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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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als wir eingestiegen waren, sagte Emma: »Kaelynns Vater … Er interessiert sich nicht für Kinder. Er wollte keine haben. Deshalb haben wir uns heftig gestritten. Und jetzt …« Ihre Stimme brach, und sie drehte den Kopf zum Seitenfenster.
    »Deshalb kümmert sich dein Exmann nicht um die Kleine?« Ich startete den Wagen und fuhr los.
    »Nein, es ist … Wie gesagt. Es ist sehr kompliziert.«
    Ich nickte nachdenklich. Emma wollte nicht darüber reden, jedenfalls nicht jetzt, und das musste ich respektieren. Aber das Thema wühlte mich auf. Mein Leben lang hatte ich es vermisst, keinen Vater zu haben, nicht einmal seinen Namen zu kennen. Ich hoffte nun für die Kleine, dass sie trotz der Probleme, die ihre Eltern miteinander hatten, ein gutes Verhältnis zu beiden aufbauen würde.
    Emma wechselte zu etwas Belanglosem und fragte mich nach dem Secondhandladen aus. Sie erzählte, dass sie einen Shop gefunden hatte, in dem es sehr gute gebrauchte Babysachen gab. Das leichte Geplauder konnte mich aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie angespannt sie nun war. Mir ging es nicht besser. Und der Anblick des Krankenhauses, vor dem wir schließlich ankamen, drückte meine Stimmung noch mehr.
    Ich parkte, und wenige Minuten später waren wir auf der Neugeborenenstation. Dort wurden wir durch eine Schleuse geleitet und mussten uns desinfizieren. Eine sehr junge Krankenschwester führte uns zu der kleinen Kaelynn. Sie lag nicht, wie ich befürchtet hatte, in einem Brutkasten. Wir mussten nicht die Hand durch eine Öffnung stecken, um sie zu berühren. Aber ihr kleines Bettchen war von Geräten umgeben. Dünne Schläuche führten zu dem winzigen Körper. Einer steckte in ihrer Nase.
    »Das ist zur künstlichen Ernährung«, erklärte Emma. » Und dieses Ding«, sie zeigte auf einen anderen Schla uch, der sich bei näherer Betrachtung als Kabel erwies und an ihrem Füßchen befestigt war, »ist zum Herzschlag- und Blutdruckmessen.«
    »Sie wird immer kräftiger«, sagte die Schwester zu Emma.
    »Mit der Atmung alles in Ordnung?«
    »Keine Komplikationen. Sie ist stabil.«
    »Ich kann sie also bald mit nach Hause nehmen?«
    »Mal sehen, wie es als Nächstes mit dem Essen geht.« Die Schwester lächelte, nickte uns zu und wandte sich einem anderen Baby zu. Am anderen Ende des Raums stand ein junges Paar vor einem Bettchen. Er wischte sich Tränen aus dem bleichen Gesicht, sie hielt ihr Baby, nur wenig größer als ihre Hände, an ihren Hals gedrückt und wandte ihm den Rücken zu.
    »Viele Beziehungen zerbrechen an so etwas«, sagte Emma leise.
    »Ich dachte, es schweißt zusammen?«
    Sie hob die Schultern. »Jeder ist auf sein eigenes Elend fixiert. An erster Stelle steht die Sorge um das Kind und an zweiter der eigene Schmerz. Da ist kein Platz mehr für deinen Partner und dessen Gefühle.«
    Ich sah wieder zu dem Paar. Sie flüsterte ihrem Baby etwas ins Ohr, und er stand immer noch hilflos daneben.
    »Gleich kommen die Eltern von dem Kleinen.« Emma zeigte auf das Bettchen rechts neben ihrer Tochter. »Sie wechseln sich normalerweise ab, aber samstags kommen sie gemeinsam. Ich glaube, anders würden sie es nicht aushalten. Beide machen sich Vorwürfe – nicht gegenseitig, jeder sich selbst.«
    »Vorwürfe? Warum denn?«
    Emma hob die Schultern. »Man überlegt, was man während der Schwangerschaft vielleicht falsch gemacht haben könnte. Bewegung, Ernährung, Schlaf, Stress, alles ist dann rückblickend ein Thema. Glaub mir, ich weiß, wie es ist.«
    Ich nickte stumm und versuchte es mir vorzustellen. Ich schaffte es nicht.
    »Beide geben jetzt hundertfünfzig Prozent, damit es ihrem Sohn gut geht«, fuhr sie fort. »Dabei stehen sie sich selbst im Weg.« Sie lächelte traurig. »Ich bin jeden Tag ein paar Stunden hier und spreche mit Kaelynn. Ich streichle sie, damit sie genug Liebe und Wärme hat.« Sie sah mich an. »Ich fahre natürlich mit dem Bus nach Hause. Du kannst ja nicht so lange hierbleiben.«
    »Ich bleibe auf jeden Fall noch so lange, wie du mich hier haben willst«, sagte ich. »Meine Güte, ist die Kleine hübsch!« Vorsichtig hielt ich einen Finger an ihr Händc hen und bewunderte das winzige Wesen. »So viel Schö nheit! Hat sie von ihrer Mutter, ganz klar. Die Augen und die Nase, das bist du!«
    Emma beugte sich lächelnd über die Kleine, küsste sie sacht auf den dunklen Flaum auf ihrem Kopf. Dann sagte sie: »Willst du auch noch Kinder?«
    Ich strich sanft über Kaelynns Arm und freute mich, dass sie

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