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Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe)

Titel: Emily Brontë: Sturmhöhe (Wuthering Heights) (Vollständige deutsche Ausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Brontë
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mich zu befreien. Ohne Hut, zitternd vor Wut, verlangte ich dann von den Übeltätern, mich hinauszulassen; wenn sie mich noch eine Minute länger zurückhielten, würden sie es zu bereuen haben. Dieses bekräftigte ich mit unzusammenhängenden Drohungen von Wiedervergeltung, die in ihrer abgrundtiefen Bosheit an König Lear gemahnten.
    Vor Aufregung bekam ich starkes Nasenbluten, und immer noch lachte Heathcliff, und ich schimpfte. Ich weiss nicht, wie dieser Auftritt geendet hätte, wäre nicht eine Person zur Hand gewesen, die vernünftiger als ich und wohlmeinender als meine Gastgeber war. Es war Zillah, die dicke Haushälterin, die erschien, um sich nach dem Grund des Aufruhrs zu erkundigen. Sie glaubte, jemand hätte Hand an mich gelegt, und da sie nicht wagte, ihren Herrn anzugreifen, richtete sie ihr Wortgeschütz gegen den jüngeren Flegel.
    »Na, Mr. Earnshaw«, schrie sie, »ich bin gespannt, was Sie nächstens noch anstellen werden! Sollen hier auf diesem Hofe Leute ermordet werden? Nein, in diese Wirtschaft passe ich nicht! Sehen Sie doch den armen Menschen an, der ist ja fast erwürgt worden! Kommen Sie, ich will Ihnen helfen. Nun halten Sie mal still!«
    Mit diesen Worten goss sie mir plötzlich eiskaltes Wasser in den Nacken und zog mich in die Küche. Mr. Heathcliff folgte, und seine jäh ausgebrochene Heiterkeit machte ebenso schnell seinem gewöhnlichen mürrischen Wesen Platz.
    Ich fühlte mich sehr schwach, schwindlig und einer Ohnmacht nahe, und es blieb mir nichts anderes übrig, als Beherbergung unter seinem Dach anzunehmen. Er wies Zillah an, mir ein Glas Branntwein zu geben, und ging in das innere Zimmer zurück. Während sie mir ihre Teilnahme an meiner bedauernswerten Lage ausdrückte, kam sie seiner Anweisung nach, und als ich mich durch den Branntwein etwas belebt fühlte, geleitete sie mich zu Bett.
     
     
     

Drittes Kapitel
    WÄHREND SIE mich die Treppe hinaufführte, riet sie mir, die Kerze zu verbergen und keinen Lärm zu machen; denn ihr Herr mache merkwürdig viel Wesen um das Zimmer, in das sie mich führen wolle, und würde gutwillig niemand dort wohnen lassen. Ich fragte sie nach dem Grund. Sie wisse ihn nicht, war die Antwort; sie sei erst seit ein oder zwei Jahren hier, und die Leute seien oft so wunderlich, dass sie nicht neugierig sein wolle.
    Ich selbst war zu betäubt, als dass ich neugierig sein konnte, schloss meine Tür und sah mich nach dem Bett um. Die ganze Einrichtung bestand aus einem Stuhl, einem Kleiderschrank und einem großen Kasten aus Eichenholz, aus dessen oberem Teil Vierecke herausgeschnitten waren, die wie Wagenfenster aussahen. Ich ging auf das Ungetüm zu, um hineinzublicken, und entdeckte, dass es eine besondere Art altmodischer Lagerstätte war, äusserst zweckdienlich erdacht, damit nicht jedes Familienmitglied ein eigenes Zimmer brauchte. Es bildete ein richtiges kleines Kabinett, und der Sims eines Fensters diente als Tisch. Ich schob die getäfelten Schiebetüren beiseite, kroch mit meinem Licht hinein, schob sie wieder zusammen und fühlte mich vor Heathcliffs Wachsamkeit und aller Welt sicher.
    In einer Ecke des Simses, auf den ich meine Kerze stellte, waren einige stockfleckige Bücher aufgestapelt, und in seinen Anstrich waren überall Schriftzeichen eingeritzt. Diese Zeichen aber bildeten alle nur einen Namen, der sich in allen Arten von Buchstaben, großen und kleinen, wiederholte: hier Catherine Earnshaw, da in Catherine Heathcliff umgewandelt, und dort wiederum in Catherine Linton.
    In stumpfer Teilnahmslosigkeit lehnte ich meinen Kopf gegen das Fenster und buchstabierte immer wieder Catherine Earnshaw — Heathcliff — Linton, bis mir die Augen zufielen. Aber noch nicht fünf Minuten waren verstrichen, als ein Schimmer von weissen Buchstaben, lebendig wie Gespenster, aus dem Dunkel hervortrat. Die Luft war erfüllt von Catherinen, und als ich mich aufrichtete, um den aufdringlichen Namen zu bannen, entdeckte ich, dass der Docht meiner Kerze sich über einen der alten Bücherbände geneigt und dass sich der Raum mit dem Geruch angebrannten Kalbleders gefüllt hatte. Ich schneuzte das Licht, und da ich mich infolge der Kälte und einer aufsteigenden Übelkeit sehr elend fühlte, setzte ich mich auf und nahm den beschädigten Band auf meine Knie. Es war ein Testament in kleinem Druck, das schrecklich modrig roch. Das Vorsatzpapier trug die Inschrift ›Dies Buch gehört Catherine Earnshaw‹ und ein Datum, das etwa ein

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