Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arc de Triomphe
Vom Netzwerk:
sie, »wenn man ein paar Wo­chen im Bett ge­le­gen hat und wie­der
ge­hen kann.«
    »Sie brau­chen nicht mehr hier­zu­blei­ben, wenn Sie nicht
wol­len. Sie kön­nen im ›Lan­cas­ter‹ woh­nen, wenn Sie ei­ne Schwes­ter mit­neh­men.«
    Ka­te Hegström schüt­tel­te den Kopf. »Ich blei­be hier, bis
ich rei­sen kann. Hier bin ich vor all­zu vie­len Dai­sys ge­schützt.«
    »Wer­fen Sie sie ’raus, wenn sie kom­men. Nichts ist
an­stren­gen­der als Ge­schwätz.«
    Sie streck­te sich vor­sich­tig im Bett aus. »Kön­nen Sie
sich den­ken, daß die­se Dai­sy trotz ih­rer Klat­sche­rei­en ei­ne groß­ar­ti­ge Mut­ter
ist? Sie er­zieht ih­re bei­den Kin­der aus­ge­zeich­net.«
    »Das kommt vor«, er­klär­te Ra­vic un­ge­rührt.
    Sie zog die De­cke über sich. »Ei­ne Kli­nik ist wie ein
Kon­vent«, sag­te sie. »Man lernt die ein­fachs­ten Sa­chen wie­der schät­zen. Ge­hen,
At­men, Se­hen.«
    »Ja. Das Glück liegt nur um uns her­um. Wir brau­chen es
bloß auf­zu­he­ben.«
    Sie sah ihn an.
    »Ich mei­ne das wirk­lich, Ra­vic.«
    »Ich auch, Ka­te. Nur ein­fa­che Din­ge ent­täu­schen nie. Und
mit Glück kann man gar nicht weit ge­nug un­ten an­fan­gen.«
    Jean­not lag im Bett, einen Hau­fen Bro­schü­ren über die
De­cke ver­streut.
    »Warum machst du kein Licht?« frag­te Ra­vic.
    »Ich kann noch ge­nug se­hen. Ich ha­be gu­te Au­gen.«
    Die Bro­schü­ren wa­ren Be­schrei­bun­gen künst­li­cher Bei­ne.
Jean­not hat­te sie sich auf al­le mög­li­che Wei­se be­sorgt. Sei­ne Mut­ter hat­te ihm
die letz­ten ge­bracht. Er zeig­te Ra­vic einen be­son­ders far­bi­gen Pro­spekt. Ra­vic
dreh­te das Licht an. »Die­ses ist das teu­ers­te«, sag­te Jean­not.
    »Es ist nicht das bes­te«, er­wi­der­te Ra­vic.
    »Aber es ist das teu­ers­te. Ich wer­de der Ver­si­che­rung
er­klä­ren, daß ich es ha­ben muß. Ich will es na­tür­lich über­haupt nicht ha­ben.
Die Ver­si­che­rung soll es nur be­zah­len. Ich will einen Holz­stumpf ha­ben und das
Geld.«
    »Die Ver­si­che­rung hat Ver­trau­en­särz­te, die al­les
kon­trol­lie­ren, Jean­not.«
    Der Jun­ge rich­te­te sich auf. »Mei­nen Sie, daß sie mir
kein Bein be­wil­li­gen wer­den?«
    »Doch. Viel­leicht nicht das teu­ers­te. Aber sie wer­den dir
nicht das Geld ge­ben; sie wer­den da­für sor­gen, daß du es wirk­lich be­kommst.«
    »Dann muß ich es neh­men und so­fort zu­rück­ver­kau­fen. Da­bei
ver­lie­re ich na­tür­lich. Glau­ben Sie, daß zwan­zig Pro­zent Ver­lust ge­nug sind?
Ich wer­de es zu­erst mit zehn an­bie­ten. Viel­leicht kann man mit dem Händ­ler
vor­her re­den. Was geht es die Ver­si­che­rung an, ob ich das Bein neh­me? Be­zah­len
muß sie es; al­les an­de­re kann ihr doch egal sein – oder nicht?«
    »Na­tür­lich. Du kannst es ja ein­mal ver­su­chen.«
    »Es wür­de et­was aus­ma­chen. Wir könn­ten für das Geld schon
die The­ke und ei­ne Aus­stat­tung für ei­ne klei­ne Cre­me­rie kau­fen.« Jean­not lach­te
ver­schmitzt. »So ein Bein mit Ge­lenk und al­lem ist Gott sei Dank ziem­lich
teu­er. Prä­zi­si­ons­ar­beit. Das ist gut.«
    »War schon je­mand von der Ver­si­che­rung da?«
    »Nein. Für das Bein und die Ab­fin­dung noch nicht. Nur für
die Ope­ra­ti­on und die Kli­nik. Müs­sen wir einen Rechts­an­walt neh­men? Was glau­ben
Sie? Es war ro­tes Licht! Ganz be­stimmt! Die Po­li­zei ...«
    Die Schwes­ter kam mit dem Abendes­sen. Sie stell­te es auf
den Tisch ne­ben Jean­not. Der Jun­ge sag­te nichts, bis sie fort war. »Es gibt
hier viel zu es­sen«, sag­te er dann. »So gut ha­be ich es nie ge­habt. Ich kann es
nicht al­lein auf­es­sen. Mei­ne Mut­ter kommt im­mer und ißt den Rest. Es ist ge­nug
für uns bei­de. Sie spart so. Das Zim­mer hier kos­tet oh­ne­dies sehr viel.«
    »Das be­zahlt die Ver­si­che­rung. Es ist ganz gleich, wo du
liegst.«
    Ein Schim­mer husch­te über das graue Ge­sicht des Jun­gen.
»Ich ha­be mit Dok­tor Ve­ber ge­spro­chen. Er gibt mir zehn Pro­zent. Die Rech­nung
für das, was es kos­tet, schickt er an die Ver­si­che­rung. Die be­zahlt es; aber er
gibt mir zehn Pro­zent in bar zu­rück.«
    »Du bist tüch­tig, Jean­not.«
    »Man muß tüch­tig sein, wenn man arm ist!«
    »Das stimmt. Hast du

Weitere Kostenlose Bücher