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Emma will’s wissen

Emma will’s wissen

Titel: Emma will’s wissen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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leer – abgesehen von Paul, der vor der Heizung lag und schwach wedelte, als ich hereinkam. Ich brauchte jetzt dringend ein Stück Schokolade zur Beruhigung. Ich wühlte im Küchenschrank, aber es war keine Schokolade mehr da. Stattdessen lagen Fruchtschnitten, Reiswaffeln, Dinkelstangen und eine Tüte Trockenobst im Süßigkeitenfach. Ich verzog das Gesicht. Igitt! Zum Glück war in der Kuchendose noch der Rest vom Schokoladenkuchen, den Oma gestern gebacken hatte. Ich schnitt mir ein ordentliches Stück ab und setzte mich damit zu Paul. Ich lehnte meinen Rücken gegen die Heizung, biss in den Schokoladenkuchen und kraulte Paul hinter den Ohren.
    »Immer dieses Babygequatsche«, murmelte ich. »Ich kann’s echt nicht mehr hören. Als ob es kein anderes Thema gäbe.« Paul sah mich mit seinen braunen Augen an, als würde er jedes Wort verstehen. Und das tat er bestimmt auch. Paul ist sehr schlau. Ich kann ihm alles erzählen und er macht nie dumme Sprüche (kleiner Scherz).
    »Möchtest du auch Kuchen?« Ich brach ein kleines Stück von dem Schokoladenkuchen ab und hielt es Paul hin. Er schnupperte kurz daran, dann legte er seinen Kopf wieder in meinen Schoß.
    Ich runzelte die Stirn. Allmählich machte ich mir ein bisschen Sorgen. Eigentlich ist Paul nämlich total verfressen. »Was ist denn los mit dir, Paul?«, fragte ich. »Hast du dir den Magen verdorben?« Ich musste daran denken, was Herr Marten gesagt hatte.
Wenn man alt ist, hat man nicht mehr so großen Appetit.
Vielleicht traf das auch auf Hunde zu. Ich steckte mir das Kuchenstückchen selbst in den Mund und strich Paul über das Fell. Er seufzte wohlig und schloss die Augen. Ich glaube, er genoss die Ruhe genauso wie ich. Bei uns ist es selten ruhig. Und wenn, dann nie besonders lange.
    Als ich gerade darüber nachdachte, wie schön die Ruhe war, war sie auch schon wieder vorbei. Es klingelte an der Haustür. Kurz darauf kam Mama mit einer Frau in die Küche, die ich noch nie gesehen hatte. Zuerst dachte ich, sie wäre eine Kursteilnehmerin. Bei uns laufen ständig irgendwelche Leute herum, die bei Mamas oder Gesas Kursen mitmachen. Am Anfang fand ich das komisch, aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.
    Doch diesmal lag ich falsch. Die Frau war keine Kursteilnehmerin. »Das ist Babsi«, sagte Mama. »Meine Hebamme. Und das ist meine Tochter Emma.«
    »Hallo, Emma.« Babsi lächelte mir zu. Sie war noch ziemlich jung und hatte rote Haare. Um den Hals trug sie eine lange Kette aus vielen bunten Steinen und an ihren Handgelenken klimperten eine Menge Armreifen.
    Pauls Schwanz klopfte auf den Fußboden, aber er stand nicht auf, um Babsi zu begrüßen. Babsi – was für ein alberner Name.
    »Sind Sie wirklich Hebamme?«, fragte ich. »Ich dachte immer, Hebammen sind alt und dick und haben graue Haare.«
    »Aber Emma!«, sagte Mama vorwurfsvoll.
    »Lass mal, ist schon in Ordnung.« Babsi grinste, aber ich verzog keine Miene. »Es gibt ältere und jüngere Hebammen, weißt du? Ich werde deine Mutter jetzt regelmäßig besuchen und nachsehen, ob es ihr und dem Baby gut geht. Bei der Geburt bin ich auch dabei. Und wenn das Baby da ist, komme ich jeden Tag und schaue nach dem Rechten.«
    »Aha.« Ich wusste nicht so richtig, was ich davon halten sollte. Eigentlich hatte ich keine Lust darauf, dass diese Babsi jetzt ständig bei uns herumhing.
    »Schön habt ihr’s hier.« Babsi setzte sich an den Küchentisch und sah sich um.
    Mama kochte Tee. »Ja, das Haus ist wirklich ein Traum. Wir haben alles eigenhändig renoviert, mein Mann und ich.«
    Sie unterhielten sich eine Weile über das Haus, den Garten und das Gesundheitszentrum.
    »Ein Gesundheitszentrum, das ist ja toll!«, rief Babsi. »Wir suchen übrigens schon lange jemanden, der in unserer Hebammenpraxis Yoga für Schwangere anbietet.«
    »Tatsächlich?« Mama stellte die Teekanne und zwei Becher auf den Tisch. Dann holte sie die Kuchendose aus dem Schrank. »Das muss ich unbedingt Gesa erzählen. Daran hätte sie bestimmt Interesse.« Mama runzelte die Stirn. »Nanu, wo ist denn der ganze Kuchen geblieben?«
    Ich beugte mich über Pauls Kopf und suchte sein Fell nach Zecken ab. Manchmal holt er sich welche, wenn er im Garten herumstreift. Aber ich fand keine. Vielleicht lag es daran, dass er in letzter Zeit immer nur über den Hof humpelte und gleich wieder hereinkam, sobald er sein Geschäft erledigt hatte.
    Mama legte das letzte Kuchenstück auf einen Teller und stellte es Babsi hin. Dann setzte

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