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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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weiter, weil ich dachte, vielleicht ist die Post in Kinsale etwas langsamer. Oder der Briefträger hat ein paar Briefe verloren. Oder du hast so viel zu tun, dass du nicht sofort antworten kannst. Und dann dachte ich: Vielleicht ist dir etwas passiert? Ich wollte anrufen, aber meine Eltern sagten mir, sie hätten mit deinem Onkel gesprochen und du hättest dich so gut in Kinsale eingewöhnt, dass du keinen Kontakt mehr mit deinem alten Leben – so nannten sie es – haben wolltest.
    Ich fühlte mich, als hätte mir jemand in den Bauch ge treten. Stundenlang lag ich auf meinem Bett und heulte, und meine Mutter sagte immer wieder, dass es sicher so besser für mich sei und ich jederzeit andere Freundinnen finden würde. Aber ich fühlte mich so schrecklich betrogen und alleingelassen. Egal in welchem Alter man so eine Erfahrung machen muss, sie ist nie schön. Mit dreizehn, verwirrt von der Pubertät und dem Durcheinander der Hormone, ist es der Weltuntergang.
    Ich weiß, was du jetzt denkst – dass es nicht stimmt und dass du mir immer weiter geschrieben hast, so wie ich dir. Es dauerte einige Zeit, bis ich die Wahrheit erfuhr: Meine Eltern hatten deine Briefe abgefangen. Und meine an dich ebenso. Ich erinnere mich, dass meine Mutter irgendwann sagte, ich solle ihr einfach die Briefe und Postkarten geben, sie würde sie zur Post bringen. Ich hatte eine Brieffreundin in Schottland, der ich manchmal schrieb, und eine entfernte Cousine lebte in Kanada. Mit beiden bestand der Kontakt fort, nur du antwortetest nicht mehr. Warum also hätte ich damals zweifeln sollen?
    Die Sache kam heraus, als ich ungefähr sechzehn war und es sich abzeichnete, dass ich meinen Schulabschluss nicht schaffen würde. Ich musste daran denken, wie sehr du mir immer geholfen hattest. Du wusstest, wie ich denke, und deshalb konntest du mir alles so wunderbar erklären, was ich im Unterricht nicht verstanden hatte. Aber seit du weg warst, wurden meine Noten immer schlechter. Ich verlor das Interesse am Unterricht, und weder meine Eltern noch meine Geschwister waren mir eine Hilfe. Die neuen Freunde, die ich fand, waren keine guten Schüler. Ich rutschte immer weiter ab. Eines Tages fragte mein Vater, was ich mir denn vorstellen würde, s päter, beruflich. Ich sagte, ich wüsste es nicht. Vater sagte , ich sei doch früher eine so gute Schülerin gewesen, ich solle mich mehr anstrengen, es könnte doch nicht alles nur an Kate gelegen haben. Für mich hatte der Gedanke an unsere Freundschaft damals einen sehr bitteren Beigeschmack. Ich dachte ja, du hättest mich einfach aus deinem Leben gestrichen. Ich sagte also patzig, dass du mir gestohlen bleiben könntest und die Schule gleich mit dazu. Es folgte eine Predigt darüber, wie wichtig ein guter Schulabschluss sei, und ich schleuderte ihm ins Gesicht, dass er und Mutter ja wohl die besten Beispiele dafür waren.
    Meine Bemerkung ließ ihn einen Moment verstummen, ich hatte ihn verletzt. Er hatte nie einen Schulabschluss gemacht, und er hatte ohne Ausbildung in einer Autowerkstatt ausgeholfen. Später, als die Werkstatt von einem großen Autohaus aufgekauft wurde und nur noch ausgebildete Fachkräfte dort arbeiten durften, hatten sie ihn zum Hausmeister gemacht. Vater sagte: »Das waren andere Zeiten, wir mussten als Kinder schon arbeiten, da war keine Zeit für Schule.« Er tat immer so, als wäre er mitten in der Hungersnot groß geworden. Mutter sagte, sie wolle nun einmal, dass ich es später besser haben würde als sie, die nie etwas anderes als Hausfrau und Mutter gewesen war. »Willst du so enden wie Kates Mutter? Mit einem Bastard statt einer Ausbildung?« Und Vater zischte sie an: »Halt dich zurück, lass das Thema.«
    Ich wollte wissen, was das alles mit mir zu tun hatte. Mutter kam mit der üblichen Leier, dass ich mich angeblich zu aufreizend kleiden würde und zu viel mit Jungs unterwegs war.
    Sie hatte in gewisser Weise recht. Ich war zu dieser Zeit schon recht feist. Du weißt, wie meine Mutter aussah, und ich hatte ihre Figur geerbt. Mit »feist« meine ich, dass ich nur noch in Kleidergröße XL passte, und so, wie du aussiehst, hattest du nie etwas anderes als schlimmstenfalls M, nicht wahr? Ich versuchte, meine Komplexe wegen meiner ausladenden Figur damit zu kompensieren, dass ich sehr heftig mit Jungs flirtete. Wenn die Hormone verrücktspielen, sind den Jungs ein paar Kilo zu viel egal, Hauptsache, sie kommen zum Zug. Meiner streng katholischen Mutter passte das nicht. Es

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