E.M. Remarque
zu zittern. «Wir
möchten den Stein trotzdem gleich haben. Kann man ihn nicht – kann man ihn
nicht so setzen, daß er nicht einsinkt?»
«Wir
müssen dann ein Extra-Fundament machen. Eins für den Stein, vor der Beerdigung.
Wollen Sie das?»
Die
Frau nickt. «Sie sollen ihre Namen drauf haben», sagt sie. «Sie sollen nicht
einfach so daliegen. Es ist besser, wenn sie ihre Namen gleich darauf haben.»
Sie
gibt mir die Nummer der Grabstelle. «Ich möchte das sofort bezahlen», sagt sie.
«Wieviel macht es?»
Sie
öffnet das schwarze Lederportemonnaie wieder. Ich sage ihr, verlegen wie Wilke,
den Preis. «Heute ist gleich alles in Millionen und Milliarden», füge ich
hinzu.
Es
ist sonderbar, wie man manchmal schon an der Art, wie sie Geld zusammenfalten,
sehen kann, ob Leute ordentlich und ehrlich sind oder nicht. Die Frau öffnet
einen Schein nach dem anderen und legt ihn auf den Tisch neben die Granit- und
Kalksteinmuster. «Wir hatten das Geld beiseitegelegt für die Schule», sagt sie.
«Es hätte jetzt längst nicht mehr gereicht – hierfür reicht es gerade noch ...»
«Ausgeschlossen!» sagt Riesenfeld.
«Haben Sie denn überhaupt eine Ahnung, was schwarzer schwedischer Granit
kostet? Der kommt von Schweden, junger Mann, und kann nicht mit Wechseln auf
deutsche Mark bezahlt werden! Der kostet Devisen! Schwedische Kronen! Wir haben
nur noch ein paar Blöcke, für Freunde! Die letzten! Sie sind wie blau weiße
Diamanten. Ich gebe euch einen für den Abend mit Madame Watzek – aber zwei!
Sind Sie verrückt geworden? Ebenso könnte ich von Hindenburg verlangen, daß er
Kommunist würde.»
«Welch
ein Gedanke!»
«Na
also! Nehmen Sie die Rarität und versuchen Sie nicht, mehr aus mir
herauszuholen als Ihr Chef. Da Sie Laufjunge und Bürodirektor in einem sind,
brauchen Sie sich ja nicht ums Avancement zu kümmern.»
«Das
sicher nicht. Ich tue es aus reiner Liebe zum Granit. Aus platonischer Liebe
sogar. Ich will ihn nicht einmal selbst verkaufen.»
«Nein?»
fragt Riesenfeld und schenkt sich ein Glas Schnaps ein.
«Nein»,
erwidere.ich. «Ich will nämlich meinen Beruf wechseln.»
«Schon
wieder?» Riesenfeld schiebt seinen Sessel so, daß er Lisas Fenster vor sich
hat.
«Dieses
Mal wirklich.»
«Zurück
zur Schulmeisterei?»
«Nein»,
sage ich, «soviel Einfalt habe ich nicht mehr. Soviel Einbildung auch nicht. Wissen
Sie nichts für mich? Sie kommen doch viel herum.»
«Was?»
fragt Riesenfeld uninteressiert.
«Irgend
etwas in einer großen Stadt. Laufjunge bei einer Zeitung meinetwegen.»
«Bleiben
Sie hier», sagt Riesenfeld. «Hier passen Sie her. Ich würde Sie vermissen.
Warum wollen Sie weg?»
«Das
kann ich Ihnen nicht genau erklären. Wenn ich es könnte, wäre es nicht so
notwendig. Ich weiß es auch nicht immer; nur ab und zu. Dann aber weiß ich es
verdammt klar.»
«Und
jetzt wissen Sie es?»
«Jetzt
weiß ich es.»
«Mein
Gott!» sagt Riesenfeld. «Sie werden sich nochmal hierher zurücksehnen!»
«Bestimmt.
Deshalb will ich fort.»
Riesenfeld
zuckt plötzlich zusammen, als hätte er einen elektrischen Kontakt mit nassen
Pfoten angefaßt. Lisa hat in ihrem Zimmer Licht gemacht und ist ans Fenster
getreten. Sie scheint uns in unserm halbdunklen Büro nicht zu sehen und zieht
sich gemächlich die Bluse aus. Unter der Bluse trägt sie nichts.
Riesenfeld
schnauft laut. «Himmel, Donnerschlag, was für Brüste! Darauf kann man ja glatt
ein Halblitermaß Bier stellen, und das Glas würde nicht ’runterfallen!»
«Auch
ein Gedanke!» sage ich.
Riesenfelds
Augen funkeln. «Macht Frau Watzek so was dauernd?»
«Sie
ist ziemlich unbekümmert. Niemand kann sie sehen – außer uns hier, natürlich.»
«Mensch!»
sagt Riesenfeld. «Und so eine Position wollen Sie aufgeben, Sie Riesenroß?»
«Ja»,
sage ich und schweige, während
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