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Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Titel: Empfindliche Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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waren auf Jeb gerichtet, der in sanftem Singsang in sein Umhängemikrofon sprach.
    »Was habt ihr mit ihm gemacht, Elliot? Wie schafft man es, so einen dicken Brocken wie Aladin zu verlieren?«
    Verzögerung, Knistern aus Dons Verstärker. Elliots quenglige südafrikanische Stimme, leise und hastig:
    »Da sind mehrere Mietshäuser mit überdachten Parkplätzen. Im Moment gehen wir davon aus, dass er zu einem rein- und zu einem anderen rausgefahren ist. Wir arbeiten dran.«
    »Das heißt, er weiß, dass ihr ihm folgt« – Jeb. »Nicht gerade hilfreich, oder, Elliot?«
    »Vielleicht weiß er es, vielleicht ist es auch nur Gewohnheit. Und auf Generve von euch kann ich auch verzichten, okay?«
    »Wenn wir aufgeflogen sind, fahren wir heim, Elliot. Wir tappen nicht sehenden Auges in die Falle. Auf so was haben wir keinen Bock. Für solche Spielchen sind wir zu alt.«
    Geknister, aber keine Antwort. Jeb wieder:
    »Ihr habt nicht zufällig dran gedacht, dem Taxi einen Peilsender zu verpassen, oder, Elliot? Wenn er nicht eh das Fahrzeug gewechselt hat. Soll schon mal vorgekommen sein.«
    »Ach, leck mich doch!«
    Shorty als Jebs entrüsteter Freund und Beschützer streifte sein Mikro ab:
    »Wenn das hier vorbei ist, knöpf ich mir Elliot vor«, verkündete er der Welt im Allgemeinen. »Ich nehm ihn mir zur Brust, und dann schieb ich ihm seinen kahlen südafrikanischen Schädel den Arsch hoch, okay, Jeb?«
    »Vielleicht machst du das, Shorty«, erwiderte Jeb gelassen. »Und vielleicht lässt du es auch. Also sag lieber gar nichts, ja?«
    ***
    Der Bildschirm ist wieder zum Leben erwacht. Der Verkehr ist übersichtlich um diese Uhrzeit, aber kein Lichtring schließt sich um einen Van auf Abwegen. Das verschlüsselte Handy vibriert.
    »Können Sie irgendetwas sehen, das wir nicht sehen, Paul?« – vorwurfsvoll.
    »Ich weiß nicht, was Sie sehen können, Neun. Aladin hat mit seinem Bruder telefoniert und dann die Richtung geändert. Alle hier stehen vor einem Rätsel.«
    »Wir auch, das können Sie verdammt noch mal glauben.«
    Wir? Du und wer noch, bitte schön? Acht? Zehn? Wer ist das, der dir da ins Ohr flüstert? Dir kleine Zettelchen zusteckt, während wir reden. Dich dazu bringt, mittendrin den Kurs zu wechseln. Mr. Jay Crispin, unser strahlender Warlord und Nachrichtenlieferant?
    »Paul?«
    »Ja, Neun?«
    »Sie sind vor Ort. Geben Sie mir einen Abriss der Situation. Jetzt.«
    »Nun, zunächst fragt sich, ob Aladin gemerkt hat, dass er verfolgt wird.« Nach einem Moment der Besinnung: »Und ob er, statt seine Verabredung mit Punter einzuhalten, eine neue Geliebte besucht, die er allem Anschein nach hier einquartiert hat« – zunehmend beeindruckt von seiner eigenen Souveränität.
    Rascheln und Wetzen. Geräusche im Hintergrund. Der Flüsterer scheint wieder am Werk zu sein. Ein Klicken.
    »Paul?«
    »Ja, Neun.«
    »Sekunde. Warten Sie. Ich kriege hier gerade eine Nachricht …«
    Paul wartet. Nachricht oder Befehl?
    »Okay! Problem gelöst« – Quinn jetzt mit Staatsministerstimme. »Aladin hat nicht – ich wiederhole, nicht – vor, irgendwen zu ficken, Mann so wenig wie Frau. Das ist eine Tatsache. Verstanden?« Ohne eine Antwort abzuwarten: »Der Anruf bei seinem Bruder, den wir mitgehört haben, war eine Finte, um über die offene Leitung sein Treffen mit Punter festzuklopfen. Der Mann am anderen Ende war nicht sein Bruder. Es war Punters Mittelsmann.« Unterbrechung für weiteres Hintergrundgemauschel. »Gut, sein Pappkamerad . Es war Aladins Pappkamerad« – offenbar das Wort der Wahl.
    Neuerliche Unterbrechung. Für noch mehr Gemauschel? Oder ist das PRR doch nicht so umfassend erweitert wie sein Ruf?
    »Paul?«
    »Neun?«
    »Aladin hat Punter schlicht und ergreifend wissen lassen, dass er im Anmarsch ist. Einfach zur Bestätigung. Das haben wir direkt von der Quelle. Sagen Sie Jeb das mit schönem Gruß von mir.«
    Der Gruß war kaum ausgerichtet, da hob Don wieder den Arm.
    »Bildschirm zwei, Skipper. Haus sieben. Die Kamera auf der Meerseite. Licht im linken Erdgeschossfenster.«
    »Hier zu mir, Paul« – Jeb.
    Jeb ist neben Don in die Hocke gegangen. Hinter den beiden kauernd, späht er zwischen ihren Köpfen hindurch, im ersten Moment unsicher, welches Licht er sehen soll. In sämtlichen unteren Fenstern tanzen Lichter, aber es sind die Spiegelungen der ankernden Flotte. Er setzt die Brille ab, strengt die Augen an und betrachtet das Erdgeschossfenster von Haus Nummer sieben in Nahaufnahme.
    Ein

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