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Empty Mile

Empty Mile

Titel: Empty Mile Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthew Stokoe
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ihn direkt zu ermorden.
    Wir brauchten eine halbe Stunde, bis wir auf einer Höhe mit den Anwesen in der Eyrie Street anlangten. Gareths Navigation erwies sich als nicht hundertprozentig akkurat, da wir auf beiden Seiten kaum weiter als zwanzig Meter sehen konnten und so ungewollt durch einen Waldstreifen zwischen zwei Grundstücken gegangen waren, wodurch wir aus Versehen fast auf die Straße liefen. Doch wir orientierten uns neu und brauchten nur noch zwei Minuten, um die Grenze von Jeremy Tripps Garten zu erreichen.
    Wir blieben unter den Bäumen verborgen stehen und blickten über die ausgedehnte Rasenfläche. Die Zielscheibe stand noch da, auf der Veranda flatterten die Seiten einer Zeitschrift leise in der Brise. Das Haus war ruhig und still.
    Gareth nickte zu dem Carport neben dem Haus. Jeremy Tripp hatte das Verdeck des Jaguars heruntergeklappt; in dem schweren Chromrahmen der Windschutzscheibe spiegelte sich ein Strahl Sonnenlicht und bildete einen grellen Punkt im Schatten.
    »Das erleichtert die Sache, ich dachte schon, wir müssten in die Garage einbrechen. Aber wir sollten uns beeilen. Wenn sie gleich nach dem Film zurückkehren, bleibt uns nur noch etwa eine Stunde.«
    Wir traten in den hellen Garten hinaus, und obwohl man von den benachbarten Grundstücken weder den Rasen noch das Haus sehen konnte, fühlte ich mich schlagartig wie auf dem Präsentierteller. Hastig gingen wir an der linken Grundstücksgrenze entlang zu dem Carport. Der Wald schützte den offenen Anbau auf einer Seite vor Blicken, das Haus auf der anderen. Durch die Hecke vor uns konnte man uns auch von der Straße nicht sehen.
    Gareth nahm eine Taschenlampe aus dem Rucksack, dann legte er sich auf den Betonboden, sodass er, wenn er den Kopf drehte, hinter die verchromten Zierfelgen eines der Vorderreifen sah. Er zog den Kopf wieder hervor und setzte sich auf.
    »Gut.«
    Er nahm eine feine Metallfeile aus dem Rucksack und kroch wieder unter das Auto. Die nächsten zwei Minuten feilte er behutsam an etwas auf der Innenseite des Rads. In regelmäßigen Abständen machte er eine Pause und überprüfte seine Arbeit mit der Taschenlampe. Als er zufrieden war, streckte er eine Hand nach mir aus.
    »Da ist eine Flasche drin. Sei vorsichtig damit.«
    Ich öffnete den Rucksack. Im Inneren sah ich eine kleine Sammlung von Werkzeugen, ein Paar Gummihandschuhe, ein sechzig Zentimeter langes Stahlrohr mit einem Durchmesser von zweieinhalb Zentimetern, ein Bündel, das wie Baumwolle aussah, und eine kleine Flasche in einer Plastiktüte. Die Flasche hatte einen altertümlichen Glasstopfen, wie man es manchmal in Schaufenstern von Apotheken sah, und enthielt eine farblose Flüssigkeit. Ich entfernte die Plastiktüte und gab Gareth das Fläschchen.
    »Was ist das?«
    »Salpetersäure. Gib mir die Handschuhe und das Wollzeug.«
    Ich gab ihm, was er wollte; während er die Handschuhe anzog, erklärte er mir, was er vorhatte.
    »Die Bremsleitungen leiten Bremsflüssigkeit von einem Hauptzylinder zu den Bremsen jedes Reifens. Wenn man auf die Bremse tritt, erhöht das den Druck auf die Flüssigkeit, und der wiederum überträgt sich auf die Hebel, die die Bremsklötze gegen die Scheiben drücken und das Auto verlangsamen. Wenn die Bremsleitungen ein Loch haben, dann läuft die Bremsflüssigkeit natürlich heraus und die Bremsen funktionieren nicht mehr so gut, wenn man auf das Pedal tritt. Natürlich könnten wir die Bremsleitung einfach durchschneiden, aber das würde ein wenig verdächtig aussehen. Ich möchte sie nur so dünn machen, dass sie reißen, wenn er stark bremst. Die Säure beseitigt die Spuren der Feile und frisst sich weiter durch das Metall. Wenn man das richtig macht, sieht es einfach nach Materialverschleiß aus. Aber es ist ziemlich schwer, dieses Zeug richtig zu dosieren. Wenn ich zu viel nehme, ist seine Bremse trotzdem im Arsch, dann können wir nur hoffen, dass er das Leck erst bemerkt, wenn es zu spät ist.«
    Gareth riss einen Bausch des Baumwollstoffs ab und hielt ihn mir hin.
    »Glaswolle. Die benutzt man in Filtern für Aquarien. Bei Säure kann man nichts anderes als Schwamm verwenden.«
    Er drehte den Pfropfen aus der Flasche und befeuchtete die Glaswolle vorsichtig mit einigen Tropfen Säure. Dann legte er sich wieder hin und verschwand hinter dem Reifen. Ich kroch Kopf voran unter den Bug des Autos und sah zu, wie er eine eckige, etwa fünf Millimeter starke Metallleitung mit der Säure betupfte. Nach jedem Tupfen stieg

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