Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
würde, murmelte er nur: »Nee, muss hier noch was fertig machen.«
»Was denn?«
»Präsentation.«
»Immer noch?«
Er zuckte mit den Schultern. »Nicht so einfach.«
Früher hatten wir in ganzen Sätzen miteinander gesprochen. War das schon so lange her?
»Vielleicht tut es dir gut, wenn du mal rauskommst.« Dabei hätte ich am liebsten gesagt: Ich glaube dir kein Wort, du arbeitest doch nicht an dieser Präsentation!
»Einkaufen ist nicht Rauskommen.«
»Doch. Hast du heute überhaupt schon geduscht?«
»Wozu, ich hab ja nichts vor.«
Für mich!, dachte ich genervt. Für mich könntest du duschen und dich aufraffen und etwas tun!
Stattdessen sagte ich: »Was soll ich denn holen? Brauchst du was Bestimmtes?«
Ich bekam keine Antwort. Ich ging zum Kühlschrank, sah nach, was noch da war, inspizierte die Speisekammer, machte einen Einkaufszettel und verließ das Haus.
Der Nebel war immer noch so dicht, dass ich glaubte, ganze Stücke aus ihm herausschneiden zu können. Wir lebten in Togher, einem Vorort von Cork. Sicherlich gab es noch bessere Gegenden, aber unser Haus lag in einer ruhigen Sackgasse, und wir liebten es sehr. Die meisten Nachbarn hatten die grauen Fassaden ihrer Häuser beibehalten. Unseres war mintgrün gestrichen, hatte große Sprossenfenster und eine dunkelblaue Eingangstür. Das Grundstück war deutlich größer als die anderen. Wir hatten nach allen Seiten hin eine schöne Rasenfläche. Eine weitere Besonderheit war die mit Hecken begrenzte Auffahrt. Natürlich konnten wir uns nun auch niemanden mehr leisten, der sich um den Rasen und die Pflanzen kümmerte. Und Brian hatte keinen grünen Daumen. Es blieb, wie so vieles, an mir hängen.
Ein paar Fußminuten entfernt war ein Lidl, wo wir seit einiger Zeit fast nur noch einkauften. Ich mochte diesen Supermarkt nicht besonders, aber ich hatte keine Wahl. Resigniert stand ich vor dem hässlichen, lang gezogenen Bau auf dem Parkplatz. Ich musste jedes Mal daran denken, dass dieses Gebäude aussah wie ein Ufo, das versehentlich auf einem großen Feld gelandet war. Dann hatte man das Ufo eingezäunt und die Fläche davor für Parkplätze geteert. Die Ufoidee hatte ich immer, wenn ich an Gewerbe- und Industriegebieten vorbeikam. Für mich passten diese riesigen Hallen nicht ins Stadtbild, nicht in die Landschaft. Ich liebte die kleinen Läden in den Erdgeschossen und Souterrains der alten Häuser in der Innenstadt. Kate, du bist hoffnungslos altmodisch, dachte ich, gab mir einen Ruck und betrat den Laden.
Eine halbe Stunde später war ich mit drei großen Einkaufstüten zu Hause. Ich hatte mehr gekauft als geplant. Mir war der Gedanke gekommen, heute Abend etwas Besonderes zu kochen, um Brian eine Freude zu machen. Lachs mit Fenchelgemüse. Er hatte es sich immer gerne im Restaurant bestellt. Ich hatte sogar Sekt besorgt.
»Kommst du zum Essen?«, rief ich, als nach einer Stunde alles fertig war.
Keine Antwort.
Ich ging ins Wohnzimmer, wo er immer noch am Computer saß. Jetzt tippte er eifrig herum und sah hoch konzentriert aus. Er zuckte heftig zusammen, als ich meine Hand auf seine Schulter legte.
»Verdammt, hast du mich erschreckt!«
»Ich hatte nach dir gerufen, aber du hast mich wohl nicht gehört.«
»Was ist denn?« Missmutig klappte er seinen Laptop zu.
»Ich habe eine Überraschung für dich.«
»Was denn?«
»Dein Lieblingsessen.« Ich lächelte und gab ihm einen Kuss. Er roch nicht gut. »Es gibt auch Sekt.«
»Warum?«
»Einfach so?«
Er seufzte. »Das ist sehr, sehr lieb. Aber … ich habe keinen Hunger. Sorry. Ich hab schon gegessen.«
Ich starrte ihn an und brauchte einen Moment, um antworten zu können. »Wann denn?«
»Vorhin. Als du weg warst. Ich hab mir ein Brot gemacht.«
»Du hast gegessen, als ich für uns Abendessen gekauft habe?«
»Ich wusste nicht, dass du Abendessen kaufst. Ich dachte, du gehst einfach so … einkaufen eben.«
Er hatte Ringe unter den Augen, obwohl er mehr schlief als früher. Seine Haut war schlaff, der Dreitagebart alles andere als sexy. Ich wollte meinen Mann nicht mehr in diesem Zustand vor mir sehen.
»Ich habe doch gekocht«, sagte ich, und völlig überflüssig noch mal: »Dein Lieblingsessen.«
»Tut mir leid«, sagte er. »Ich kann ja eine Kleinigkeit mitessen.«
Wir setzten uns ins Esszimmer und nahmen schweigend die Mahlzeit zu uns. Brian war mit seinen Gedanken ganz woanders, und den Sekt trank er, ohne mir auch nur zuzuprosten. Mir war zum Heulen zumute. Nachdem
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