Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
drängten sich um das Grüppchen, klatschten und wippten im Takt mit.
»Oh«, sagte Brian und sah enttäuscht aus.
»Was ist denn los? Wolltest du jetzt tanzen oder nicht?«, rief ich. Man verstand kaum noch sein eigenes Wort. Die Musik gab mir neue Energie, ich war wieder hellwach.
Er überlegte einen Moment und sah mich dabei sehr ernst an. Dann beugte er sich vor und sagte direkt in mein Ohr: »Willst du mich heiraten?«
»Was?«
»Du hast mich verstanden.«
Heiraten? Wir hatten nie, wirklich nie übers Heiraten gesprochen. Nicht darüber und bis zu diesem Zeitpunkt auch nicht über Kinder. Es hatte mich nicht gestört. Ich war fünfundzwanzig, ich hatte nur vage Zukunftspläne. Wir wohnten nicht einmal in derselben Stadt. Müsste m an nicht erst eine Weile zusammenwohnen, um zu w issen, ob man heiraten wollte? Wäre es nicht besser, erst fest im Berufsleben zu stehen?
Oder war das alles am Ende doch vollkommen egal, wenn man sich nur liebte?
Brian sah mich ängstlich an. Er wartete darauf, dass ich etwas sagte. Ich stand dort und brachte keinen einzigen Ton heraus. Ließ nur meinen Blick wild umherschwirren, als fände ich die Antwort auf diesem Platz in dem b unten Menschengewirr. Ich fühlte mich wieder so übe rwältigt wie in dem Moment, als wir den Djemaa el Fna betreten hatten.
»Lass uns einen ruhigeren Ort suchen«, sagte ich.
Als wir in einer fast menschenleeren Straße angelangt waren, blieb ich stehen, drehte mich zu ihm und küsste ihn.
»Danke«, sagte ich.
»Wofür?«
»Dass du einfach du bist.«
»Oh. Ja. Ich bin ja auch das Beste, was dir passieren konnte. Wusstest du das schon?« Er grinste. »Ich mache nur gerade ein bisschen unverschämt Werbung für mich. Was Besseres ist mir auf die Schnelle nicht eingefallen.«
»Ja.«
»Was, ja?«
»Ja. Du hattest mich was gefragt, und ich sage Ja.«
Brian stutzte. »Ja, ich bin das Beste, das dir passieren kann?«
»Du weißt genau, was ich meine«, lachte ich. »Ja, ich will dich heiraten.«
Ohne ein weiteres Wort umarmte mich Brian. Wir hielten uns eine Ewigkeit einfach nur in den Armen. Ich spürte, wie gut es mir tat, von ihm gehalten zu werden. Mein Kopf lehnte an seiner Brust, und ich weiß nicht, wie lange wir dort standen in der einsamen kleinen Straße in Marrakesch, bis Brian sagte: »Ich bin so wahnsinnig glücklich.«
Wir heirateten im folgenden Jahr am 28. April, als Brian nach Cork gezogen und seine eigene Agentur gegründet hatte. Ich hatte mich auf einen Verwaltungsposten an der Uni beworben. Ich war zwar im Grunde aus akademischer Sicht überqualifiziert, konnte meine zukünftige Chefin aber davon überzeugen, dass ich genau die Richtige für den Job war.
Brian versuchte noch, es mir auszureden. »Willst du nicht lieber etwas machen, das dir Spaß macht?«
»Die Leute, die dort arbeiten, sind wahnsinnig nett. Es wird bestimmt Spaß machen«, sagte ich.
»Und was ist mit deinem Traum, Reisejournalistin zu werden?«
Ich hatte mir alles genau überlegt, bevor ich meine Bewerbung abgeschickt hatte, und deshalb fiel mir die Antwort leicht. »Bisher hatte ich Glück, dass ich ein paar Artikel gut unterbringen konnte. Aber wenn ich damit meinen Lebensunterhalt verdienen will, müsste ich viel mehr Zeit investieren. Ich wäre ständig unterwegs.«
»Ich werde gut verdienen, du musst nicht so viel arbeiten«, sagte er.
»Du meinst, ich müsste nicht so viel verdienen «, korrigierte ich. »Aber sehr viel arbeiten. Brian, wir sind deinen Businessplan gemeinsam durchgegangen. Wir brauchen wenigstens in der ersten Zeit ein konstantes Einkommen.« Ich wusste, dass er nicht eine Sekunde daran glaubte, mit seiner Agentur zu scheitern, aber mir war wohler dabei, wenn wir finanziell abgefedert waren. Außerdem verlangte die Bank Sicherheiten, um seine Existenzgründung zu unterstützen.
Meinen Traum konnte ich immer noch verwirklichen, dachte ich. Ich könnte auch neben meiner regulären Arbeit Artikel schreiben. Und irgendwann, wenn wir sicher waren, dass seine Agentur gut lief, könnte ich richtig einsteigen. Brian schlug vor, es mit einer Festanstellung in einer Zeitungsredaktion zu versuchen, aber auch darüber hatte ich nachgedacht und die Idee wieder verworfen. »Ich müsste erst ewig ein Praktikum machen. Und dann hätte ich auch nur einen Bürojob. Oder müsste über Themen schreiben, die mich nicht interessieren. Es wäre außerdem viel mehr Arbeit und viel schlechter bezahlt als der Unijob. Nein, Brian, es ist alles
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