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Emerald: Hörspiel

Titel: Emerald: Hörspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Stephens , Alexandra Ernst
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Biegung kommen. Er trug einen kleinen Körper über den Schultern.
    Oh nein, dachte sie.
    Dann tauchte Emma neben ihm auf. Sie grinste und winkte.
    Während der Mann den Hirsch unter einem Vordach neben der Hütte aufhängte, erzählte Emma aufgeregt, was geschehen war, dass der Name des Mannes Gabriel war, dass er den Hirsch getötet hatte, dass Michael sich vermutlich unentwegt übergeben hätte …
    »He!«
    »Aber es stimmt doch!«, beharrte Emma.
    »Du hättest nicht allein weggehen dürfen«, sagte Kate. »Es ist zu gefährlich.«

    Emma nickte und gab sich alle Mühe, reumütig dreinzuschauen.
    »Was hast du ihm über uns erzählt?«
    »Ach, na ja … dass wir aus der Zukunft kommen, und auch… von dem Buch.«
    Kate entging nicht, dass Emma nervös mit den Füßen scharrte.
    »Was ist los?«
    »Ach nichts. Nur, als ich ihm von dem Buch erzählte, da … benahm er sich merkwürdig.«
    »Wie merkwürdig?«
    »Ach …«, Emma trat gegen einen Schlammklumpen und zuckte mit den Schultern, »… irgendwie so, als ob er überlegte, ob er mich umbringen soll.«
    »Was?!«
    In diesem Moment kehrte der Mann, den Emma in Gedanken schon Gabriel nannte, zurück und rief sie zum Frühstück.
    Sie aßen an dem Holztisch in der Hütte. Gabriel hatte sein Hemd gewechselt und sich in dem Bach hinter der Hütte das Blut von den Händen gewaschen. Er meinte, er könne tagsüber kein Feuer riskieren. Die Kreischer, die im Tal ausgeschwärmt waren und nach den Kindern suchten, würden den Rauch sehen. Zum Frühstück gäbe es daher nur Brot und Honig und die Beeren, die Emma und er auf dem Rückweg gepflückt hatten.
    Kate und Emma hatten seit dem Morgen, an dem sie in die Vergangenheit gereist waren, nichts mehr gegessen, und Michaels Mahlzeiten mit der Gräfin waren zwar voll des Überflusses gewesen, aber mit magischen Mitteln erschaffen, sodass man sich nur scheinbar satt aß und bereits nach zehn Minuten wieder einen Bärenhunger hatte. Aber trotzdem merkten die Kinder erst
als Gabriel das Essen auftrug, wie hungrig sie waren. Innerhalb weniger Sekunden bissen sie in riesige, dick mit Honig bestrichene Brotscheiben und stopften sich gleichzeitig ganze Hände voll Beeren in den Mund, deren pralle Haut zwischen ihren Zähnen zerplatzte. Irgendwann während der Mahlzeit stellte Gabriel einen Krug Milch auf den Tisch, aus dem er vier Becher eingoss. Michael griff nach seinem, leerte die Hälfte in einem Zug, wirbelte herum und spuckte die Milch quer durch die Hütte.
    Der Mann wirkte unbeeindruckt. »Ziegenmilch«, erklärte er. »Schmeckt sauer, wenn man nicht daran gewöhnt ist. Trinkt, es ist gut für euch.« Und zu Michaels Entsetzen schenkte er ihm den Becher wieder voll.
    Emma nahm einen Schluck und gab sich alle Mühe, nicht das Gesicht zu verziehen. »Schmeckt großartig«, sagte sie und zwang sich zu einem Lächeln. »Ganz toll.«
    Obwohl sie genauso herzhaft zulangte wie ihre Geschwister, behielt Kate ihren Gastgeber im Auge. Er saß ihnen gegenüber und beanspruchte mit seiner mächtigen Gestalt eine gesamte Tischlänge. Er schien sich voll und ganz aufs Essen zu konzentrieren. Gesättigt leckte sich der Mann den Honig von den Fingern, trank seine Milch aus, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und seufzte.
    »Und jetzt«, sagte er, »müsst ihr mir alles erzählen.«
    Normalerweise hätte sich Kate einem solchen Befehl widersetzt. Es war ihr zur zweiten Natur geworden, so wenig wie möglich über sich selbst und ihre Geschwister preiszugeben. Aber als der Mann seinen Blick auf sie heftete, fühlte Kate das Gleiche, was Emma vorhin gefühlt hatte. Irgendetwas an ihm forderte die Wahrheit ein.
    Und so erzählte sie erneut ihre Geschichte, vom Verschwinden
ihrer Eltern, von ihrer Odyssee durch etliche Waisenhäuser und wie sie schließlich hier, in Cambridge Falls, gelandet waren.
    »Wie ist es in Cambridge Falls in eurer Zeit?«, wollte der Mann wissen.
    Kate beschrieb das kahle, wüste Land, von dem die Bäume verschwunden waren, und die verängstigten und abweisenden Menschen. Sie erzählte, dass es keinen Damm mehr gab, der den Fluss aufhielt, und dass das Wasser ungehindert durch die Schlucht und über die Klippen strömte. Sie meinte, dass Wölfe die einzigen Tiere seien, die in der Nacht aus ihrem Versteck kamen. Und dass es keine Kinder gäbe.
    »Was ist mit der Hexe?« Die Stimme des Mannes klang ruhig, aber der Hass stand ihm in seine dunklen Augen geschrieben. »Ist sie immer noch da?«
    Kate

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