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Endless: Roman (German Edition)

Endless: Roman (German Edition)

Titel: Endless: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Meg Cabot
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ging hinaus. Eine Sekunde später hörte sie die Wohnungstür zuschlagen.

6
    Alaric Wulf hatte keinen guten Tag. Mehr noch, er hatte keine gute Woche.
    Seine Pechsträhne hatte begonnen, als sein Vorgesetzter, Abraham Holtzman, ihn in sein Arbeitszimmer gerufen und erklärt hatte, er müsse mit ihm unter vier Augen sprechen.
    »Ich weiß schon Bescheid«, verkündete Alaric, als er das Büro betrat.
    »Ach ja?« Überrascht blickte Holtzman von seinem Computerbildschirm auf. »Woher?«
    Alaric zuckte mit den Schultern. »Machen Sie Witze? Sie hat es mir erzählt. Sie erzählt es jedem, ob man es wissen will oder nicht. Sie sollten sie mal in der Kantine hören. › Und wenn nun in Lucien Antonescu und allen Dämonen auch etwas Gutes steckt? Vielleicht ist es gar nicht unsere Aufgabe, sie zu vernichten, sondern das Gute in ihnen wiederherzustellen? ‹«
    Er fand seine Imitation von Meena Harper sehr gelungen. Manchmal machte er sie sogar nach, wenn er allein war. Nicht absichtlich allerdings. Es erschreckte ihn, dass ihm ihre Stimme nicht aus dem Kopf ging.
    »Oh.« Holtzman ließ die buschigen Augenbrauen wieder sinken. »Das.«
    »Ja, das«, sagte Alaric verärgert. »Was gibt es denn sonst noch? Ich hoffe, Sie haben ihre Eingabe bei den Geheimarchiven verhindert.«
    Holtzmans Augenbrauen gingen wieder hoch. Beleidigt schaute er Alaric an. »Ich habe nichts dergleichen getan«, erwiderte er. »Wenn meine Mitarbeiter Material aus der Vatikanischen Apostolischen Bibliothek anfordern – auch aus den Geheimarchiven –, das uns dabei helfen könnte, unsere Feinde besser zu verstehen, warum sollte ich ihnen denn dann Steine in den Weg legen?«
    »Das ist doch nicht Ihr Ernst!« Alaric warf ihm einen fassungslosen Blick zu. »Sie glauben doch nicht, dass an ihrem Traum etwas dran ist, oder?«
    »Ich kann nicht sagen, ob sie nicht doch recht hat«, entgegnete Holtzman. »Und ich verstehe nicht, wie du dir da so sicher sein kannst. Auf jeden Fall habe ich dich heute nicht wegen Meena Harper hierherbestellt.«
    Alaric runzelte die Stirn. »Soll das heißen, Sie glauben tatsächlich, dass Lucien Antonescu – der im GeheimeGarde-Führer zu Anderwelt-Geschöpfen aufgeführt ist als derjenige, der das Werk des Teufels auf der Erde fortsetzt – möglicherweise die Wahl haben könnte, ob er gute oder böse Taten begeht?«
    »Ich sage lediglich«, erwiderte Holtzman, »dass ich für alle Möglichkeiten offen bin.« Als Alaric erneut widersprechen wollte, hob Holtzman die Hand und sagte: »Ich kann verstehen, dass es gewisse Vorurteile gegen Antonescu gibt, und sie sind bestimmt gerechtfertigt. Alte Erinnerungen sterben manchmal langsam, und die Tatsache, dass so viele von uns, wie du selbst ja auch, sich immer noch von
den Verletzungen aus dem Kampf mit den Dracul im letzten Frühjahr erholen, hat sicher auf Meenas Theorie keine gute Auswirkung. Ich jedoch bin bereit, ihr eine Chance zu geben … wenn sie sie beweisen kann. Und jetzt möchte ich bitte zu dem Grund kommen, aus dem ich dich hierherbestellt habe, der, wie ich bereits erwähnte, nichts mit Meena Harper zu tun hat … ich weiß, es wird dir nicht gefallen, aber wir kommen leider nicht darum herum. Du weißt sicher von den Bemühungen der Kirche …«
    Alaric schaltete sofort auf Durchzug und schaute aus einem der Fenster von Holtzmans Büro – das früher einmal das Büro eines Schuldirektors gewesen war – auf die Mulberry Street. Er brauchte nur die Worte Bemühungen und Kirche zu hören und wusste schon, dass das, was kommen würde, ihn langweilte. Vielleicht hatte er ja jemanden zu öffentlich oder zu gewalttätig getötet.
    Doch auch das war langweilig.
    Stattdessen dachte er über Meena Harper und ihre Theorie nach.
    »Das hat der heilige Thomas gesagt«, erklärte sie fast täglich in der Kantine. »Nicht ich. Er glaubte, es gäbe keine Quelle des Bösen und auch keine bösen Wesen, sondern eher die Abwesenheit des Guten bei manchen Wesen.«
    »Und deshalb«, hatte Alaric geantwortet, »arbeiten wir hier und werden das auch in den nächsten Jahren weiter tun.«
    Die anderen Gardeoffiziere brachen bei seinen Worten immer in großes Gelächter aus.
    Aber dann zitierte Meena irgendetwas vom heiligen Thomas wie »Ohne dass etwas verzehrt wird, gibt es kein
Feuer, und der Löwe muss die Antilope töten, um zu überleben. Und wenn es keine Verbrechen gäbe, gäbe es auch keinen Raum für Geduld und Gerechtigkeit. Und vielleicht ist es eher unsere

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