Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
um ein Sixpack Bier gewettet.
Sam und ich wurden mit der Zeit Freunde, und dann fingen wir an, schüchtern Händchen zu halten, uns an den Nachmittagen immer öfter zu treffen und irgendwann sogar zu küssen. Weiter gingen wir nie. Ich weiß nicht, warum ich ihn nie ermutigte. Ich glaube, ich hatte Angst vor dem, was mit unserer Freundschaft passieren würde. Und er hielt sich zurück, weil er nicht wollte, dass ich ein weiteres Trauma erlitt.
Heute denke ich, dass es einfach keine körperliche Anziehungskraft zwischen ihm und mir gegeben hatte. Er war mein bester Freund, aber mehr auch nicht. Erst an der Uni, als ich Sam längst aus den Augen verloren hatte, sollte ich meine ersten sexuellen Erfahrungen sammeln und einen festen Freund haben. Und dann lernte ich auch schon Brian kennen, meine große Liebe …
»Ich brauche deine Hilfe«, riss mich Ralph aus meinen Gedanken.
»Gerne. Wobei?«
»Mittsommerfest. In knapp zwei Wochen. Lust?«
Ich strahlte. » Sehr gerne. Ich wollte dich schon darauf ansprechen, ob wir eins ausrichten. Was kann ich tun?«
»Planen. Mit Mary. Und Sophie. Die hat bestimmt Ideen. Bisschen dekorieren, bisschen Programm auf die Beine stellen … Du weißt schon. Im ganzen Ort wird die Hölle los sein, und ich will verdammt sein, wenn ich mich da diesmal raushalte!«
Ich rief meine Cousine an und fragte sie, wann wir loslegen wollten.
»Heute Abend?«
»Du bist ja schnell«, wunderte ich mich.
»Anders, als du denkst. Ich wollte spontan meinen Geburtstag nachfeiern.«
»Du hattest im Januar!«
»Und seit Januar habe ich vor lauter Arbeit keine Gelegenheit gehabt, meinen Geburtstag zu feiern. Deshalb dachte ich: Warum nicht heute? Ich habe schon ein paar Leuten Bescheid gesagt. Du kommst doch?«
»Natürlich!« Dann hatte ich eine Idee. »Darf ich vielleicht noch jemanden mitbringen?«
»Oooh«, gurrte sie. »Wurde auch Zeit.«
»Und du glaubst, du bist anders als deine Mutter?« Ich lachte. »Nein, nicht was du denkst. Eine Freundin.«
»Wen denn?«
»Emma, erinnerst du dich? Ich war in den Ferien mit ihr in Kinsale, um Margaret zu besuchen. Bevor Mutter starb. Emma war meine allerbeste Freundin damals in Cork.«
»Das ist doch schon ewig her, und du erwartest, dass ich mich an sie erinnere?«, sagte sie lachend. »Ich bin älter als du, mein Kind!«
»O ja, ein ganzes Jahr«, spottete ich.
»Das macht viel aus in unserem Alter. Aber klar, bring sie mit. Freu mich auf euch!«
Danach rief ich Emma an, die ohne zu zögern zusagte. Bis ich das Richtige zum Anziehen ausgewählt hatte, war es schon Abend, und ich fuhr aufgekratzt nach Cork, um Emma abzuholen. Sie wartete bereits vor ihrem Haus auf der Straße auf mich. Auch sie hatte sich besonders hübsch gemacht, trug aber immer noch ein betont weites, langärmeliges Oberteil.
»Ich habe einfach keine Zeit für Rückbildungsgymnastik«, sagte sie seufzend und zupfte an dem ausgestellten Top herum. »Dabei habe ich die Kleine nicht mal bei mir zu Hause. Wie machen das andere Mütter, die ihre Kinder vierundzwanzig Stunden am Tag um sich herum haben?«
»Ich finde nicht, dass du so schrecklich dick bist, wie du gerade tust.«
Sie lachte. »Wahrscheinlich, weil ich früher so fett war, dass mich heute noch jedes Gramm zu viel verunsichert.«
»So ein Unsinn. Du warst nie fett! Ein bisschen Babyspeck, und den hast du doch offensichtlich in der Pubertät hinter dir gelassen.«
Wir gingen das letzte Stück zu Fuß zu dem Haus, in dem Sophie wohnte. Ich hatte den Wagen so geparkt, dass ich ihn über Nacht stehen lassen konnte, falls ich zu viel trank, um zurück nach Kinsale fahren zu können. Allerdings hatte ich nicht vor, mich zu betrinken.
Emma blieb stehen. Ich merkte es erst, als ich schon ein paar Meter weitergegangen war. Schnell ging ich zurück zu ihr. Sie sah mich ernst an.
»Oje, hab ich was Falsches gesagt? Du siehst aus, als wärst du verärgert.«
Einen Moment lang schwieg sie. Ich wurde schon nervös, dann lächelte sie, als sei nichts geschehen, und sagte: »Na los, gehen wir.«
Ich hielt sie zurück, indem ich eine Hand auf ihre Schulter legte. »Emma, ich weiß, wir haben uns ewig nicht gesehen, aber es gibt keinen Grund, übertrieben höflich zu sein. Wenn ich etwas sage, das dir nicht passt, dann raus damit.«
Sie sah mich nicht an. »Schade, dass wir uns aus den Augen verloren haben. Eine Freundin wie dich hätte ich in all den Jahren wirklich gebrauchen können.«
Ich verdrehte die Augen. »Wir
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