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Emil oder Ueber die Erziehung

Emil oder Ueber die Erziehung

Titel: Emil oder Ueber die Erziehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Jacques Rousseau
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Festmahlzeiten im Kreise seiner Familie hat er Fleisch gegessen. Er pflegte mit Sonnenaufgang aufzustehen und mit Sonnenuntergang zu Bett zu gehen, falls ihn seine Pflichten nicht daran hinderten. Gegenwärtig steht er in seinem 113. Lebensjahre, hört vortrefflich, befindet sich wohl und geht ohne Stock. Trotz seines hohen Alters ist er keinen Augenblick unthätig und jeden Sonntag geht er in Begleitung seiner Kinder, Enkel und Urenkel nach seiner Pfarrkirche.«
    [22] Die Frauen essen Brod, Gemüse, Milchspeisen: die Hündinnen und Katzen gehen derselben Nahrung nach; sogar die Wölfinnen grasen. Diese Nahrung gibt ihnen die vegetabilischen Säfte zu ihrer Milch. Es bleibt noch die Milch derjenigen Thierarten zu untersuchen übrig, welche einzig und allein auf Fleischnahrung angewiesen sind, falls es, was ich bezweifle, überhaupt solche gibt.
    [23] Obgleich sich die Säfte, die uns ernähren, in flüssigem Zustande befinden, so müssen sie doch erst aus festen Nahrungsmitteln herausgezogen werden. Ein Arbeiter, welcher ausschließlich von Fleischsuppe leben würde, müßte sehr bald zu Grunde gehen. Weit besser könnte er sich mir Milch erhalten, weil dieselbe gerinnt.
    [24] Diejenigen, welche sich noch weiter mit den Vortheilen und Nachtheilen der pythagoreischen Lebensweise bekannt zu machen wünschen, mögen sich in den Abhandlungen Raths erholen, welche die Doctoren Cocchi und sein Gegner Manchi über diesen wichtigen Gegenstand veröffentlicht haben.
    [25] Man erstickt die Kinder in den Städten dadurch, daß man sie eingesperrt hält und warm anzieht. Diejenigen, welchen ihre erste Leitung anvertraut ist, sollten doch wissen, daß die kalte Luft ihnen nicht schädlich ist, sondern sie im Gegentheile stärkt, und daß die warme Luft sie schwächt, sie in fieberhaften Zustand versetzt und geradezu tödtet.
    [26] Ich bediene mich des Ausdruck »Wiege«, um anstatt eines andern ein allgemein übliches Wort zu gebrauchen; denn was die Sache selbst anlangt, bin ich vollkommen überzeugt, daß es ganz unnöthig ist, die Kinder zu wiegen, und daß ihnen diese Sitte sogar oft nachtheilig ist.
    [27] »Die alten Peruaner bedienten sich eines sehr breiten Stechkissens und ließen den Kindern in demselben die Arme frei; sobald sie aber demselben entwachsen waren, so stellten die Eltern sie frei in eine mit Decken ausgelegte Grube in der Erde, in welche sie bis zu den Hüften hinabreichten. Auf diese Weise hatten sie die Arme frei und konnten nach Belieben ihren Kopf bewegen und ihren Körper drehen, ohne zu fallen und ohne sich zu beschädigen. Sobald sie im Stande waren einen Schritt zu thun, bot man ihnen in einiger Entfernung die Brust, um sie durch dieses Lockmittel zum Gehen zu bewegen. Die kleinen Neger befinden sich bisweilen, wenn sie die Brust nehmen wollen, in einer noch viel beschwerlicheren Stellung. Sie umklammern nämlich eine der Hüften ihrer Mutter mit ihren Knieen und Füßen und schmiegen sich so fest an, daß sie sich ohne Hilfe der Mutter in dieser Lage erhalten. Sie ergreifen die Brust mit ihren Händen und saugen beständig, ohne sich, trotz der verschiedenen Bewegungen der Mutter, die inzwischen ihre gewöhnliche Arbeit verrichtet, stören zu lassen und ohne zu fallen. Diese Kinder beginnen schon vom zweiten Monat an zu laufen, oder vielmehr auf Knien und Händen zu rutschen. Diese Uebung verleiht ihnen für die Zukunft die Gewandtheit, in dieser Stellung sich fast eben so schnell als auf ihren eigenen Füßen fortzubewegen.«
    Buffon, allgem. Naturgesch. Bd. IV, S. 192.
    Diesen Beispielen hätte Buffon noch das hinzufügen können, welches uns jetzt England liefert, wo die lächerliche und barbarische Sitte des Einwindelns von Tage zu Tage mehr außer Gebrauch kommt. Man vergleiche auch la Loubere’s Reise nach Siam, le Beau’s Reise nach Kanada etc. Ich könnte zwanzig Seiten mit Citaten anfüllen, wenn es noch der Bestätigung durch Tatsachen bedürfte.
    [28] Unter allen Sinnen entwickelt sich bei den Kindern der des Geruchs am spätesten. Bis zum Alter von zwei oder drei Jahren scheinen sie gegen angenehme wie unangenehme Gerüche gleich unempfindlich zu sein. In dieser Hinsicht besitzen sie die Indifferenz oder vielmehr die Unempfindlichkeit, welche man bei verschiedenen Thieren bemerkt.
    [29] Magnitudo cum mansuetudine; omnis enim ex infirmitate feritas est. Seneca, de vita beata, cap. 3.
    [30] Das gilt freilich nicht ohne Ausnahme, und oft machen gerade die Kinder, welche zuerst am

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