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Elysion: Roman (German Edition)

Elysion: Roman (German Edition)

Titel: Elysion: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Elbel
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man von der extremen Hitze und dem Verstrahlungsrisiko absieht?«, sagte Coopers Vater mit schwacher Stimme.
    »Echt lustig, alter Mann.«
    Alle schwiegen. Coopers Blick wanderte von einem Gesicht zum anderen. Der Blick ihres Vaters klebte an den Bildschirmen, als ob er sich dort immer noch eine Antwort auf ihre Probleme erhoffte. Der Blutfleck auf seinem Druckverband weitete sich immer mehr aus.
    Jimmy war in tiefes Brüten versunken, während Rasim nervös von einem Fuß auf den anderen trat. Cooper hatte sich schon lange nicht mehr so hoffnungslos gefühlt wie in diesem Moment. Das Schlimmste an allem war, dass es nichts als ihr eigener Egoismus war, der sie in diese Lage gebracht hatte. Dieser Egoismus, dem sie nicht nur ihr altes Leben, sondern auch ihre einzigen Freunde geopfert hatte.
    Stacy hatte versucht, sie von der Suche nach ihrem Vater abzuhalten, aber sie hatte nicht auf ihre Freundin hören wollen. Und nun war Stacy irgendwo in dieser unterirdischen Todesfalle verschwunden. Und Brent war aller Wahrscheinlichkeit nach jämmerlich ertrunken, in der Dunkelheit des Kanals, von dem sie mittlerweile wusste, dass er zu dem Reaktor führte.
    Sie hatte ihre Freunde hinsichtlich ihrer wahren Motive belogen, sodass sich diese auf eine Reise in den eigenen Untergang begeben hatten. Wie es aussah, konnte sie nicht einmal mehr darauf hoffen, Big Mama ihr Medikament zu bringen. Auch sie würde Cooper also auf dem Gewissen haben. Und was hatte ihr all das eingebracht?
    Ihr Blick fiel wieder auf ihren Vater, der erneut auf der Tastatur herumklapperte. Kindermörder, klang es in ihrem Kopf. Aber es war schwer, dieses Wort mit dem erbarmungswürdigen Schatten in Einklang zu bringen, der sich vor ihr im gespenstischen Grün des Notlichts auf dem Stuhl über das Schaltpult krümmte.
    »Was machst du da noch?«, fragte sie.
    »Es ist zu gefährlich«, sagte er, ohne sie anzusehen. »Ich suche nach Alternativen.«
    »Zu gefährlich für dich vielleicht«, sagte sie mit leiser Bitterkeit in der Stimme.
    Er schien sie nicht gehört zu haben, hackte weiter auf die Tasten ein, während auf den Bildschirmen vor ihm immer wieder neue Daten und Darstellungen aufflimmerten.
    Mit einer Kopfbewegung forderte sie Jimmy und Rasim auf, zu ihr zu kommen. Die beiden tauschten einen irritierten Blick aus, dann stellten sie sich dicht neben sie.
    »Ich muss mit euch sprechen«, flüsterte sie. »Lasst uns da rübergehen.«
    Sie wies auf die offen stehende Tür eines Nebenraums, in dem sich eine kleine Küchennische befand. In dem Kabuff hatten sich wohl früher die Techniker ihren Kaffee gebraut und Zigaretten geraucht. Was Cooper mit den beiden Jungen zu besprechen hatte, sollte ihr Vater nicht hören, und der war so vertieft in das, was die Bildschirme ihm zeigten, dass er überhaupt nicht bemerkte, wie die drei jungen Leute im Nebenraum verschwanden.

    Rennen.
    Ein gehetzter Blick über die Schulter.
    Die Lungen brannten bei jedem Atemzug.
    Weiter, nur weiter.
    Schneller.
    Das bizarre Wesen war direkt hinter ihm. Es glitt über den glatten Boden des Flurs wie ein Eisläufer.
    Wieder ein Blick über die Schulter. Eine Hand schwebte schon neben seinem Ohr.
    David riss den Kopf wieder nach vorn …
    Und prallte gegen die Rundung des Flurs!
    Er taumelte, fing sich wieder, stolperte weiter.
    Das Bild des Wesens hatte sich in seine Netzhaut gebrannt.
    Halb Mensch, halb Malach.
    Eine Sekunde ein schlaksiger Junge, in der nächsten hautloses Monster. Die Oberfläche seines Körpers schien in kontinuierlich pulsierenden Wellen zwischen der einen und der anderen Gestalt hin- und herzuwechseln, als könnte sich seine Natur nicht zwischen den beiden Zuständen entscheiden.
    Ein Stück weit vor ihm hastete McCann, die leer geschossene Pistole noch immer in der Rechten.
    Ein ganzes Magazin hatte er durch die flimmernde Brust des Halbmalach gejagt. Die Kreatur hatte sie nur ausgelacht, mit dieser widerlichen Stimme, und ihnen dabei Zähne wie aus Glas präsentiert.
    Während David weiter hinter McCann den Flur entlanghetzte, trieben ihm Fetzen des kurzen Zwiegesprächs zwischen McCann und der Kreatur durch den Kopf. Irgendetwas über eine Monica. Eine Hütte. Rache. David konnte sich kaum vorstellen, dass McCann irgendeine gemeinsame Vergangenheit mit diesem Scheusal verband.
    Eine plötzliche Bewegung vor ihm riss ihn in die Gegenwart.
    McCanns Pistole.
    Sie flog direkt auf sein Gesicht zu.
    Du verdammtes …
    Er riss den Kopf nach

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