Endlich ist Mommy wieder glücklich!
anderen trainieren.“ Besser, Stormy gewöhnte sich schon jetzt an den Gedanken.
„Aber er hat mir versprochen, mit mir zu üben, bis die Softball-Mannschaft aufgestellt wird. Er hat sogar seine Schwester gefragt, ob sie mir das Schlagen beibringt.“
Zweifellos würde Kieran seine Versprechen einhalten, was durchaus problematisch werden konnte. Stormy hatte ihn jetzt schon als Vaterfigur akzeptiert und würde sehr enttäuscht sein, wenn er in nicht allzu ferner Zukunft wieder aus ihrem Leben verschwand.
Aber für dieses Thema hatte Erica jetzt keine Kraft mehr.
„So, Schlafenszeit, Liebes.“ Sie beugte sich über ihre Tochter, küsste sie auf die Stirn und stand auf. „Träum was Schönes.“
Bevor sie das Licht ausschalten konnte, hörte sie ihre Tochter sagen: „Ich hab Angst, Mom.“
Sofort eilte sie wieder ans Bett. „Wovor denn?“
„Davor, dass ich irgendwann nicht mehr weiß, wie Daddy aussah.“
Erica ließ sich wieder auf die Bettkante sinken. „Deshalb haben wir doch die vielen Bilder aufgestellt, Liebes. Damit du ihn nicht vergisst.“
„Erinnerst du dich denn noch an ihn? Ich meine, weißt du noch, wie seine Stimme klang?“
„Ja, das weiß ich noch.“
Sie konnte sich an Jeffs Lachen gut erinnern, auch wenn sie es seltener gehört hatte, nach Stormys Geburt. Sie hatten es nicht leicht gehabt, und Jeff wurde immer deprimierter, vertraute sich ihr aber nicht an.
Die Kluft zwischen ihnen war immer größer geworden, vor seinem Tod war er ihr fast wie ein Fremder vorgekommen – der Mann, der einmal ihr bester Freund gewesen war.
Doch heute Abend in Kierans Armen hatte sie all das vergessen. Plötzlich wurde sie von Schuldgefühlen überwältigt, und sie tastete nach der Silberkette um ihren Hals, an der ihr Ehering hing. Sie schwor sich, Jeff niemals zu vergessen, ganz gleich, was auch kam, und sich vor allem an die guten Zeiten zu erinnern. Denn bevor Stormys Krankheit sie von jetzt auf gleich gezwungen hatte, erwachsen zu werden, hatte es viele wunderbare Momente gegeben.
Und dann hatte das Schicksal ihr Jeff genommen. Sie hatten keine Gelegenheit mehr gehabt, ihrer Beziehung wieder die Tiefe der ersten Zeit zu geben.
Das Leben war eben nicht immer fair. Auch Kieran würde früher oder später aus ihrem und Stormys Alltag verschwinden. Doch bis dahin, das nahm sie sich fest vor, würde sie jeden Moment mit ihm genießen und sich über die Konsequenzen erst später Gedanken machen.
Die nächste Woche verlief in harmonischer Regelmäßigkeit. An den Nachmittagen übte Kieran mit Stormy auf dem Sportplatz Softball, dann holten sie Erica von der Arbeit ab und fuhren zum Klub oder zur ihr nach Hause. Dadurch hatte Kieran zwar nachts einiges an Arbeit nachzuholen, doch das störte ihn nicht. Hauptsache, er bekam Erica zu sehen, wenn auch eher aus der Ferne.
An einem dieser Abende folgte er Stormy nach einer Runde werfen im Garten ins Haus und sah Erica mit dem Telefon in der Hand auf dem Sofa sitzen. Sie wirkte besorgt.
„Ich habe sechs Mal hintereinander getroffen!“, verkündete Stormy, hielt dann inne und fragte: „Ist alles okay, Mom?“
Erica lächelte schwach. „Ja, ich bin nur ziemlich müde.“
„Kann ich Lisa anrufen und ihr erzählen, wie gut ich getroffen habe?“ Offenbar war Stormy mit Ericas Antwort zufrieden – doch Kieran nicht. Irgendetwas stimmte nicht, und er hoffte nur, es hatte nichts mit ihm zu tun.
„Das Essen ist gleich fertig und du musst noch Hausaufgaben machen“, erklärte Erica. „Danach kannst du mit Lisa telefonieren.“
„Ich hasse Hausaufgaben. Die sollten verboten werden.“ Damit stapfte Stormy aus dem Wohnzimmer, und Kieran und Erica waren das erste Mal allein, seit dem Abend in seiner Wohnung.
Seufzend blickte sie zu ihm auf. „Ich hatte heute einen schlechten Tag. Können wir das Training ausfallen lassen? Ich mache morgen doppelt so viel.“
Kieran setzte sich neben sie und legte einen Arm über die Lehne. „Was ist denn los?“
„Nichts.“
„Damit kommst du mir aber nicht davon. Ich habe es doch gleich gemerkt, als ich hereinkam.“
Sie lehnte den Kopf an die Rückenlehne und starrte zur Decke. „Jeffs Mutter hat angerufen. Wir sollen Thanksgiving zu ihr kommen, weil sie Stormy schon seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hat. Sie wohnt in Tulsa und fährt nicht gerne lange Strecken mit dem Auto – und ich hab die Zeit einfach nicht gefunden.“
„Na ja, das ist doch ein guter Plan für das lange Wochenende“,
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