Emmas Geheimnis: Roman (German Edition)
voller Erfolg zu werden. Die Menschen strömten herbei, und es waren viele Auswärtige und Touristen unter den Gästen. Wir bekamen eine große Anzahl an spontanen Komplimenten: für die Dekoration, für den Sommernachtstraum-Cocktail, für die Auswahl der Band … Ralph nahm mich in den Arm und strahlte vor Freude. »Vielleicht haben wir uns getäuscht, und du solltest doch das Pub übernehmen.«
Mary schüttelte heftig den Kopf. »Das ist nichts für sie«, sagte sie.
Sophie lachte. »Sie hoffen immer noch, dass ich zur Vernunft komme und die Hütte als Altersvorsorge weiterführe.«
»Jetzt lachst du noch«, sagte ihre Mutter. »Aber in ein paar Jahren …«
»… wirst du uns dankbar sein, ja, ja«, vollendete Sophie ihren Satz.
Emma war am frühen Abend vorbeigekommen und hatte sich bereits nach einer Stunde verabschiedet, weil sie müde war, nachdem sie den ganzen Tag im Krankenhaus an Kaelynns Bett verbracht hatte. Außerdem hatte sie ihrem Vater versprochen, zu einer der Veranstaltungen des Corker Midsummer Festivals zu gehen. »Keine Ahnung, wie ich das durchhalten soll. Ich schlafe wahrscheinlich im Stehen ein.«
Matt war zu der Band gestoßen und hatte offensichtlichen Spaß dabei, neue irische Lieder zu lernen. Besonders seine falsche gälische Aussprache, dazu noch der amerikanische Akzent brachten die Zuhörerschaft, aber allen voran auch ihn selbst, zum Lachen.
Als die Sonne langsam unterging, zündeten Ralph und Mary das Feuer an, und es gelang ihnen nur mit Mühe, einige Übermütige davon abzuhalten, alten Bräuchen zu folgen und drüberzuspringen.
»Gute Wahl, dieser Matt«, sagte Sophie zu mir, als wir später am Feuer saßen. Sie blies den Zigarettenrauch in den Nachthimmel.
»Es ist nur …«, begann ich.
»Trotzdem. Egal für wie lange, egal wie ernst, okay? Einfach nur: gute Wahl. Er tut dir gut. Mehr nicht.«
Ich lächelte sie an. »Ich überlege übrigens, ob ich nicht wieder anfange zu arbeiten.«
Meine Cousine ließ den Kopf nach vorn sinken und machte Schnarchgeräusche. Ich stieß ihr leicht meinen Ellenbogen in die Rippen. »Hey, was soll das?«
»Du willst dich wieder in der Univerwaltung langweilen? Na herzlichen Glückwunsch.« Sie warf ihren Zigarettenstummel ins Feuer und zündete sich gleich die nächste an.
»Nein, nicht an der Uni. Ich dachte, ich schreibe wieder Artikel. Reportagen. Versuche, sie an den Mann zu bringen. Hat ja schon mal geklappt, oder nicht? Wenn es nicht klappt, dann kann ich ja immer noch irgendwo in der Verwaltung …«
Jetzt kippten wir beide nach vorn, die Köpfe zwischen d en Knien, und machten Schnarchgeräusche. Dann tauc hten wir laut lachend wieder auf.
»Das ist die erste gute Idee seit … längerer Zeit, würde ich sagen.«
»Danke, Sophie.«
»Und worüber willst du schreiben? Hast du dir schon was überlegt?«
»Nein. Ich habe ein paar Ideen, aber die müssen noch reifen. Matt hat vor, eine Weile durch Europa zu reisen. Ich dachte, vielleicht schließe ich mich auf der Suche nach Inspiration für ein oder zwei Wochen einfach an.«
»Oder länger.«
Ich grinste. »Oder länger, ja.«
»Würde dir guttun«, sagte Sophie. »Reisejournalistin wolltest du ja schon immer werden. Außerdem fand ich, dass du das damals großartig hingekriegt hast.«
Im Schein der Flammen wurde ich rot. »Ach, das sagst du doch jetzt nur so«, murmelte ich.
»Hey, ich hab alle deine Sachen aufgehoben!«
»Quatsch!«
»E hrlich. Willst du sie sehen? Das nächste Mal, wenn du vorbeikommst, zeig ich sie dir. Am besten fand ich …«
»Hallo, ihr zwei«, unterbrach uns eine Stimme. Wir drehten uns um und sahen in Sams Gesicht. Es war wie eine kalte Dusche. Er war der Einzige, der nicht lachte, nicht einmal lächelte, und seine Stimme hatte nichts War mes. »Schmachtet ihr diesen Aufschneider aus New York an?« Er packte uns an den Schultern und schob uns auseinander, um sich zwischen uns zu setzen. Ich fiel fast von der Bank, so heftig war der Stoß, den er mir versetzte.
»Du bist betrunken«, sagte Sophie kühl.
» Na und? Du auch.« Sam nahm ihr die Zigarette ab, zog daran, hustete und warf sie ins Feuer. »Lass uns allein.«
»Vergiss es.« Sie verschränkte die Arme. »Lass du mal uns allein. Wie wär’s damit?«
Sam beugte sich zu ihr und sagte: »Hau einfach ab, Sophie, okay?«
Er war so betrunken, dass er sich sogar im Sitzen kaum aufrecht halten konnte.
»Sam, was du mir zu sagen hast, kann Sophie auch hören. Also?«, griff ich
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