Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
auf­merk­sam die Ge­sich­ter in der
Men­ge im­mer noch be­ob­ach­tend – aber die Auf­re­gung schlug um. Er fühl­te sich
plötz­lich leer. Er hat­te sich wie­der ge­täuscht – oder Haa­ke war ihm zum
zwei­ten­mal ent­schlüpft. Aber konn­te man sich zwei­mal täu­schen? Konn­te je­mand
zwei­mal vom Erd­bo­den ver­schwin­den? Da wa­ren noch die Sei­ten­stra­ßen. Haa­ke
konn­te ab­ge­bo­gen sein. Er blick­te die Rue de Pres­bourg ent­lang. Wa­gen, Wa­gen,
und Men­schen, Men­schen. Die ge­schäf­tigs­te Stun­de des Abends. Es hat­te kei­nen
Zweck, sie noch zu durch­su­chen. Wie­der zu spät.
    »Nichts?« frag­te Mo­ro­sow, der ihm ent­ge­gen­kam.
    Ra­vic schüt­tel­te den Kopf. »Ich se­he wahr­schein­lich
wie­der ein­mal Ge­spens­ter.«
    »Hast du ihn er­kannt?«
    »Ich glaub­te es. Eben noch. Jetzt … ich weiß über­haupt
nichts mehr.«
    Mo­ro­sow sah ihn an. »Es gibt vie­le Ge­sich­ter, die sich
ähn­lich se­hen.«
    »Ja, und man­che, die man nie ver­gißt.«
    Ra­vic blieb ste­hen. »Was willst du denn ma­chen?« frag­te
Mo­ro­sow.«
    »Ich weiß es nicht. Was soll ich schon ma­chen?«
    Mo­ro­sow starr­te auf die Men­schen­men­ge.
    »Ver­damm­tes Pech! Ge­ra­de um die­se Zeit. Ge­schäfts­schluß.
Al­les voll...«
    »Ja ...«
    »Und da­zu noch die­ses Licht! Halb­dun­kel. Hast du ihn
ge­nau ge­se­hen?«
    Ra­vic ant­wor­te­te nicht.
    Mo­ro­sow nahm ihn am Arm. »Hör zu«, sag­te er. »Wei­ter hier
durch die Stra­ßen und Quer­stra­ßen zu ren­nen, hat kei­nen Zweck mehr. Wenn du in
ei­ner bist, wirst du glau­ben, er sei ge­ra­de in der nächs­ten. Kei­ne Chan­ce. Laß
uns zu­rück­ge­hen zu Fou­quet’s. Das ist der rich­ti­ge Platz. Von da kannst du
bes­ser be­ob­ach­ten, als wenn du her­um­läufst. Wenn er zu­rück­kom­men soll­te, mußt
du ihn von da se­hen.«
    Sie setz­ten sich an einen Tisch, der am Ran­de stand und
frei nach al­len Sei­ten war. Sie sa­ßen lan­ge da. »Was willst du ma­chen, wenn du
ihn tref­fen soll­test?« frag­te Mo­ro­sow schließ­lich. »Weißt du das schon?«
    Ra­vic schüt­tel­te den Kopf.
    »Denk dar­über nach. Bes­ser, du weißt es vor­her. Es hat
kei­nen Zweck, über­rascht zu wer­den und Dumm­hei­ten zu ma­chen. Be­son­ders nicht in
dei­ner La­ge. Du willst doch nicht für Jah­re ins Ge­fäng­nis.«
    Ra­vic sah auf. Er ant­wor­te­te nicht. Er sah Mo­ro­sow nur
an.
    »Mir wä­re es auch egal«, sag­te Mo­ro­sow. »Mit mir. Aber es
ist mir nicht egal mit dir. Was hät­test du ge­tan, wenn er es jetzt ge­we­sen wä­re
und du ihn er­wi­scht hät­test drü­ben an der Ecke?«
    »Ich weiß es nicht, Bo­ris. Ich weiß es wirk­lich nicht.«
    »Du hast nichts bei dir, wie?«
    »Nein.«
    »Wenn du ihn an­ge­fal­len hät­test, oh­ne Über­le­gung, wä­ret
ihr in ei­ner Mi­nu­te ge­trennt ge­we­sen. Du wä­rest jetzt auf der Po­li­zei, und er
hät­te wahr­schein­lich nur ein paar blaue Fle­cken, das weißt du, wie?«
    »Ja.« Ra­vic starr­te auf die Stra­ße.
    Mo­ro­sow dach­te nach. »Du hät­test höchs­tens ver­su­chen
kön­nen, ihn an ei­ner Kreu­zung un­ter die Au­tos zu sto­ßen. Aber das wä­re auch
un­si­cher ge­we­sen. Er hät­te mit ein paar Schram­men da­von­kom­men kön­nen.«
    »Ich wer­de ihn nicht un­ter ein Au­to sto­ßen.« Ra­vic
starr­te auf die Stra­ße.
    »Das weiß ich. Ich wer­de es auch nicht tun.«
    Mo­ro­sow schwieg ei­ne
Wei­le. »Ra­vic«, sag­te er dann. »Wenn er es war und wenn du ihn triffst, dann
mußt du tod­si­cher sein, das weißt du? Du hast nur ei­ne ein­zi­ge Chan­ce.«
    »Ja,
das weiß ich.« Ra­vic starr­te wei­ter auf die Stra­ße.
    »Wenn du ihn se­hen soll­test, fol­ge ihm. Nichts an­de­res.
Fol­ge ihm nur. Fin­de her­aus, wo er wohnt. Wei­ter nichts. Al­les an­de­re kannst du
spä­ter über­le­gen. Laß dir Zeit. Mach kei­nen Un­sinn, hörst du?«
    »Ja«, sag­te Ra­vic ab­we­send und starr­te auf die Stra­ße.
    Ein Pi­sta­zi­en­ver­käu­fer kam an den Tisch. Ihm folg­te ein
Jun­ge mit künst­li­chen Mäu­sen. Er ließ sie auf der Mar­mor­plat­te tan­zen und auf
sei­nem Är­mel em­por­lau­fen. Der Gei­gen­spie­ler er­schi­en zum zwei­ten­mal. Er spiel­te
jetzt »Par­lez moi d’amour« und trug einen Hut. Ei­ne al­te Frau

Weitere Kostenlose Bücher