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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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brachte.
    Während meiner Ausbildung lernte ich Tom kennen. Tom arbeitete als Koch in einem der Hotels an der Strandpromenade in Brighton. Ich lernte ihn bei der Ernährungsberatung kennen. Man hatte ihn eingeladen, um uns zu zeigen, wie wir gesundes, schmackhaftes Essen einfach und gut zubereiteten, denn natürlich hatten viele von uns auch deshalb Gewichtsprobleme, weil sie sich nur von Fertiggerichten ernährt hatten. Ich wog damals schon seit Längerem konstant fünfundsechzig Kilo. Entsprechend hatte ich an Selbstbewusstsein hinzugewonnen. Tom gefiel mir. Ich flirtete offensiv mit ihm. Nicht lange, und wir waren ein Paar. Kate, ich war so glücklich, und als er mir einen Heiratsantrag machte, zögerte ich keine Sekunde. Ich sagte Ja.
    Ich schaffte es, noch ein paar weitere Kilo abzunehmen. Für meinen Ehemann wollte ich wunderschön sein. Es war vollkommen unnötig. Ein Jahr nur dauerte es, bis unsere Ehe kaputt war. Ich konnte nicht aufhören, Kalorien zu zählen und mein Gewicht zu kontrollieren. Tom war bald schon genervt von mir und wandte sich einer anderen zu. Meine Therapeutin war meine einzige Rettung. Sie ließ nicht locker, bis ich endlich einsah, was ich mir antat. Ich reichte die Scheidung ein, brach die Zelte in Brighton ab und ging nach London.

10.
    Emma und ich kannten uns eigentlich schon unser ganzes Leben. Sie war nur zwei Monate älter als ich, und unsere Mütter lernten sich kennen, als sie uns in unseren Kinderwagen herumschoben. Da wir nicht weit voneinander entfernt im Stadtteil Fair Hill wohnten, besuchten sie sich oft gegenseitig, um uns miteinander spielen zu lassen. Wobei meistens Emmas Mutter bei uns vorbeikam, um Emma abzugeben. Sie hatte noch fünf ältere Kinder, um die sie sich kümmern musste. So wuchsen Emma und ich eine Zeit lang wie Geschwister auf. Wir wurden gleichzeitig eingeschult, saßen im Unterricht nebeneinander, machten alles gemeinsam, schrieben sogar dieselben Noten, selbst wenn man uns für die Arbeiten ganz weit auseinandersetzte.
    Beide waren wir nicht besonders beliebt bei den anderen Kindern. Wir waren Außenseiterinnen, aber das Schlimmste war wohl, dass wir nicht einmal versuchten, zu den anderen zu gehören. Wir genügten uns selbst. Hannah, meine Mutter, fragte mich jedes Jahr an meinem Geburtstag, ob ich nicht auch andere Mädchen aus meiner Klasse einladen wollte, aber ich wünschte mir immer nur, den Tag mit Emma zu verbringen. Hannahs Versuche, meinen Freundeskreis zu erweitern, waren auch nicht sehr umfangreich. Sie legte wenig Wert auf Besuch, ging kaum aus und hatte nicht einmal eine beste Freundin. Emmas Mutter war die Einzige, die ab und zu einen Fuß in unser Haus setzte.
    Emma und ich lasen dieselben Bücher, hörten dieselben Lieder, erlebten dieselben Abenteuer, wenn wir über die Felder am Stadtrand streiften. Das größte Abenteuer aber war, als unsere Mütter uns erlaubten, gemeinsam einen Monat Ferien bei meiner Großmutter in Kinsale zu verbringen. Sophie hatte damals einen Bogen um uns gemacht, wahrscheinlich war sie eifersüchtig, da sie mich normalerweise für sich allein hatte, wenn ich nach Kinsale kam. Sie merkte gleich am ersten Tag, dass niemand zwischen Emma und mich passte und drei einer zu viel waren.
    Wir bekamen sie so gut wie gar nicht zu Gesicht, was mir entgegenkam. Ich hatte insgeheim sogar schon Angst gehabt, Emma könnte sich mit Sophie ebenso gut verstehen wie ich. Oder Emma könnte eifersüchtig sein auf Sophie. Dass es umgekehrt war, traf mich damals kaum. Es erleichterte mich sogar. Ich wollte nicht, dass etwas die Idylle zwischen Emma und mir störte. Ich dachte nie darüber nach, wie es sein würde, wenn sich eine von uns einmal verlieben würde. Das schien noch so unendlich weit weg zu sein. Natürlich sprachen wir über Jungs, aber eher abfällig. Als würden sie uns nicht interessieren, als seien sie es nicht wert, dass man sich mit ihnen beschäftigte. Nie hätten wir voreinander, nicht einmal vor uns selbst, zugegeben, wenn einer uns interessiert hätte. Aber irgendwann wäre es passiert, irgendwann hätten wir uns natürlich in jemanden verknallt. Bevor es so weit kommen konnte, wurde aber alles anders.
    Wir erlebten einen fantastischen Sommer. Es war sehr heiß, wir verbrachten jeden Tag unter freiem Himmel und waren, sooft wir konnten, am Wasser. Erst rückblickend wurde mir klar, dass schon die ganze Zeit etwas nicht stimmte. Meine Großmutter war ungewöhnlich still und sanft und ließ uns übermütigen

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