E.M. Remarque
noch wert?»
«Nehmen
Sie das Denkmal», erwidere ich. «Uns soll es recht sein.»
Der
Kampf dauert noch eine Viertelstunde. Dann schließen wir einen Vergleich. Wir
zahlen die Hälfte der Anzahlung sofort zurück. Den Rest in zwei Wochen. Die
Lieferung in Naturalien bleibt bestehen. Ralph kann nichts gegen uns machen.
Die Inflation ist für einmal auf unserer Seite. Zahlen sind Zahlen vor Gericht,
immer noch, ganz gleich, was sie bedeuten. Wollte er auf Rückzahlung klagen, so
würde Emilie ihr Geld vielleicht in einem Jahr zugesprochen bekommen – immer
noch dieselbe, dann völlig wertlose Summe. Ich verstehe Georg jetzt – wir
kommen gut bei dem Geschäft weg. Die Anzahlung gilt nur noch ein Bruchteil von
dem, was sie wert war, als wir sie erhielten.
«Was
machen wir aber mit dem Mausoleum?» frage ich ihn, nachdem die Verlobten fort
sind. «Wollen wir es als Privatkapelle benutzen?»
«Wir
ändern das Dach etwas. Kurt Bach kann einen trauernden Löwen draufsetzen oder
einen marschierenden Soldaten – zur Not auch einen Engel oder die weinende
Germania –, zwei der Fenster nehmen wir raus und ersetzen sie durch
Marmorplatten, auf die Namen eingemeißelt werden können – und damit ist das
Mausoleum ...»
Er
hält inne. «Ein kleineres Kriegerdenkmal», ergänze ich. «Aber Kurt Bach kann
keine frei stehenden Engel modellieren – auch keine Soldaten und keine
Germania. Er kann sie höchstens im Relief. Wir müssen bei unserem alten Löwen
bleiben. Dafür ist aber das Dach zu schmal. Ein Adler wäre besser.»
«Wozu?
Der Löwe kann eine Pfote über das Postament herunterhängen lassen. Dann geht
es.»
«Wie
wäre es mit einem Bronzelöwen? Die Metallwarenfabriken liefern Bronzetiere in
allen Größen.»
«Eine
Kanone», sagt Georg sinnend. «Eine zerschossene Kanone wäre mal was Neues.»
«Nur
für ein Dorf, in dem nichts anderes als Artilleristen gefallen sind.»
«Hör
zu», sagt Georg. «Laß deine Phantasie spielen. Mach ein paar Zeichnungen,
möglichst groß und am besten farbig. Wir werden dann sehen!»
«Wie
wäre es, wenn wir den Obelisken in das Arrangement hineinarbeiten könnten? Dann
schlügen wir zwei Fliegen mit einer Klappe.»
Georg
lacht. «Wenn du das fertigbringst, bestelle ich für dich als Bonus eine ganze
Kiste Reinhardtshauser 1921. Ein Wein zum Träumen.»
«Es
wäre besser, wenn du ihn in einzelnen Flaschen auf Vorschuß liefertest. Die
Inspiration kommt dann leichter.»
«Gut,
fangen wir mit einer an. Gehen wir zu Eduard.»
Eduard
bewölkt sich wie üblich, als er uns sieht. «Freuen Sie sich, Herr Knobloch»,
sagt Georg und zieht eine Handvoll Geldscheine aus der Tasche. «Bares Geld
lacht Sie heute an!»
Eduard
entwölkt sich. «Tatsächlich? Na ja, es mußte ja endlich einmal kommen. Einen
Fensterplatz?»
In
der Weinabteilung sitzt schon wieder Gerda. «Bist du hier Dauergast?» frage ich
sauer.
Sie
lacht unbefangen. «Ich bin hier geschäftlich.»
«Geschäftlich?»
«Geschäftlich,
Herr Untersuchungsrichter», wiederholt Gerda.
«Dürfen
wir Sie dieses Mal zum Essen einladen?» fragt Geoerg und gibt mir einen Stoß
mit dem Ellbogen, mich nicht wie ein Maultier zu benehmen.
Gerda
sieht uns an. «Noch einmal kommen wir sicher nicht damit durch, daß ich euch
einlade, was?»
«Bestimmt
nicht», sage ich, kann mich aber nicht enthalten, hinzuzufügen: «Eduard würde
lieber die Verlobung auflösen.»
Sie
lacht und äußerst sich nicht dazu. Sie trägt ein sehr hübsches Kleid aus
tabakfarbener Rohseide. Was für ein Esel bin ich gewesen! denke ich. Da sitzt
ja das Leben selbst, und ich habe es in meinem konfusen Größenwahn nicht
kapiert!
Eduard
erscheint und bewölkt sich wieder, als er uns mit Gerda sieht. Ich merke, wie
er kalkuliert. Er
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