Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
E.M. Remarque

E.M. Remarque

Titel: E.M. Remarque Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der schwarze Obelisk
Vom Netzwerk:
glaubt, daß wir ge­lo­gen ha­ben und er­neut schma­rot­zen wol­len.
«Wir ha­ben Fräu­lein Schnei­der zum Es­sen ein­ge­la­den», sagt Ge­org. «Wir fei­ern
Lud­wigs Kon­fir­ma­ti­on. Er reift lang­sam zum Man­ne her­an. Nimmt nicht mehr an,
daß die Welt nur sei­net­we­gen exis­tie­re.»
    Ge­org
hat mehr Au­to­ri­tät als ich. Eduard er­hellt sich wie­der. «Es gibt köst­li­che
Hühn­chen!» Er spitzt den Mund, als woll­te er pfei­fen.
    «Bring
ru­hig das nor­ma­le Mit­tages­sen», sa­ge ich. «Bei dir ist im­mer al­les vor­züg­lich.
Und da­zu ei­ne Fla­sche Schloß Rein­hardtshau­se­ner 1921!»
    Ger­da
blickt auf. «Wein am Mit­tag? Habt ihr in der Lot­te­rie ge­won­nen? Warum kommt ihr
dann nie mehr in die Ro­te Müh­le?»
    «Wir
ha­ben nur ein klei­nes Los ge­won­nen», er­wi­de­re ich. «Trittst du denn da im­mer
noch auf?»
    «Das
weißt du nicht? Schä­me dich! Eduard weiß es. Ich ha­be al­ler­dings vier­zehn Ta­ge
aus­ge­setzt. Aber am Ers­ten fan­ge ich ein neu­es En­ga­ge­ment an.»
    «Dann
kom­men wir», er­klärt Ge­org. «Und wenn wir ein Mau­so­le­um be­lei­hen müs­sen!»
    «Dei­ne
Freun­din war ges­tern abend auch da», sagt Ger­da zu mir.
    «Er­na?
Das ist nicht mei­ne Freun­din. Mit wem war sie da?»
    Ger­da
lacht. «Was geht es dich an, wenn sie nicht mehr dei­ne Freun­din ist?»
    «Sehr
viel», er­wi­de­re ich. «Es dau­ert lan­ge, bis man aus­ge­zuckt hat, auch wenn es nur
noch me­cha­nisch ist, wie bei Frosch­bei­nen und dem gal­va­ni­schen Strom. Erst wenn
man ganz ge­trennt ist, wird man wirk­lich in­ter­es­siert an al­lem, was den an­de­ren
an­geht. Ei­nes der Pa­ra­do­xe der Lie­be.»
    «Du
denkst zu viel. Das ist im­mer schäd­lich.»
    «Er
denkt nicht rich­tig», sagt Ge­org. «Sein In­tel­lekt ist ei­ne Brem­se für sei­ne
Emo­tio­nen – an­statt ein Vor­spann zu sein.»
    «Kin­der,
seid ihr al­le klug!» er­klärt Ger­da. «Kommt ihr da­bei zwi­schen­durch auch zu
et­was Spaß im Le­ben?»
    Ge­org
und ich se­hen uns an. Ge­org lacht. Ich bin be­trof­fen. «Den­ken ist un­ser Spaß»,
sa­ge ich und weiß, daß ich lü­ge.
    «Ihr
ar­men Wür­mer! Dann eßt we­nigs­tens or­dent­lich.»
    Der
Rein­hardtshau­se­ner hilft uns wie­der her­aus. Eduard öff­net ihn selbst und
ver­kos­tet ihn. Er mar­kiert den Wein­ken­ner, der pro­biert, ob der Wein kor­kig
sei. Da­zu gießt er sich ein mitt­le­res Glas voll ein. «Ex­zel­lent!» sagt er mit
fran­zö­si­schem Aus­laut und gur­gelt und schlägt mit den Au­gen­li­dern.
    «Ech­te
Wein­ken­ner brau­chen zum Pro­bie­ren nur ein paar Trop­fen», sa­ge ich.
    «Ich
nicht. Nicht bei so ei­nem Wein. Ich möch­te euch doch nur das Bes­te ser­vie­ren!»
    Wir
er­wi­dern nichts; wir ha­ben un­se­ren Trumpf in Re­ser­ve. Wir wer­den das Es­sen für
Ger­da und uns mit den un­er­schöpf­li­chen Mar­ken be­zah­len.
    Eduard
schenkt ein. «Wollt ihr mich nicht auch zu ei­nem Gläs­chen ein­la­den?» fragt er
frech.
    «Nach­her»,
er­wi­de­re ich. «Wir trin­ken mehr als ei­ne Fla­sche. Beim Es­sen aber störst du, weil
du ei­nem wie ein Bern­har­di­ner die Bis­sen in den Mund zählst.»
    «Nur,
wenn ihr als Pa­ra­si­ten mit eu­ren Mar­ken an­kamt.» Eduard tän­zelt um Ger­da her­um
wie ein Mit­tel­schul­leh­rer, der Wal­zer übt.
    Ger­da
un­ter­drückt einen Lach­an­fall. Ich ha­be sie un­ter dem Tisch an­ge­sto­ßen, und sie
hat so­fort be­grif­fen, was wir für Eduard in Re­ser­ve ha­ben.
    «Kno­b­loch!»
brüllt plötz­lich ei­ne mar­ki­ge Kom­man­do­stim­me.
    Eduard
fährt hoch, als hät­te er einen Tritt in den Hin­tern be­kom­men. Hin­ter ihm steht
dies­mal, un­schul­dig lä­chelnd, Renée de la Tour selbst. Er un­ter­drückt einen
Fluch. «Daß ich auch im­mer wie­der dar­auf rein­fal­le!»
    «Äge­re
dich nicht», sa­ge ich. «Das ist dein treu­deut­sches Blut. Das edels­te
Ver­mächt­nis dei­ner ge­hor­sa­men Vor­fah­ren.»
    Die
Da­men be­grü­ßen sich wie lä­cheln­de Kri­mi­nal­po­li­zis­ten.
    «Welch
hüb­sches Kleid, Ger­da», gurrt Renée. «Scha­de, daß ich so et­was nicht tra­gen
kann! Ich bin zu dünn da­zu.»
    «Das
macht nichts», er­wi­dert Ger­da. «Ich fand die vor­jäh­ri­ge Mo­de auch

Weitere Kostenlose Bücher