Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ender 4: Enders Kinder

Ender 4: Enders Kinder

Titel: Ender 4: Enders Kinder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Orson Scott Card
Vom Netzwerk:
Glasfenster und eine Klimaanlage. Aber sie geht nach hinten hinaus, auf den Garten, und außerdem sind die Fenster zurückgesetzt, darum sieht man das Glas von unten nicht. Sehr raffiniert. Auf künstliche Weise natürlich wirkend. Heuchelei und Täuschung – die menschliche Universalkonstante.«
    »Es ist eine wunderschöne Art zu leben«, sagte Wang-mu. »Ich mag Nagoya.«
    »Zu schade, daß wir nicht lange hier sein werden.«
    Bevor sie danach fragen konnte, wohin sie unterwegs waren und warum, zog Peter sie in den Innenhof eines belebten Restaurants. »In dem hier wird der Fisch gegart«, sagte Peter. »Ich hoffe, das macht dir nichts aus.«
    »Was, die anderen servieren ihn roh?« fragte Wang-mu lachend. Dann begriff sie, daß Peter es ernst meinte. Roher Fisch!
    »Die Japaner sind berühmt dafür«, sagte Peter, »und in Nagoya ist es fast eine Religion. Achte mal drauf – nicht ein japanisches Gesicht im ganzen Restaurant. Sie würden sich nicht herablassen, Fisch zu essen, der durch Hitze zerstört worden ist. Das ist eine von den Sachen, an denen sie festhalten. Inzwischen gibt es so wenig unverwechselbar Japanisches an ihrer Kultur, daß sie sich hingebungsvoll an die wenigen ausschließlich japanischen Züge klammern, die noch existieren.«
    Wang-mu nickte, da sie vollkommen verstand, weshalb sich eine Kultur nur um der nationalen Identität willen an seit langem tote Bräuche klammern konnte, und zugleich dankbar war, an einem Ort zu sein, wo solche Bräuche alle oberflächlich waren und nicht, wie sie es auf Weg getan hatten, das Leben der Menschen entstellten und zerstörten.
    Ihr Essen kam rasch – es beansprucht fast überhaupt keine Zeit, Fisch zu garen –, und während sie aßen, änderte Peter mehrfach seine Position auf der Matte. »Schade, daß dieser Laden nicht nicht-traditionell genug ist, um Stühle zu haben.«
    »Warum haßt ihr Europäer die Erde so sehr, daß ihr euch immer über sie erheben müßt?« fragte Wang-mu.
    »Damit hast du deine Frage schon beantwortet«, sagte Peter nüchtern. »Du gehst von der Annahme aus, daß wir die Erde hassen. Es läßt dich klingen wie irgend so ein Primitiver, der Magie benutzt.«
    Wang-mu errötete und schwieg.
    »Ach, erspar mir die ›Passive-Orientalische-Frau‹-Schablone«, sagte Peter. »Oder die passive ›Ich-bin-dazu-ausgebildet-eine-Dienerin-zu-sein-und-du-klingst-wie-ein-grausamer-herzloser-Meister‹-Manipulation durch die Erzeugung von Schuldgefühlen. Ich weiß, daß ich ein Arschloch bin, und ich werde mich nicht ändern, bloß weil du so niedergeschlagen dreinblickst.«
    »Dann könnten Sie sich ändern, weil Sie kein Arschloch mehr sein wollten.«
    »Das ist nun einmal mein Charakter. Ender hat mich hassenswert erschaffen, damit er mich hassen konnte. Der Zusatznutzen besteht darin, daß du mich ebenfalls hassen kannst.«
    »Ach, seien Sie still und essen Sie Ihren Fisch«, sagte sie. »Sie wissen ja gar nicht, wovon Sie sprechen. Von Ihnen wird erwartet, menschliche Wesen zu analysieren, und dabei können Sie nicht einmal die Person verstehen, die Ihnen in der ganzen Welt am nächsten steht.«
    »Ich will dich nicht verstehen«, sagte Peter. »Ich will meine Aufgabe erfüllen, indem ich diese brillante Intelligenz, die du angeblich besitzt, ausbeute – selbst wenn du glaubst, daß Menschen, die sich hinhocken, ›der Erde näher‹ seien als Menschen, die eine aufrechte Haltung bewahren.«
    »Ich sprach gar nicht von mir«, sagte sie. »Ich sprach von der Person, die ihnen am nächsten steht. Ender.«
    »Glücklicherweise ist der im Augenblick weit weg von uns.«
    »Er hat Sie nicht erschaffen, damit er Sie hassen kann. Er hat seinen Haß auf Sie schon lange überwunden.«
    »Ja, ja, er hat den Hegemon geschrieben et cetera et cetera.«
    »Sehr richtig«, sagte Wang-mu. »Er hat Sie erschaffen, weil er verzweifelt jemanden brauchte, der ihn haßt.«
    Peter verdrehte die Augen und nahm einen Schluck milchigen Ananassaftes. »Genau die richtige Menge Kokosnuß. Ich denke, ich werde mich eines Tages hier zur Ruhe setzen, falls Ender nicht vorher stirbt und mich verschwinden läßt.«
    »Ich sage etwas Wahres, und Sie antworten mit der Kokosnuß im Ananassaft?«
    »Novinha haßt ihn«, sagte Peter. »Er braucht mich nicht.«
    »Novinha ist wütend auf ihn, aber sie ist im Unrecht damit, wütend zu sein, und das weiß er. Was er von Ihnen braucht, ist ein … gerechter Zorn. Ihn für das Böse zu hassen, das wirklich in ihm ist, das

Weitere Kostenlose Bücher