Endlich geborgen
Herzklopfen.”
„Bob?” Gabriel lachte auf. „Jedes Herzk lopfen bei Mildred musste von einer Krankheit stammen.”
Melanie verzog das Gesicht. „Ist es so schwer, sich vorzustellen, dass sie Gefühle hatte?”
„Ja.” Gabriel setzte sich neben sie, und sein Pulsschlag beschleunigte sich, als er bemerkte, dass sie keinen BH trug.
„Nun, hatte sie aber. Übrigens, sie hat auch etwas über dich geschrie ben.”
„Über mich?”
Melanie lächelte, griff nach einem der Hefte und reichte es Gabriel.
„Lies das hier.”
Er nahm es und schlug es an der Stelle auf, an der etwas eingelegt war.
Eine gepresste, getrocknete Rose.
„Lies die Seite”, verlangte sie leise.
Er betrachtete wieder die Seite und las das Datum. Samstag, 15. Oktober 1979.
Das ist einundzwanzig Jahre her, bemerkte er. Und überrascht begann er zu lesen.
Nach einer Weile blickte Gabriel gedankenverloren hoch. Mildred hatte ihm damals, als er noch ein kleiner Junge gewesen war, bei der Arbeit in ihrem Garten zugesehen und hatte nicht den Mut gehabt, ihn auf eine Limonade hereinzubitten. Sie hatte gefürchtet, von ihm ausgelacht zu werden.
Der nächste Eintrag stammte von Sonntag, dem 16. Oktober.
Hier schrieb sie, dass, er, Gabriel, ihr eine gelbe Rose geschenkt hat. Und sie hatte ihm deshalb die Tür vor der Nase zugeschlagen, damit er die Tränen in ihren Augen nicht hatte sehen können.
Benommen sah Gabriel zu Melanie auf. „Sie hat die Rose tatsächlich aufbewahrt, die ich ihr geschenkt habe?”
Melanie nickte. „Ich habe die meisten Hefte durchgesehen. Sie erwähnt dich mehrmals.
Eine Bemerkung darüber, wie groß du geworden seist, wie gut du aussehen würdest bist, wie tapfer du bei der Beerdigung deiner Eltern gewesen seist. Wie gut du für deine Brüder und Schwestern sorgen würdest. Sie mochte dich sehr.”
„Weil ich ihr eine Rose schenkte?” fragte er ungläubig.
„Es war mehr als das.” Melanie beugte sich vor. „Gabriel, sie hat ihr Haus der Shawnessy Stiftung vermacht - deinetwegen. Der Rose wegen.”
Gabriel blickte die gepresste Rose an. Sie hatte in Mildreds Leben eine sehr wichtige Rolle gespielt.
Und jetzt tat sie es auch in seinem Leben.
Denn sonst wäre er nach Mildreds Tod nie in dieses Haus gekommen, hätte niemals Melanie und Kevin getroffen, würde hier nicht sitzen, bei dieser Frau, die er mehr begehrte, als er jemals eine Frau begehrt hatte.
Er holte tief Luft und sah Melanie an. „Sie schrieb auch, jemand hätte ihr das Herz gebrochen. Erwähnt sie auch, wer dieser Mann war?”
„Ich habe die frühen Bücher gefunden. Es muss ein Mann namens William McDaniels gewesen sein. Er war ein Herumtreiber, der allen möglichen Jobs nachging. Ihre Mutter hatte ihn engagiert, damit er einige Reparaturen am Haus vornahm. Mildred verliebte sich sofort in ihn, und sie glaubte, er würde ihre Gefühle erwidern, mit ihr durchbrennen, sie heiraten. Als Williams Frau und seine beiden Kinder in der Stadt erschienen, war sie entsetzt. Sie kam niemals darüber hinweg und hat danach nie wieder jemandem vertraut. Sie hat nie darüber gesprochen.”
„Wer hätte das gedacht?” meinte Gabriel kopfschüttelnd. „Die alte Witherspoon ist einmal jung und verliebt gewesen.”
„Jeder verliebt sich irgendwann einmal”, sagte Melanie ruhig, schloss behutsam das Heft und legte es zurück in die Schachtel. „Und jedem wird einmal das Herz gebrochen. Manche kommen darüber hinweg, andere nicht.”
Er begriff, dass sie nicht mehr von Mildred sprach, sondern von sich selbst. Er streckte den Arm aus, umfasste ihr Kinn und sah ihr in die Augen. „Wer hat dir das Herz gebrochen, Melanie?”
Der schmerzliche Ausdruck darin schnürte ihm die Kehle zu. „Ich war auch jung und verliebt, und als ich heiratete, dachte ich, es wäre für immer. Mein Mann, der inzwischen verstorben ist, sah das anders.”
Eine Vorahnung stieg in Gabriel auf. Blieb sie deshalb auf Distanz? Wollte sie ihn nicht an sich heranlassen? Weil sie immer noch nicht von ihrem Mann losgekommen war?
„Liebst du ihn noch?”
„Nein. Aber ich will nicht über ihn reden. Nicht jetzt.”
Gabriel strich ihr mit einem Finger über die Wange. „Nein?”
„Nein.” Sie küsste die Innenfläche seiner Hand, und er holte tief Luft bei dieser Berührung.
„Gabriel?”
„Was?” Es fiel ihm schwer, zu sprechen.
„Liebe mich.”
8. KAPITEL
Gabriel schwieg. Melanie kam es vor, als wäre die ganze Welt verstummt. Eine große Ruhe überkam sie,
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