Endless: Roman (German Edition)
Aufgabe, die Antilopen besser zu schützen, als alle Löwen zu töten«.
Und außerdem hatte Meena noch dieses Buch aus den Geheimarchiven des Vatikans bestellt, das – davon war sie überzeugt – ihre Theorie untermauern würde. Dabei bewiesen doch die immer noch nicht verheilten Wunden aus der Schlacht letztes Jahr, die Lucien Antonescu und sein Clan ihm und seinen Kollegen zugefügt hatten, das Gegenteil.
Die Sankt-Georgs-Kathedrale, der Schauplatz dieses Kampfes, war damals durch ein Feuer zerstört worden, und auch darunter litten noch viele seiner Kollegen.
Und daher war jeder Soldat zutiefst davon überzeugt, dass es das Böse gab und dass es da draußen auf sie lauerte.
Sie konnten es spüren, wie die Ruhe vor einem Sturm. Sämtliche Nackenhaare richteten sich auf. Vielleicht konnten sie ja die Wolken nicht sehen und den Donner nicht hören …
Aber das bedeutete noch lange nicht, dass nicht etwas unterwegs war.
Natürlich war es möglich, dass es gar nicht Lucien Antonescu war. Meena hatte ja geschworen, seit Monaten keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt zu haben.
Und es gab keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Es waren zwar zahlreiche Berichte über paranormale Phänomene eingegangen – Succubi, Werwölfe und mehr Geister, als er zählen konnte –, doch Antonescus Clan, die Dracul,
hatte sich ruhig verhalten. Es hatte überhaupt keine Angriffe gegeben, die man Vampiren zuschreiben konnte.
Das war frustrierend, schließlich war die Einheit in Manhattan eigens zu dem Zweck gegründet worden, den Fürsten der Finsternis zu vernichten. Es hieß, wenn sie ihn töteten, würden die dämonischen Wesen, über die er herrschte, geschwächt. Demoralisiert und unorganisiert ohne ihren Anführer würden sie umso leichter zu erlegen sein.
Alaric war sich nicht sicher, ob er dieser Theorie Glauben schenken sollte. Aber er wusste ganz genau, dass Antonescu einfach in der Nähe sein musste. Denn welcher Mann – auch wenn er nur halb Mann, halb Tier war wie dieser blutsaugende Sohn alles Bösen – würde schon verschwinden, wenn ein Mädchen wie Meena in der Nähe war? Alaric jedenfalls fühlte sich beinahe magnetisch zu ihr hingezogen.
Und er hatte nicht ein halbes Jahrtausend in der Anonymität gelebt wie Antonescu.
Er konnte einfach nicht glauben, dass der Vampir jetzt aufgeben würde, selbst wenn sie ihn zurückweisen würde. Er wartete nur auf den richtigen Zeitpunkt, das wusste Alaric. Leider machte er seine Sache viel zu gut.
Zwischen Alaric und Meena war auch so ziemlich alles schiefgegangen. Zwar nicht so spektakulär schief wie zwischen ihr und Antonescu, weil Alaric ja kein Vampir war. Und außerdem hatten sie noch nichts miteinander gehabt.
Aber er hatte zumindest geglaubt, sie seien Freunde. Jetzt hatte er so seine Zweifel daran.
Kurz nachdem er aus dem Krankenhaus entlassen worden
war, wo er sich von der Wunde erholt hatte, die ihm bei ihrer Verteidigung in der Sankt-Georgs-Kathedrale zugefügt worden war, hatte er Meena zum Abendessen eingeladen.
Als sie ihn mit ihren großen, dunklen Augen angeschaut und gefragt hatte, wo er denn gerne essen gehen möchte, hatte er geantwortet: »Nun, in meiner Wohnung natürlich. Ich koche für dich.« Er konnte hervorragend kochen.
Und warum sollten sie sich in ein überfülltes Lokal in Manhattan setzen, wo er sich über die anderen Gäste ärgern musste, die zum Beispiel zu laut mit ihrem Handy telefonierten, wenn sie es in seiner Wohnung viel netter haben konnten?
Sie hatte ihm sofort einen misstrauischen Blick zugeworfen. Er hatte keine Ahnung, wieso.
»Hältst du das wirklich für so eine gute Idee?«, hatte sie ihn gefragt.
»Warum sollte es denn ein Problem sein?«, hatte er verwirrt erwidert.
»Vielleicht sollten wir es wirklich bei der beruflichen Ebene belassen«, hatte sie gesagt und ihm, ziemlich distanziert, wie ihm vorkam, die Schulter getätschelt.
Das war jetzt schon Wochen her, und sie behandelte ihn immer noch, als habe er Pest und Lepra zusammen. Er konnte es einfach nicht verstehen. Was hatte er denn bloß getan? Er hatte Carolina de Silva gefragt, eine Kollegin, mit der Meena sich angefreundet hatte, aber sie hatte nur gelächelt und gemeint, er hätte Meena besser ins Restaurant eingeladen.
Diese Information verwirrte ihn nur noch mehr.
Und nun redete sie ständig nur noch von ihrem blöden Traum.
Warum bekam er bloß zu hören, »vielleicht sollten wir es wirklich bei der beruflichen Ebene belassen«, wenn diese
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