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Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)

Titel: Emmas Geheimnis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liz Balfour
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dass du tolle Artikel schreiben kannst. Du bist sogar im National Geographic Magazine gewesen mit deinem Artikel über die Maori und wie sie ihre telepathischen Fähigkeiten verloren haben. Also bleib dran!« Sie atmete genervt aus. Dann winkte sie dem Kellner und bestellte sich eine riesige Portion Eis zum Nachtisch.
    Ich konnte Sophie und ihre Einwände nicht nur verstehen, ich fühlte sogar ganz ähnlich wie sie. Gleichzeitig aber ängstigte mich die Vorstellung, keine finanzielle Sicherheit und keine feste Adresse zu haben. Was, wenn ich die ganze Zeit unterwegs wäre? Monatelang im Ausland? Was wäre mit Brian, mit dem ich gerade zusammengekommen war? Sophie hatte noch beide Eltern. Sie hatte nicht schon zwei fundamentale Verluste in ihrem Leben erleiden müssen. Ich sehnte mich nach Stabilität und Sicherheit. Und andererseits wollte ich die Welt sehen, als Journalistin selbstständig von überall aus arbeiten können, wo ich gerade war, unterwegs sein, so viel erleben, wie ich nur konnte.
    Der Kampf, der in mir stattfand, war kaum auszuhalten. Es war die Vernunft, die letztlich siegte. Am selben Abend erzählte ich Brian von meinem Gespräch mit Sophie. Für ihn war die Sache klar. »Sie verdient so gut wie kein Geld mit dem, was sie tut. Wie will sie denn später mal leben? So etwas kann sie nicht ewig machen. Irgendwann ist sie zu alt, um durch die Weltgeschichte zu ziehen, und dann ist sie mittellos und ohne Familie.« Er zuckte mit den Schultern. »Für mich wäre das nichts. Und ganz ehrlich, ich würde mich natürlich sehr freuen, wenn du mir noch eine Weile erhalten bliebst«, flüsterte er mir ins Ohr, und dann küsste er mich. Erst zärtlich, dann voller Leidenschaft.
    Ich fühlte mich nicht nur wohl in seiner Gegenwart. Ich fühlte mich sicher, behütet und unendlich geliebt. Dafür liebte ich ihn. Ich entschied mich dafür, den sicheren Weg zu gehen. Journalistisch konnte ich schließlich jederzeit einsteigen. Ob nun jetzt oder in fünf Jahren. Was zählte, waren die Arbeiten, die ich vorlegte. Aber die Promotion war fast nur jetzt möglich. Ich hatte mein Thema, ich hatte meinen Doktorvater, ich hatte ein Stipendium beantragt.
    Es fühlte sich gut und richtig an. Ich glaubte, alle Chancen zu haben und meinen Drang, die Welt zu erobern, nur ein wenig auf später zu vertrösten. Dann aber kam alles anders. Brian gründete seine eigene Firma. Das Risiko, dass wir beide ohne gesichertes Einkommen sein würden, war mir zu hoch, und ich nahm den Job in der Verwaltung der Universität an. Ich wollte ihn unterstützen. Wir unternahmen viele Urlaubsreisen ins Ausland. Natürlich waren die Luxushotels und Fünfsterne-Ressorts kein wirklicher Ersatz für das, was ich immer gewollt hatte: ein Land kennenlernen, etwas über die Menschen dort erfahren. Einen Monat mindestens vor Ort sein, um wenigstens ein Gefühl dafür zu bekommen, welche Verhältnisse dort herrschten. Um dann darüber zu berichten. Um dadurch vielleicht sogar etwas zu bewirken, etwas zu ändern. Das war mein Traum gewesen, vor dem ich aber gleichzeitig zurückschreckte, weil ich eben Angst vor der Unsicherheit hatte. Deshalb begrub ich ihn nach und nach, bis er so weit weg erschien, dass ich fast nicht mehr glauben konnte, davon einmal geträumt zu haben.
    Es war ein schleichender Prozess gewesen, und Brian hatte ihn sogar noch gefördert. Anfangs hatte er sich dafür begeistert, als ich davon sprach, die Welt auf diese Art bereisen und kennenlernen zu wollen. Er hatte den Abenteuergeist an mir bewundert. Mit seinem Job und seiner eigenen Firma war alles anders geworden. Abenteuer stand nicht mehr auf dem Plan. Auch er hatte sich an die bequemere Lösung gewöhnt.
    Mit Brians Tod war das Gefühl, keine Sicherheit mehr zu haben, stärker als jemals zuvor zurückgekehrt, und ich konnte mir nach dem Gespräch mit Matt, der all diese Gedanken heraufbeschworen hatte, überhaupt nich t mehr vorstellen, in ein fremdes Land zu fliegen, dort ein paar Wochen in einer billigen Pension zu leben, auf Menschen zuzugehen, Fotos zu machen, Geschichten zu recherchieren … Hatte ich das wirklich als Studentin gemacht? Es kam mir vor, als hätte es eine andere Kate gegeben.
    Ich saß mit Matt wieder einmal am Parkplatzrand. Es war mitten in der Nacht, der Nacht, nachdem er mich in Cobh einfach hatte stehen lassen. Dafür hatte er sich bei mir entschuldigt, und ich hatte mich ebenfalls für mein komisches Verhalten herausgeredet. Vorher am Abend hatte er im Pub

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