Emma will’s wissen
sie sich auch an den Küchentisch.
»Erzähl mir doch ein bisschen was von dir.« Babsi nahm den Kuchen und biss hinein. »Du hast schon drei Kinder, richtig?«
Mama nickte. »Genau. Emma und Tim sind Zwillinge. Mein ältester Sohn heißt Klaus, er ist sechzehn.«
»Und dein Mann?«
»Rudi wohnt in einer WG in Dederstadt.« Mama sah in ihre Teetasse. »Wir leben seit ein paar Monaten getrennt.«
»Verstehe.« Babsi nickte.
Ich wartete. Vielleicht würde Babsi jetzt ja sagen, dass das so nicht ging. Ein Baby braucht schließlich einen Vater. Vielleicht würde sie zu Mama sagen: »Du musst deinen Mann zurückholen. Tu es dem Baby zuliebe.« Vielleicht war diese Babsi ja gar nicht so blöd, wie sie aussah.
»Die Situation ist sicherlich nicht ganz einfach für dich, oder?«, fragte Babsi.
»Nein.« Mama warf mir einen Blick zu und zögerte. »Aber wir kommen gut zurecht.«
Babsi trank einen Schluck Tee.
Die dumme Kuh sagte keinen einzigen Ton. Dabei weiß doch jedes Kind, dass Babys ihren Vater brauchen. Das weiß ja sogar ich!
Doch statt Mama ins Gewissen zu reden, fragte Babsi: »Und du denkst über eine Hausgeburt nach?«
Mama nickte. »Ich fände es schön, wenn das Baby hier zur Welt kommen würde.«
»Hier?«, rief ich so laut, dass Paul zusammenzuckte und mit einem vorwurfsvollen Blick den Kopf von meinem Schoß nahm. »Aber das geht doch nicht!«
»Warum glaubst du, dass das nicht geht, Emma?« Babsi sah mich interessiert an.
Was war denn das für eine blöde Frage? Es war doch sonnenklar, warum das nicht ging. »Weil … weil …«, stammelte ich. Leider fiel mir gerade kein Grund ein. »Weil Babys im Krankenhaus auf die Welt kommen, darum!«
»Nicht unbedingt«, sagte Babsi. »In letzter Zeit entscheiden sich immer mehr Frauen für eine Hausgeburt. Das hat viele Vorteile. Die meisten Frauen sind in ihrer gewohnten Umgebung entspannter, fühlen sich geborgener …«
Ich musste daran denken, was die Frau beim Arzt gesagt hatte. Von der schweren Geburt, den furchtbaren Schmerzen und dem aufgeschnittenen Bauch. Damit wollte ich nichts zu tun haben.
»Ich will das nicht!« Ich sprang auf.
»Aber Emma«, sagte Mama.
»Nein!«, rief ich. »Wenn das Baby hier geboren wird, zie-he ich zu Lea! Und ich bleibe da wohnen, bis ich mit der Schule fertig bin, damit das klar ist!«
Ich rannte aus der Küche und knallte die Tür hinter mir zu.
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6 . Kapitel
Emma geht ein Licht auf
» T ut mir leid, Lea ist nicht da.« Leas Mutter machte ein bedauerndes Gesicht. »Sie ist mit Simone beim Reiten.«
»Aha.« Ich nickte, dabei verstand ich kein Wort. Seit wann interessierte sich Lea für Pferde?
»Hat sie dir das gar nicht erzählt? Sie freut sich doch schon die ganze Woche auf den Ausflug. Ich dachte, du wärst auch dabei.«
»Ich finde Pferde blöd«, sagte ich.
»Soll Lea bei dir anrufen, wenn sie wieder da ist?«
Ich schüttelte den Kopf. »Nicht nötig. War nicht so wichtig. Ich wollte nur mal vorbeischauen.«
»Wie geht’s denn deiner Mutter? Kommt sie mit der Schwan-gerschaft gut zurecht?« Leas Mutter ist genauso neugierig wie Lea. Und sie kann nichts für sich behalten.
»Ja, prima«, sagte ich schnell. »Mama geht’s bestens.«
»Was wird es denn? Junge oder Mädchen?«
»Ein Mädchen.«
»Das ist ja toll!« Leas Mutter klatschte begeistert in die Hände. »Und? Freust du dich schon auf dein neues Geschwisterchen?«
Warum wollte eigentlich jeder wissen, ob ich mich auf das Baby freute? Fiel den Leuten nichts anderes mehr ein? Die Frage ging mir auf die Nerven. Genauso wie Leas Mutter. Sie wollte mich doch nur aushorchen, damit sie nachher alles brühwarm weitererzählen konnte.
Ich strahlte sie an. »Ja, ich freue mich wahnsinnig! Ich kann es kaum erwarten! Ich bin überglücklich!« Ich winkte zum Abschied. »Tschüss – und schöne Grüße an Lea!«
Dann drehte ich mich um und marschierte davon.
Als ich um die Ecke bog, fing es an zu regnen. Auch das noch! Ich zog mir die Kapuze über den Kopf und steckte die Hände in die Jackentaschen. Es war kalt, aber ich hatte keine Lust, nach Hause zu gehen. Was für ein blöder Sonntag! Niemand hatte Zeit für mich. Alle hatten etwas Besseres vor. Mona las Babybücher, Mama quatschte mit Babsi über Babythemen, Oma war bei Pfarrer Pauli, Tim bastelte an seinem Computer herum, Bastian machte irgendetwas, was er mir nicht verraten wollte, und Lea fand plötzlich Pferde toll.
Typisch – wenn ich meine beste Freundin mal
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