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Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Empfindliche Wahrheit (German Edition)

Titel: Empfindliche Wahrheit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John le Carré
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informiert bin, hatten Sie einen Besuch von ihm erwartet?«
    »Ja, allerdings. Ich warte immer noch. Warum?«
    »Jeb hat mich gebeten, ganz offen mit Ihnen zu sprechen. Im Vertrauen. Kann ich das? Ich spreche doch mit Paul?«
    Erneutes Nicken von Suzanna.
    »Ja, sicher. Hier ist Paul. Natürlich. Worum geht es?«
    »Sie wissen ja bestimmt, dass Jeb schon seit einigen Jahren psychisch sehr labil ist.«
    »Ja, das weiß ich. Und weiter?«
    »Gestern Nacht hat Jeb sich aus freien Stücken bei uns aufnehmen lassen. Wir haben bei ihm chronische Schizophrenie und akute Depression festgestellt. Er ist jetzt sediert und wird wegen Suizidgefahr überwacht. In seinen klaren Momenten gilt seine größte Sorge Ihnen. Paul.«
    »Wieso? Warum sollte er sich um mich sorgen?« – den Blick auf Suzanna geheftet –, »ich sorge mich um ihn , Himmelherrgott.«
    »Jeb leidet an einem schweren Schuldsyndrom, teilweise ausgelöst durch böswillige Gerüchte, die er unter seinen Freunden ausgestreut zu haben fürchtet. Er bittet Sie, sie als das zu behandeln, was sie sind: Symptome seiner Schizophrenie, die jeglicher realen Grundlage entbehren.«
    Suzanna schiebt ihm einen Zettel hin: Besuch?
    »Äh – hören Sie, Frau Dr. Costello, was ich gern wüsste – wann kann ich ihn denn besuchen kommen? Ich könnte mich jetzt gleich ins Auto setzen, wenn das etwas hilft. Haben Sie feste Besuchszeiten? Oder wie ist das geregelt?«
    »Tut mir sehr leid, Paul. Ich fürchte, zum gegenwärtigen Zeitpunkt könnte ein Besuch von Ihnen Jebs Zustand nur verschlimmern. Seine ganzen Ängste sind auf Sie fixiert, einer Konfrontation wäre er keinesfalls gewachsen.«
    Auf mich fixiert? Seine Ängste? Am liebsten würde Kit diese ungeheuerliche Behauptung in aller Schärfe zurückweisen, aber der Taktiker in ihm setzt sich durch.
    »Hm, wen hat er denn noch?«, will er wissen, diesmal ohne dass Suzanna ihm einsagen muss. »Gibt es irgendwelche anderen Freunde, die nach ihm schauen? Verwandte? Ich weiß, dass er nicht der Geselligste ist. Was ist mit seiner Frau?«
    »Sie leben getrennt.«
    »Da habe ich ihn beim letzten Mal anders verstanden, aber gut.«
    Kurzes Schweigen; offenbar muss Dr. Costello erst ihre Aufzeichnungen konsultieren.
    »Wir stehen mit der Mutter in Verbindung«, meldet sie dann. »Sämtliche Entwicklungen und Entscheidungen hinsichtlich Jebs Behandlung und Wohlergehen werden an seine Mutter übermittelt. Sie ist auch als sein Vormund eingesetzt.«
    Den Hörer fest am Ohr, wirft Kit den freien Arm in die Höhe, grimassiert ausdrucksvoll zu Suzanna hinüber. Aber seine Stimme verrät nichts. So ohne weiteres gibt er das Spiel nicht aus der Hand.
    »Ah, da bin ich froh, Frau Dr. Costello, da bin ich dankbar. Gut zu wissen, dass sich jemand von der Familie um ihn kümmert. Können Sie mir vielleicht die Nummer seiner Mutter geben? Dann könnten sie und ich uns mal kurzschließen.«
    Doch Dr. Costello, so dankenswert ihr sonstiges Vorgehen sein mag, beruft sich auf Datenschutzbestimmungen: So, wie die Dinge stehen, darf sie die Nummer von Jebs Mutter leider nicht herausgeben. Gespräch beendet.
    Kit auf dem Kriegspfad.
    In beifälligem Schweigen sieht Suzanna zu, wie er die 1471 wählt und erfährt, dass die Anruferin ihre Nummer unterdrückt hat.
    Er ruft bei der Auskunft an, lässt sich mit dem Ruislip General Hospital verbinden und zur psychiatrischen Abteilung durchstellen, wo er nach Dr. Costello fragt.
    Der Krankenpfleger könnte nicht hilfsbereiter sein:
    »Dr. Costello kommt erst nächste Woche wieder, tut mir leid. Fortbildung.«
    »Seit wann ist sie schon weg?«
    »Die ganze Woche schon. Nicht sie übrigens, er . Joachim. Klingt ziemlich deutsch für mich, aber er kommt aus Portugal.«
    Kit gerät auch jetzt nicht ins Schleudern.
    »Und Dr. Costello war diese ganze Zeit nicht im Haus?«
    »Nein, tut mir leid. Kann Ihnen vielleicht wer andres weiterhelfen?«
    »Doch, ja, ich hätte gern einen von Ihren Patienten gesprochen. Jeb heißt er. Sagen Sie einfach, Paul ist dran.«
    »Jeb? Sagt mir jetzt nichts, wenn Sie kurz dranbleiben …«
    Ein anderer Pfleger kommt an den Apparat, ein deutlich weniger beflissener:
    »Jeb haben wir keinen. John haben wir, Jack haben wir. Das ist die ganze Auswahl.«
    »Aber ich dachte, er ist einer von Ihren Stationären«, protestiert Kit.
    »Hier nicht. Kein Jeb. Versuchen Sie’s in Sutton.«
    Worauf Kit und Suzanna augenblicklich beide die gleiche Regung haben: Emily anrufen.
    Es ist besser, wenn

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