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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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bummeln, einen Kaffee trinken, vielleicht Sophie anrufen, vielleicht Emma. Ich saß bereits im Auto, als ich es mir anders überlegte und mich für eine Tour über die schmalen malerischen Straßen bis nach Monkstown und Passage West entschied, um nach Cobh zu gelangen. In Glenbrook wartete ich auf die Fähre über den Fluss zur Great Island. Das Wetter war immer noch nicht besser geworden, aber auch ohne Sonnenschein war es ein schöner Anblick, der sich bei der Überquerung des Flusses Lee bot. Nur ein kurzes Stück weiter südlich öffnete er sich zu einem der größten Naturhäfen der Welt. Ich war immer der Meinung gewesen, der Hafen von Cork sei der zweitgrößte Naturhafen nach Sydney, aber dann hatte ich gehört, dass Poole diese Stellung für sich beanspruchte. Ich verlor mich in müßigen Überlegungen, ob es dabei allein um die Fläche oder um die Anzahl der Schiffe und Güter, die ein Hafen aufnehmen konnte, ging, als die Fähre endlich kam und ich mit dem Wagen an Bord fahren durfte.
    Die Überfahrt ging schnell, sie dauerte ungefähr fünf Minuten, und kurze Zeit später war ich in Cobh angekommen.
    Ein halbes Jahr war vergangen, seit ich zu Brians Seebestattung hier gewesen war. Jetzt parkte ich mit Ralphs Wagen am Spy Hill, umklammerte das Lenkrad und wusste nicht, ob ich wirklich aussteigen sollte, weil ich Angst vor der Konfrontation mit der Erinnerung hatte.
    Aber konnte es wirklich schlimmer werden als vorhin in meinem Zimmer in Kinsale? Als ich mir endlich eingestanden hatte, dass unsere Beziehung zuletzt in keinem guten Zustand mehr gewesen war? Ich überlegte: Das Schlimmste, was passieren konnte, war, dass ich am Hafen von Cobh stand und anfing zu weinen.
    Es gab wirklich Schlimmeres.
    Ich stieg aus, ging den Spy Hill hinunter und steuerte den Hafen an, aber dann blieb ich stehen. Nein, ich war noch nicht so weit. Ich beschloss, erst noch ein wenig herumzuspazieren, bevor ich zum Hafen ging und die Wunden aufriss. Denn sie würden aufreißen, die Frage war nur, wie tief. Ich änderte meine Richtung, und wenige Minuten später stand ich vor dem Cobh Heritage Centre, einem Museum über die Geschichte der irischen Auswanderer. Bei dem Wetter genau das Richtige: Ich könnte mich aufwärmen, mich umsehen, noch einen Kaffee trinken. Ich wollte schon hineingehen, als sich mein Handy meldete: Mary hatte eine SMS geschickt.
    »Na, wo steckst du?«
    Ich tippte meine Antwort ein: »Doch nicht Cork, sondern Cobh.« Gerade als ich auf »Senden« drückte, sprachen mich zwei ältere Frauen an, dem Akzent nach Amerikanerinnen oder Kanadierinnen.
    »Entschuldigen Sie, wir suchen den Treffpunkt der Titanic Trail Tour , sehen Sie, wir haben diesen Flyer …«
    »Wir dachten, hier sei der Treffpunkt, aber offenbar ist es ein Hotel …«
    »Commodore Hotel … Wo ist das denn? Hoffentlich verpassen wir jetzt nicht die Tour!«
    Die beiden fielen sich aufgeregt gegenseitig ins Wort. Ich warf einen Blick auf den Flyer, erklärte ihnen, wie sie zu dem Hotel kamen. Als ich fertig war, sah ich in zwei hilflose Gesichter.
    »Soll ich sie hinbringen?«, fragte ich.
    »Würden Sie das denn tun? Sie haben sicher etwas anderes vor?«
    »Oh, nein. Ich habe eigentlich nichts Bestimmtes vor.«, sagte ich. »Außerdem ist es nur hier die Straße runter …«
    »Kennen Sie die Tour schon?«, fragte die eine, als wir losgegangen waren. »Ich bin übrigens Karen, und das ist meine Freundin Becca. Wir kommen aus Belfast.«
    »Belfast in Maine «, schaltete sich Becca ein. »In den USA.«
    »Natürlich wissen Sie, warum wir hier sind«, lachte Karen. »Bei mir war es die Großmutter, die als kleines Mädchen mit ihren Eltern auswanderte.«
    »Bei mir beide Großeltern. Meinen Vater hatten sie schon dabei.« Sie klopfte sich auf den Bauch. »Als blinden Passagier, sozusagen. Und Sie, sind Sie hier aus der Gegend?«
    »Ja, ich komme aus Cork.« Gerade wollte ich mich korrigieren und sagen, dass ich in Kinsale wohnte, aber ich wollte keine Verwirrung stiften. »Kate. Freut mich, Sie kennenzulernen. Und sehen Sie, schon sind wir am Treffpunkt. Viel Spaß!«
    »Ach!«, rief Becca. »Sie wollen nicht mit?«
    »Nein, ich …«
    »Sie kommt doch von hier«, unterbrach mich Karen. »Sie hat die Tour bestimmt schon mal gemacht.«
    Die beiden sahen mich an und warteten darauf, dass ich etwas sagte.
    »Ehrlich gesagt, ich habe noch nie so eine Tour mitgemacht«, sagte ich.
    »Höchste Zeit! Na los, wir fragen, ob man Sie noch mitnehmen kann.

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