und wie kommen wir dorthin?«
    Coopers Vater lehnte sich mit einem schmerzerfüllten Stöhnen wieder zurück. »Der Wärmetauscher befindet sich direkt neben der Brennkammer.«
    »Das heißt«, fragte Cooper ängstlich, »man muss in dieses Ding hinein?«
    Ihr Vater nickte.
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte Jimmy.
    »Du meinst, wenn

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