Emma
sie mit
leicht unsicherer Stimme, „ich hatte nicht gedacht, dass ich mich so
kurzfristig schon würde vorstellen können.“
„Ja,
ich habe Ihrem Lebenslauf bereits entnommen, dass Sie eine Zeitlang in einer
festen Anstellung waren. Hat es Ihnen dort nicht mehr gefallen?“
„Nun
ja“, Emma zögerte und fragte sich, was sie denn nun um Himmels willen darauf
antworten sollte. Doch dann entschied sie sich dafür, selektiv authentisch zu
bleiben und einfach nur den offiziellen Teil der Geschichte zu erzählen.
„Nach
der Firmenübernahme durch die Gandolfo-Gruppe sollen die hauseigenen Models zum
Jahresende alle entlassen werden und ich bin eben schon früher gegangen“, es
kam ihr tatsächlich ohne Zögern über die Lippen, schließlich entsprach es ja
auch absolut der Wahrheit. Es war nur einfach nicht die ganze Wahrheit, aber
immerhin ein Teil davon.
„Nun
gut, das macht nichts“, während er in den Fotos blätterte, warf er Emma über
den Tisch einen prüfenden Blick zu, der ihr Unbehagen bereitete.
Sie
fühlte sich äußerst unsicher, es war schon lange her, dass sie sich das letzte
Mal in einer solchen Situation befunden hatte. Nun wusste sie einfach nicht
mehr, wie sie mit solchen musternden Blicken umgehen sollte. Ihre frühere,
sorgsam verborgen gehaltene Schüchternheit schien sich wieder wie ein kalter Schauer
in ihr ausbreiten zu wollen, als Franceschini plötzlich noch einmal zu ihr
aufsah und im Blättern innehielt.
„Wie
ist noch gleich Ihre Augenfarbe?“, erkundigte er sich.
„Grau.“
„Ah,
das ist gut, sehr gut!“, er nickte anerkennend. „Wir haben einen Kunden, der
demnächst seine neue Kollektion Platinschmuck fotografieren lassen möchte und
er hat sich ausdrücklich ein normalgewichtiges Model mit grauen Augen
gewünscht, nur wir haben momentan keines!“
Er
bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln. Nun lächelte auch Emma, obwohl sie
sich in diesem Gespräch vorkam, als sei sie neuerdings auf den Mund gefallen.
„Was
haben Sie derzeit für einen BMI, sagten Sie?“
Sie
hatte diesbezüglich noch gar nichts gesagt, sie hatte bisher überhaupt nicht
viel geredet, sie war viel zu angespannt gewesen und was hätte sie schon groß
erzählen sollen, ohne gefragt worden zu sein? Allerdings war das nun wiederum
eine Frage, die ihr gar nicht behagte.
Sie
räusperte sich.
„Naja,
mein Gewicht lässt derzeit noch etwas zu wünschen übrig“, gestand sie mit
belegter Stimme, „aber das ist nichts, was man nicht in relativ kurzer Zeit
ändern könnte. Meine Mutter ist eine gute Köchin, müssen Sie wissen!“
Die
Bemerkung schien Franceschini zu gefallen, denn er lachte herzhaft darüber.
„Na
schön“, meinte er gutmütig, „angesichts der Tatsache, dass Sie noch ein paar
Tage haben, bis unser Kunde mit der Kollektion so weit ist, können Sie daran ja
noch arbeiten.“
Emma
stockte der Atem.
„Soll
das etwa bedeuten …?“ Sie wagte nicht, den Satz zu beenden.
„Ja,
das bedeutet, wir nehmen Sie unter Vertrag. Sie passen zu uns, Sie passen zu
den Ansprüchen unserer Kunden und mir fallen da auf Anhieb schon zwei oder drei
ein, die Sie in nächster Zeit buchen könnten.“
Er
klappte ihre Mappe wieder zu und schob sie in die Mitte des Tisches.
„Sie
müssen allerdings zunehmen, sieben bis acht Kilo schätze ich, sonst erfüllen
Sie unsere Anforderungen nicht! Das ist Ihnen doch bewusst?“
„Ja,
das ist es!“, Emma atmete voller Erleichterung auf. Ein unbändiges Glücksgefühl
durchströmte sie – sie hatte es geschafft! Ihr war klar, dass sie
wahrscheinlich wie ein Honigkuchenpferd aussah mit ihrem breiten Grinsen von
Ohr zu Ohr, aber sie freute sich einfach zu sehr über diesen Erfolg. „Ich
denke, das wird zu schaffen sein!“
Franceschini
nickte zufrieden. In der nächsten Viertelstunde klärten sie noch verschiedene
rechtliche Details und die Provisionsregelungen. Die Verträge würde man ihr zur
Unterschrift zusenden und sie würde sie dann persönlich zurückbringen. Dann
würden sie alles Weitere für ihren ersten Auftrag besprechen, der schon im
September beginnen sollte.
Emma
verabschiedete sich schließlich von Franceschini. Zu sagen, dass sie
erleichtert war, wäre noch untertrieben gewesen.
Kapitel 3
Tommaso
wartete in der Bar auf sie, die sie vorher ausgesucht hatten. Als sie
freudestrahlend zur Tür hereinkam, lächelte er ihr erleichtert entgegen.
„Sieht
aus, als wäre es gut gelaufen?“
„Es
ist fantastisch gelaufen!
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