Endlich geborgen
Bleib. Wir werden dir helfen. Du wirst überrascht sein, was die Sinclairs und die Shawnessys erreichen können, wenn sie sich zusammentun. Und Gabriel würde eher sterben als zulassen, dass jemandem ein Leid geschieht, den er mag.”
Caras Worte ließen Melanie erschauern. Der Gedanke, dass Gabriel, Cara, Ian oder irgendeinem der Sinclairs etwas zustoßen könnte, entsetzte sie. Wenn sie blieb, würde etwas Schreckliches geschehen, davon war sie überzeugt.
Melanie wollte nicht, dass Cara sah, wie ihr die Tränen in die Augen stiegen, daher beugte sie sich vor und umarmte sie. „Ich weiß nicht, wie ich jemals wieder gutmachen kann, was du für mich und Kevin getan hast.”
„Sei nicht albern. Ohne dich hätte ich die Lampe da unten vermutlich für fünfzig Dollar verkauft.” Caras Stimme klang belegt. „Wohin wirst du fahren? Wie kann ich wissen, dass es euch gut geht?”
„Uns wird es gut gehen”, versicherte Melanie ihr, obwohl sie selbst nicht ganz davon überzeugt war. „Ich verspreche, dich anzurufen.”
Cara seufzte. „Ich werde immer für dich und Kevin da sein. Solltest du jemals etwas brauchen, ruf mich an. Mich oder Gabriel.”
„Danke.”
Cara trat zurück und wischte sich Tränen aus den Augen. „Gut, wie wäre es damit: Heute Abend kommt ein Zauberer für eine Kindervorstellung, und danach gibt es Kuchen und Eiskrem. Du und Kevin, ihr solltet auch kommen.”
Melanie schüttelte den Kopf. „Ich muss noch einen Raum katalogisie ren, Mildreds Schlafzimmer.”
„Dann erlaube, dass Ian und ich Kevin mitnehmen”, sagte Cara. „Es wird ihm gefallen, und er kommt mit anderen Kindern zusammen.”
Die Vorstellung, Kevin außer Sichtweite zu lassen, erschreckte Mela nie, aber sie wusste, dass Cara Recht hatte. Ehe ihre Welt auf den Kopf gestellt wurde, hatte Kevin in der Vorschule gern mit anderen Kindern gespielt. In den vergangenen Wochen war er nur mit ihr oder anderen Erwachsenen zusammen gewesen, und sie wusste, dass er sich langweilte.
Melanie holte tief Luft, ehe sie schließlich nickte. „Gut, aber Cara, bitte, ich weiß …”
„‘Mach dir keine Sorgen. Wir werden ihn keinen Moment aus den Augen lassen.” Rasch umarmte Cara sie. „Ich komme gleich wieder. Ich werde es Kevin sagen.”
Von draußen hörte sie das Summen der Farbpistole. Sie trat zum Fens ter und sah, wie Russell, der Vorarbeiter, das Erdgeschoss blau ansprühte. Obwohl das Fenster geschlossen war, konnte sie die Farbe riechen. Das Haus würde sehr schön aussehen, wenn sie fertig waren, und sie spürte einen Anflug von Bedauern, dass sie nicht hier sein würde, um es zu sehen.
Sie wollte sich gerade abwenden, als sie Gabriel und Ian bemerkte, die unter einer großen Eiche standen, ein Stück vom Haus weg. Gabriel stand mit dem Rücken zu ihr, und Ian lehnte mit verschränkten Armen am Stamm. Er hielt den Kopf gesenkt, doch sie sah, dass er die Stirn gerunzelt hatte.
„Mama! Ich gehe zu einer Zaubershow!”
Kevin lief ins Zimmer. Seine Wangen waren gerötet, und seine blauen Augen strahlten vor Freude.
„Ich weiß, Liebling. Ist das nicht herrlich?” Sie bückte sich und nahm ihn in den Arm.
„Du verlangst eine Menge, Gabriel.”
Gabriel sah seinen Schwager an und nickte. „Das weiß ich, glaube mir. Aber niemand verfügt über solche Quellen wie du, Ian. Ich muss wissen, wer diese Frau ist und wovor sie davonläuft. Du kannst es herausfinden.”
„Ich habe die Agentur verlassen, als ich deine Schwester heiratete.”
„Du verfügst noch immer über die richtigen Verbindungen. Du weißt, wen du fragen musst.”
Ian seufzte. „Gabriel, sie will nicht, dass jemand etwas über ihr Leben erfährt, und sie will unsere Hilfe nicht. Sollen wir uns wirklich einmischen?”
„Du weißt, ich würde dich nicht darum bitten, wenn es nicht wichtig wäre.”
„Du kennst sie noch nicht lange.”
„Das ist egal. Ich muss das tun, mit oder ohne deine Hilfe.”
Ian sah Gabriel an. „Empfindet sie dasselbe für dich?”
„Ich weiß nicht, was ich fühle, verdammt. Und ganz bestimmt weiß ich nicht, was sie denkt. Ich weiß nur, dass sie bald abreisen wird und dass ich sie und Kevin vielleicht nie wieder sehe.”
Er fuhr sich mit den Händen durchs Haar und begann, auf und ab zu gehen. „Ich kann das nicht hinnehmen, Ian?”
„Ihr Sinclairs seid die eigensinnigste Bande, die ich je getroffen habe.”
„Heißt das, du wirst mir helfen?”
„Ja”, sagte Ian. „Aber sei gewarnt, Freund. Vielleicht
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