Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
ihn.
»Wird mich dieses Fest ruinieren?«, fragte Ralph besorgt.
» Nur wenn heute Abend keiner kommt.« Ich dachte, es würde ihn beruhigen, aber das Gegenteil war der Fall.
»Bestimmt gehen alle an den Strand. Oder feiern draußen. Oder gar nicht. Oder sie fahren nach Cork. Oder …«
»Ralph, es werden Leute kommen, glaub mir«, unterbrach ich ihn lachend.
Allerdings war auch ich nervös. Ich hatte zum ersten Mal dabei geholfen, eine größere Veranstaltung zu planen und zu organisieren. Für einen Misserfolg wäre ich mitverantwortlich. Als wir später am Nachmittag allein waren, war es Matt, der mich beruhigen musste. »Du hast überall Werbung gemacht. In der Zeitung, auf Plakaten, sie haben es im Radio durchgesagt … und ihr habt doch Stammkundschaft.«
»Sophie hat sogar über Facebook Leute eingeladen, hat sie erzählt.«
Matt lachte. »Na dann kann ja wirklich nichts mehr schiefgehen!«
»Ja, mach dich nur lustig über uns«, seufzte ich. »Du hast zwanzig Jahre Auftrittserfahrung. Ich schmeiße zum ersten Mal eine solche Riesenparty. Da darf ich Lampenfieber haben.«
»Du musst aber nicht auf die Bühne«, neckte er mich.
Wir gingen gerade durch den Ort, vorbei an der Kirche, auf deren Friedhof meine Mutter Hannah und meine Großmutter Margarete begraben lagen. Wo ich einst Brian kennenlernte. Es gab Zeiten, in denen hatte ich nicht ohne Traurigkeit dort vorbeigehen können, doch davon spürte ich in diesem Moment nichts mehr.
»Was hast du jetzt vor?«, fragte ich Matt. Ich hatte diese Frage nicht absichtlich vor mir hergeschoben. Es war nur so viel los gewesen, dass ich noch keine Zeit dazu gehabt hatte, ihn danach zu fragen.
»Hierbleiben«, sagte er und zwinkerte mir zu. »Solange du mich erträgst. Ich kann dich aber auch mitnehmen. Auch solange du mich erträgst.«
Ich bekam eine Gänsehaut und wusste nicht recht, wie ich darauf antworten sollte. Meinte er es ernst? War es ein Scherz? Ich tat so, als hätte er mich missverstanden, lachte und sagte: »Nein, ich meine, mit deiner Musik.«
Er hob die Schultern. »Keine Ahnung. Mir ist noch nichts wirklich eingefallen. Ich brauche wohl noch Zeit.«
»Und die Recherchen zu deinem Urgroßvater?«
Wieder zuckte er die Schultern. »Ob ich da wirklich weiterkomme? Ich meine, niemand aus dieser Generation lebt noch, kein Mensch kann irgendetwas bestätigen oder anzweifeln. Die paar Dokumente, die es gibt, sind auch nicht sehr zuverlässig. Ich habe diese Lady Gregory gelesen, und ich muss sagen, sie tut alles, um ihren Neffen Hugh Lane im besten Licht dastehen zu lassen. Der Dame traue ich nicht über den Weg, wenn es um uneheliche Kinder und außerordentliche Liebschaften geht.« Er grinste, aber nur kurz. »Und dann denke ich immer wieder: Wie wichtig ist es denn zu wissen, wer mein Urgroßvater war? Ich bin ich, und alles andere … Ach, lass uns von was anderem reden. Sehe ich da etwa diesen Laden mit dem besten hausgemachten Kuchen, den ich außerhalb von New York gegessen habe?« Er zog mich in die kleine Bäckerei. Wir verbrachten dort eine schöne, ruhige Stunde, dann beeilten wir uns, zurück zum Jacob’s Ladder zu kommen. Bald würden die ersten Gäste eintreffen.
Sophie erwartete uns schon zusammen mit ihrer Mutter.
»Aaaha. Hatte Sam also doch allen Grund zur Eifersucht«, sagte sie überflüssigerweise. »Kein Wunder, dass meine Mutter das Gemüse auf dem Markt mühsam zusammenkaufen musste, statt von ihrem Lieblingslieferanten bequem die gewohnten Kisten entgegenzunehmen.«
»Sam hat euch nichts verkauft?« Ich sah Mary beunruhigt an.
»Er hat unseren Wagen gesehen und einfach das Tor abgeschlossen.«
»Nein!«
Mary hob die Schultern. »Was soll ich sagen. Doch.«
»Und dann hast du für viel Geld die Sachen alle einzeln zusammengekauft?«
»Es wussten natürlich alle, wer ich bin. Die Händler haben sich drum gerissen, mir ihr Zeug anzudrehen. Jetzt hoffen sie, dass ich den Lieferanten wechsle. Weiß ja keiner, dass Sam mich hat sitzen lassen. Sie glauben, es ist andersrum, und deshalb hab ich das meiste zum Vorzugspreis bekommen.«
Das beruhigte mich etwas. »Wow. Und, hat es sich gelohnt?«
Sie schüttelte den Kopf. »Sams Gemüse ist qualitativ einfach unschlagbar. Ich weiß nicht, wie er das macht.«
»Vielleicht singt und tanzt er für seinen Salat«, schlug Sophie mit unschuldigem Augenaufschlag vor. »Bei Vollmond.«
Mary und ich warfen ihr düstere Blicke zu, und Sophie kicherte.
Das Fest versprach, ein
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