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Emmas Story

Emmas Story

Titel: Emmas Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miriam Muentefering
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kann.
    Doch schließlich habe ich es bis zur Ausziehcouch geschafft und sehe, dass mein bester Freund immer noch in seinen Klamotten dort liegt und mit seligem Gesichtsausdruck schläft.
    »Armin!«, spreche ich ihn laut an und greife nach seinem Arm.
    Er stößt einmal die Luft aus wie ein gestrandeter Wal und schläft dann einfach weiter.
    »Armin«, wiederhole ich ohne Mitgefühl und rüttele an seiner Schulter. »Mensch, hör doch mal! Wach auf! Komm schon!«
    Es braucht eine ganze Weile, bis ich ihn so weit wach habe, dass er gerade gucken kann.
    Das tut er dann aber nur mit der Hand über den Augen.
    »Mach doch das Licht wieder aus!«, wimmert er.
    »Das ist die Sonne, du Säufer«, antworte ich ungerührt. »Werd endlich richtig wach. Wir müssen hier weg.«
    »Weg?«, wiederholt er lahm. »Aber wo sind wir denn?«
    Ich schüttele den Kopf. »Das darf nicht wahr sein. Du weißt nicht mal, wo du mich in deinem Vollrausch hin verschleppt hast? Wir sind in Lus Wohnung. Sie scheint mit den Hunden unterwegs zu sein, obwohl mich das wundert, denn sie hatte auch etwas mehr geladen gestern Abend – aber sie ist offenbar in der Lage, trotzdem früh aufstehen. Wir müssen weg sein, bevor sie heimkommt. Also mach schon!« Ich zerre an seinen Beinen, aber mein Freund murrt mich nur an.
    »Wieso denn? Wenn sie schon so nett ist und uns Gastfreundschaft gewährt, dann können wir doch zumindest so höflich sein und uns bei ihr bedanken … au, weia, mir fällt ein … ich hab ihr gestern meine halbe Lebensgeschichte erzählt. Weißt du noch, diese Geschichte mit Henning damals in der Coming-Out-Gruppe?« Er schlägt sich die Hand vors Gesicht und lässt sich wieder zurückplumpsen.
    »Die Geschichte ist noch nichts dagegen, was letzte Nacht zwischen Lu und mir passiert ist«, brumme ich.
    Armin zieht die Hand vom Gesicht und blinzelt mich ahnungsvoll an.
    »Du hast sie doch nicht verprügelt?«
    »Natürlich nicht!«, schnaube ich.
    »Ich dachte nur … weil ihr euch doch gestern ständig in der Wolle hattet, als wir vom Yellow aufgebrochen sind.«
    »Ach, so viel hast du dann doch noch mitbekommen?«
    »Fragmentarisch.«
    Wir schweigen beide.
    Armin mustert mich nachdenklich. In seinem Gesicht zeichnet sich zunehmend Sorge ab.
    »Habt ihr es etwa getrieben?«
    »Armin!«
    »Jetzt mal im Ernst. Ihr habt doch nicht …? Während ich hier nebenan lag und friedlich geschlafen habe?«
    »Natürlich nicht!«, antworte ich wieder. Allerdings mit sehr viel weniger Überzeugungskraft. Das merkt Armin auch. Er sieht mich fragend an.
    »Wir haben uns lediglich geküsst«, sage ich.
    Armins Augen werden so groß, wie es bei der Kombination heller Raum und Whisky-Kater nur irgend möglich ist.
    »Geküsst?«, wiederholt er. Dann breitet sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. »Aber das ist doch … wunderbar!«
    In diesem Moment wird ein Schlüssel im Schloss der Wohnungstür rumgedreht.
    Ich erstarre.
    »Aber wieso willst du denn dann abhauen?«, wispert Armin.
    Na, super! Das ist ja mal wieder typisch Mann! Die denken doch sofort: Es wurde geküsst, also ist sowieso schon alles geritzt.
    Dabei ist die ganze Sache doch viel komplizierter. Schließlich kennen Lu und ich uns seit etwa 24 Jahren. Sie war meine Feindin – jedenfalls habe ich das bisher immer gedacht. Und ich wäre nie auf die Idee gekommen, mich mit ihr innig umschlungen über eine Matratze zu wälzen, so wie es letzte Nacht passiert ist. Geschweige denn, dass ich an so etwas Absurdes wie Beziehung und Partnerschaft gedacht hätte. Das ist geradezu lachhaft. Und weil es so verrückt ist, wäre es das Allerbeste, erst mal den Rückzug anzutreten.
    Aber der ist mir jetzt versperrt, denn Jojo kommt in ihrer majestätischen Größe hereingeschlendert und schaut, wer denn heute Morgen so in ihre Wohnung gestolpert ist.
    Hinter ihr erscheinen zuerst Kasper, dann Belle und dann Lu.
    Ich muss tief Luft holen.
    Lu sieht vollkommen anders aus.
    Anders als sonst, anders als früher, anders als gestern.
    Sie sieht so aus, wie sie sich heute Nacht angefühlt hat. Und bisher hatte ich keine Ahnung davon, dass jemand so weich und gleichzeitig stark aussehen kann.
    Ihre schwarzen Haare stehen wirr vom Kopf ab. Sie ist vollkommen ungeschminkt, hat vom Schlaf noch ganz kleine Augen. Und ihre Lippen sind noch voller und roter, als sie sowieso schon immer waren.
    Ich sehe rasch zur Seite.
    Aber sie strahlt mich derart an, dass ich das Nichthinschauen nicht lange aushalte und vorsichtig

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