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E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Funke Leben
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wei­te­res.«
    Wie­se hat­te we­nig In­ter­es­se dar­an; er hat­te die Ar­mee nur als Vor­wand be­nutzt.
    Neu­bau­er wuß­te das eben­falls. Wie­se zerr­te ner­vös an sei­nem Schnurr­bart. »Ich
ver­ste­he das al­les nicht. Ich ha­be bis­her im­mer oh­ne wei­te­res Leu­te be­kom­men.«
    »Für Ex­pe­ri­men­te? Von mir?«
    »Hier vom La­ger.«
    »Da muß ein Irr­tum vor­lie­gen.« Neu­bau­er griff zum Te­le­fon. »Ich wer­de mich
ein­mal er­kun­di­gen.«
    Er brauch­te sich nicht zu er­kun­di­gen, er wuß­te auch so Be­scheid. Nach ein paar
Fra­gen leg­te er den Hö­rer nie­der.
    »Ganz, wie ich ver­mu­tet ha­be, Herr Dok­tor. Sie ha­ben frü­her Leu­te für leich­te
Ar­beit an­ge­for­dert und be­kom­men. So et­was macht un­ser Ar­beitsamt oh­ne
For­ma­li­tä­ten. Wir ver­sor­gen täg­lich Dut­zen­de von Be­trie­ben mit
Ar­beits­kom­man­dos. Die Leu­te blei­ben da­bei dem La­ger un­ter­stellt. Ihr Fall heu­te
liegt an­ders. Sie ver­lan­gen die­ses Mal Leu­te für kli­ni­sche Ex­pe­ri­men­te. Das
macht ei­ne Über­wei­sung not­wen­dig. Die Leu­te ver­las­sen da­mit of­fi­zi­ell das
La­ger. Da­für brau­che ich einen Be­fehl.«
    Wie­se schüt­tel­te den Kopf. »Das ist doch eins wie das an­de­re«, er­klär­te er
är­ger­lich. »Frü­her sind die Leu­te eben­so für Ex­pe­ri­men­te be­nutzt wor­den wie
jetzt.«
    »Da­von weiß ich nichts.« Neu­bau­er lehn­te sich zu­rück. »Ich weiß nur, was in den
Ak­ten steht. Und ich glau­be, es ist bes­ser, wir las­sen es da­bei. Sie ha­ben
zwei­fel­los kein In­ter­es­se dar­an, die Auf­merk­sam­keit der Be­hör­den auf einen
sol­chen Irr­tum zu len­ken.«
    Wie­se schwieg einen Mo­ment. Er merk­te, daß er sich selbst ge­fan­gen hat­te.
»Hät­te ich Leu­te be­kom­men, wenn ich sie für leich­te Ar­beit an­ge­for­dert hät­te?«
frag­te er dann.
    »Si­cher­lich. Da­für ist un­ser Ar­beitsamt ja da.«
    »Gut. Dann bit­te ich um sechs Leu­te für leich­te Ar­beit.«
    »Aber, Herr Stabs­arzt!« Neu­bau­er ge­noß die Si­tua­ti­on mit vor­wurfs­vol­lem
Tri­umph. »Mir feh­len, of­fen ge­stan­den, die Grund­la­gen für einen so plötz­li­chen
Wech­sel ih­rer Wün­sche. Erst wol­len Sie Leu­te ha­ben, die kör­per­lich mög­lichst
weit her­un­ter sind, und dann ver­lan­gen Sie sie für leich­te Ar­beit. Das ist doch
ein Wi­der­spruch! Wer bei uns kör­per­lich weit ge­nug her­un­ter ist, kann nicht
ein­mal mehr Strümp­fe stop­fen, das kön­nen Sie mir glau­ben. Wir sind hier ein mit
preu­ßi­scher Ord­nung ge­führ­tes Er­zie­hungs- und Ar­beits­la­ger ...«
    Wie­se schluck­te, stand brüsk auf und griff nach sei­ner Müt­ze.
    Neu­bau­er er­hob sich eben­falls. Er war zu­frie­den da­mit, Wie­se ge­är­gert zu ha­ben.
Es lag ihm nichts dar­an, sich den Mann völ­lig zum Fein­de zu ma­chen. Man konn­te
nie wis­sen, ob der al­te Gau­lei­ter nicht ei­nes Ta­ges wie­der in Gna­den
auf­ge­nom­men wer­den wür­de. »Ich ha­be einen an­de­ren Vor­schlag, Herr Dok­tor«,
sag­te er des­halb.
    Wie­se dreh­te sich um. Er war blaß. Die Som­mer­spros­sen sta­chen scharf aus sei­nem
kä­si­gen Ge­sicht. »Bit­te?«
    »Wenn Sie die Leu­te so drin­gend brau­chen, könn­ten Sie nach Frei­wil­li­gen fra­gen.
Das er­spart die For­ma­li­tä­ten. Wenn ein Häft­ling der Wis­sen­schaft einen Dienst
leis­ten will, so ha­ben wir nichts da­ge­gen. Es ist nicht ganz of­fi­zi­ell, aber
das neh­me ich auf mei­ne Kap­pe, be­son­ders bei den nutz­lo­sen Fres­sern im Klei­nen
La­ger. Die Leu­te un­ter­schrei­ben ei­ne ent­spre­chen­de Er­klä­rung, fer­tig.«
    Wie­se ant­wor­te­te nicht gleich. »In ei­nem sol­chen Fal­le ist nicht ein­mal ei­ne
Be­zah­lung für Ar­beits­leis­tun­gen nö­tig«, sag­te Neu­bau­er herz­lich. »Die Leu­te
blei­ben of­fi­zi­ell im La­ger. Sie se­hen, ich tue, was ich kann.«
    Wie­se blieb miß­trau­isch. »Ich weiß nicht, wes­halb Sie plötz­lich so schwie­rig
sind. Ich die­ne dem Va­ter­land ...«
    »Das tun wir al­le. Ich bin auch nicht schwie­rig. Nur or­dent­lich. Bü­ro­kram.
Scheint ei­nem wis­sen­schaft­li­chen Ge­nie wie Ih­nen un­nö­tig zu sein; aber für uns
ist es nun mal die

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