Endlich Nichtraucher!
mehr anzünden. Sogar starke Zigarettenraucher können es kaum erwarten, bis sie sie fertig geraucht haben. Sie würden viel lieber ihre eigene Marke rauchen. Je teurer und größer die Zigarre, desto größer der Frust – das verdammte Ding scheint den ganzen Abend zu überdauern.
Raucher der zweiten Kategorie sind sehr selten anzutreffen. Mir fallen von all den Tausenden, die in meinen Kursen waren, nur ungefähr ein Dutzend Beispiele ein. Dieser Typ lässt sich am besten beschreiben, indem ich Ihnen einen meiner letzten Fälle vorstelle.
Eine Frau rief mich an und bat mich um einen Einzelkurs. Sie ist Anwältin, hatte etwa zwölf Jahre lang geraucht, und zwar nie mehr oder nie weniger als zwei Zigaretten am Tag. Sie war übrigens eine äußerst willensstarke Dame. Ich erklärte ihr, dass die Erfolgsquote bei Gruppenkursen höher liegt als bei Einzelkursen, und dass ich Einzelkurse nur mit Personen abhalten könnte, die wegen ihrer Berühmtheit die Gruppe beeinträchtigen würden. Sie begann zu weinen, und ich konnte ihren Tränen nicht widerstehen.
Die Sitzung war teuer; die meisten Raucher wundern sich wohl, warum diese Frau überhaupt aufhören wollte zu rauchen. Sie würden freudigst die Summe hinblättern, die ich von der Dame verlangte, wenn sie das in die Lage versetzte, nur zwei Zigaretten am Tag zu rauchen. Sie nehmen fälschlicherweise an, Gelegenheitsraucher seien zufriedener und
hätten die Sache besser unter Kontrolle. Das mit der Kontrolle mag schon stimmen, aber glücklicher sind diese Raucher deswegen nicht. In diesem Fall waren beide Eltern der Frau an Lungenkrebs gestorben, bevor sie nikotinabhängig wurde. Wie ich, hatte sie große Angst vor dem Rauchen, bevor sie die erste Zigarette rauchte. Wie ich, fiel sie schließlich dem massiven Druck von außen zum Opfer und probierte ihre erste Zigarette. Wie ich, kann sie sich erinnern, dass sie scheußlich schmeckte. Anders als ich, der kapitulierte und sehr schnell zum Kettenraucher wurde, schaffte sie es, nicht so tief zu sinken.
Der einzige Genuss, den einem eine Zigarette je verschaffen kann, besteht in der Beendigung des Verlangens danach, des kaum wahrnehmbaren körperlichen Verlangens nach Nikotin oder der psychischen Folter, sich nicht kratzen zu dürfen, wenn es einen juckt. Die Zigaretten selbst sind nur Dreck und Gift. Nur wenn man eine Weile nicht geraucht hat, leidet man an der Illusion, sie zu genießen. Genau wie bei Hunger und Durst ist die Befriedigung um so größer, je länger man verzichten musste. Raucher begehen den Fehler, sich einzureden, Rauchen sei nur eine Angewohnheit. Sie glauben: »Wenn ich es schaffe, mich auf eine gewisse Stückzahl zu beschränken oder nur bei besonderen Anlässen zu rauchen, werden Gehirn und Körper sich darauf einstellen. Dann kann ich meinen Zigarettenkonsum niedrig halten oder weiter einschränken, wenn ich es möchte.« Machen Sie sich eines klar: Es handelt sich nicht um eine »Gewohnheit«. Rauchen ist eine Drogensucht. Jeder Süchtige tendiert dazu, seine Entzugssymptome zu beseitigen, und nicht dazu, sie zu ertragen. Sogar wenn Sie auf dem Niveau bleiben wollten, auf dem Sie gerade sind, müssten Sie Ihr restliches Leben lang Willenskraft und Disziplin aufbieten, weil Ihr Körper allmählich immun gegen die Droge wird und immer mehr davon
braucht statt immer weniger. Und in dem Maße, wie die Droge Sie körperlich und psychisch zu zerstören beginnt, wie sie allmählich an Ihrem Nervensystem, Ihrer Vitalität und Ihrem Selbstvertrauen nagt, werden Sie dem Drang, in immer kürzeren Abständen zu rauchen, immer weniger widerstehen können. Darum können wir in der Anfangszeit unseres Raucherlebens gut auf Zigaretten verzichten. Wenn wir uns erkälten, setzen wir einfach aus. Und das erklärt auch, warum jemand wie ich, der sich nie vorgaukelte, das Rauchen zu genießen, sein Dasein als Kettenraucher fristen musste, obwohl jede Zigarette zur körperlichen Qual geworden war.
Beneiden Sie diese Frau nicht. Wenn Sie nur eine Zigarette alle zwölf Stunden rauchen, wird sie Ihnen als das Kostbarste vorkommen, was es auf dieser Welt gibt. Zwölf Jahre lang war diese arme Frau von den schwersten inneren Kämpfen zerrissen. Sie war nicht in der Lage, das Rauchen ganz aufzuhören, fürchtete sich aber dermaßen davor, Lungenkrebs wie ihre Eltern zu bekommen, dass sie sich davor hütete, mehr zu rauchen. Doch an jedem einzelnen Tag musste sie dreiundzwanzig Stunden und zehn Minuten gegen die
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