Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
Vom Netzwerk:
schoß em­por und zer­flat­ter­te. Dann ka­men die
fer­nen Si­gna­le der Feu­er­wehr her­über.
    Er wuß­te nicht, wie lan­ge er ge­war­tet hat­te; Zeit war im La­ger ein be­lang­lo­ser
Be­griff.
    Aber plötz­lich hör­te er durch das un­ru­hi­ge Dun­kel Stim­men und dann Schrit­te.
    Er kroch un­ter dem Man­tel Le­bent­hals her­vor nä­her an den Draht her­an und
horch­te.
    Es wa­ren leich­te Schrit­te, die von links ka­men. Er blick­te zu­rück; das La­ger
war sehr dun­kel, und er konn­te nicht ein­mal mehr die Mu­sel­män­ner se­hen, die zur
La­tri­ne stol­per­ten. Da­für hör­te er, wie ei­ner der Pos­ten den Mäd­chen et­was
nachrief: »Wer­de um zwölf ab­ge­löst. Tref­fe euch doch noch, was?«
    »Klar, Ar­thur.«
    Die Schrit­te ka­men nä­her. Es dau­er­te noch ei­ne Wei­le, bis 509 die Um­ris­se der
Mäd­chen va­ge ge­gen den Him­mel er­ken­nen konn­te. Er sah nach den
Ma­schi­nen­ge­wehr­tür­men hin­über. Es war so die­sig und dun­kel, daß er die Pos­ten
nicht se­hen konn­te – und sie ihn des­halb auch nicht. Vor­sich­tig be­gann er zu
zi­schen.
    Die Mäd­chen blie­ben ste­hen. »Wo bist du?« flüs­ter­te ei­ne.
    509 hob den Arm und wink­te.
    »Ach da. Hast du das Geld?«
    »Ja. Was habt ihr?«
    »Gib erst den Zas­ter her. Drei Mark.«
    Das Geld war mit ei­nem lan­gen Stock in ei­nem Beu­tel, an dem sich ein Bind­fa­den
be­fand, un­ter dem Sta­chel­draht hin­weg auf den Weg ge­scho­ben wor­den. Ei­nes der
Mäd­chen bück­te sich, nahm es her­aus und zähl­te es rasch. Dann sag­te es: »Hier,
paß auf!«
    Die bei­den hol­ten Kar­tof­feln aus den Ta­schen ih­rer Män­tel und war­fen sie durch
den Draht. 509 ver­such­te, sie in Le­bent­hals Man­tel auf­zu­fan­gen. »Jetzt kommt
das Brot«, sag­te das di­cke­re Mäd­chen. 509 sah, wie die Schei­ben durch den Draht
se­gel­ten. Er fisch­te sie rasch zu­sam­men.
    »So, das ist al­les.« Die Mäd­chen woll­ten wei­ter­ge­hen.
    509 zisch­te.
    »Was?« frag­te die Di­cke­re.
    »Könnt ihr mehr brin­gen?«
    »Nächs­te Wo­che.«
    »Nein. Wenn ihr von der Ka­ser­ne zu­rück­kommt. Die ge­ben euch doch dort, was ihr
wollt.«
    »Bist du der­sel­be, wie im­mer?« frag­te das di­cke­re Mäd­chen und beug­te sich vor.
    »Die se­hen doch al­le gleich aus, Frit­zi«, sag­te die an­de­re.
    »Ich kann hier war­ten«, flüs­ter­te 509. »Ich ha­be noch Geld.«
    »Wie­viel?«
    »Drei.«
    »Wir müs­sen los, Frit­zi«, sag­te das an­de­re Mäd­chen. Sie mar­kier­ten wäh­rend der
Zeit Schrit­te auf der Stel­le, da­mit die Pos­ten nicht hö­ren soll­ten, daß bei­de
nicht wei­ter­gin­gen.
    »Ich kann die gan­ze Nacht war­ten. Fünf Mark.«
    »Du bist ein Neu­er, was?« frag­te Frit­zi. »Wo ist der an­de­re? Tot?«
    »Krank. Hat mich her­ge­schickt. Fünf Mark. Viel­leicht auch mehr.«
    »Los, Frit­zi. Wir kön­nen nicht so lan­ge hier ste­hen blei­ben.«
    »Schön. Wir wer­den se­hen. War­te mei­net­we­gen hier.«
    Die Mäd­chen gin­gen wei­ter. 509 hör­te ih­re Rö­cke ra­scheln.
    Er kroch zu­rück, zog den Man­tel hin­ter sich her und leg­te sich er­schöpft
nie­der. Er hat­te das Ge­fühl zu schwit­zen; aber er war ganz tro­cken.
    Als er sich um­dreh­te, sah er Le­ben­thal. »Ge­klappt?« frag­te Leo.
    »Ja. Die Kar­tof­feln hier und das Brot.«
    Le­ben­thal beug­te sich nie­der. »Die­se Bies­ter«, sag­te er dann.
    »Was für Blut­sau­ger! Das sind ja fast Prei­se wie hier im La­ger! Ei­ne Mark
fünf­zig wä­re ge­nug ge­we­sen. Für drei Mark hät­te Wurst da­bei sein müs­sen. Das
kommt da­von, wenn man so was nicht sel­ber macht!«
    509 hör­te nicht zu. »Laß uns tei­len, Leo«, sag­te er.
    Sie kro­chen hin­ter die Ba­ra­cke und leg­ten die Kar­tof­feln und das Brot
aus­ein­an­der.
    »Die Kar­tof­feln brau­che ich«, sag­te Le­ben­thal. »Zum Han­del, mor­gen.«
    »Nein. Wir brau­chen jetzt al­les selbst.«
    Le­ben­thal blick­te auf. »So? Und wo­her soll ich Geld für das nächs­te mal
krie­gen?«
    »Du hast doch noch was.«
    »Was du nicht al­les weißt!«
    Sie hock­ten sich plötz­lich wie Tie­re auf al­len vie­ren ge­gen­über und sa­hen sich
in die ein­ge­sun­ke­nen Ge­sich­ter.
    »Sie kom­men heu­te Abend zu­rück und brin­gen mehr«,

Weitere Kostenlose Bücher