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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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erreichen konnte, weil lauter Schläuche und Kabel zwischen uns waren. Ich träumte von einem Autounfall, den ich auf der Landstraße verursachte, weil ich kein Benzin mehr im Tank und die rot blinkende Anzeige übersehen hatte. Ich träumte schließlich von Brian, der mich fragte, ob ich ihn heiraten wollte, und dieser Traum war so klar wie die Erinnerung an diesen besonderen Tag, dass ich sogar im Traum darüber nachdachte, ob ich nicht vielleicht doch wach war.

7.
    Ich war damals gerade mit meiner Promotion fertig. Brian arbeitete bei einer großen, internationalen Werbeagentur in Dublin, und wir führten seit drei Jahren eine Fernbeziehung. Es war eine wunderschöne Zeit. Unter der Woche die Sehnsucht und Vorfreude, an den Wochenenden die Erfüllung. Ich fuhr manchmal nach Dublin, aber meistens kam Brian zu mir nach Cork.
    »Tapetenwechsel«, sagte er. Brian arbeitete fast rund um die Uhr an seinen Projekten. Er war in Rekordzeit zum Creative Director aufgestiegen. Mit seinen Ideen gewann die Agentur nicht nur neue Kunden, sondern auch internationale Preise. Er war außerdem sehr gut im Präsentieren der Ideen, im Umgang mit schwierigen Kunden, und er hatte ein gutes Händchen dafür, die richtigen Teams zusammenzustellen. Bald war er unentbehrlich geworden.
    Brian kam oft erst nach Mitternacht aus dem Büro. Morgens musste er sehr früh wieder raus, und wenn er an den anderen Agenturstandorten in London oder New York Meetings hatte, war der Stress noch größer. »In Cork kann ich mich erholen.« Wir unternahmen dann nicht viel, blieben einfach zu Hause, ruhten uns aus.
    Unsere Urlaube, so kurz sie oft auch waren, führten uns anfangs nach Schottland, Nordfrankreich und Spanien; als Brians Karriere steil bergauf ging, nach Hawaii, Südafrika, Neuseeland. Ich wünschte mir, als ich meinen Doktorhut aufsetzte, eine Reise nach New York, aber Brian sagte: »Da bin ich doch schon dauernd geschäftlich. Was wäre dein zweitliebster Ort?« Ich entschied mich für Marrakesch, und Brian entführte mich für drei Tage dorthin. Wir wohnten in einem Luxushotel mit Marmorbad und goldenen Wasserhähnen, frühstückten unter Palmen am Pool, mussten nur wenige Meter gehen, um mitten im Jardin de la Ménara zu sein. Natürlich gingen wir auch in der Altstadt auf den Djemaa el Fna, den berühmten Marktplatz, den ich aus Der Mann, der zu viel wusste kannte. Ich war im ersten Moment überwältigt von den vielen Menschen, den unterschiedlichen Gerüchen, dem Lärm, und ich brauchte eine Weile, um mich orientieren zu können. Brian legte sanft den Arm um meine Schultern und fragte: »Wie findest du es?«
    »Herrlich«, antwortete ich.
    Ich betrachtete die Menschen, ließ die Geräusche und die Düfte wirken. Wir sahen einen Schlangenbeschwörer, hörten Männern zu, die Geschichten erzählten, von denen wir kein Wort verstanden, sahen tanzende junge Männer, Musiker, Künstler. Wir probierten das Essen von den vielen Ständen, bis wir fast platzten. Eine Wahrsagerin, die in bunten langen Gewändern – Haare und Gesicht fast vollständig von Tüchern verdeckt – auf einem Plastikhocker saß, ließ mich erst auf Französisch und dann in sehr schlechtem Englisch wissen, dass ich eine glühende Zukunft als Berühmtheit vor mir hatte, was uns unglaublich erheiterte. Sie wurde unwirsch, weil wir lachten, steckte das Geld weg und wandte sich von uns ab.
    »Ich bin müde«, sagte ich. Es war dunkel geworden. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass die Sonne untergegangen war. An allen Ständen glänzten Lichter, und der Platz wurde eher voller als leerer. »Brian, das war wunderbar.«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Hotel. Ich kann kaum noch aufrecht stehen!«
    Er lächelte mich an. »Ein bisschen musst du noch durchhalten. Ich habe eine Kleinigkeit mit dir vor.«
    Neugierig sah ich ihn an. »Ach ja?«
    Er nahm meine Hand und zog mich offenbar ziellos über den Platz. Dann aber schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Er blieb stehen, beugte sich ganz nah an mein Ohr und flüsterte: »Ich hab dich angelogen. Es ist keine Kleinigkeit.«
    »Keine Kleinigkeit«, wiederholte ich und versuchte ernst zu bleiben. Er machte ein so drolliges Gesicht, dass ich mir das Lachen nur schwer verkneifen konnte. »Dann hast du was Großes vor? Die Nacht durchtanzen?«
    »Alle Nächte von nun an durchtanzen.«
    In dem Moment setzte laute Musik ein. Wir standen unweit einer Gruppe Musiker, die offenbar nur kurz eine Pause gemacht hatten. Touristen

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