Endlich Single: schon verliebt
wusste ich, das ist sie. Die Eine. Die große Liebe.” Himmel, klang er pathetisch! “Ich bin vollkommen verrückt nach ihr, aber für Nina bin ich ein Kind.” Dankbar nahm er von Max einen Drink entgegen und sank in die Couchpolster. Obwohl er abgesehen von seinen Shorts nackt war, brauchte er dringend eine Abkühlung von der Hitze des Juliabends und der Hitze, die allein die Gedanken an Nina in ihm erzeugten. Die zweite Sorte Hitze war die Schlimmste.
Max löste eine weitere Dose aus dem Sechserpack. “Wenn du mich fragst, bist du ein Kind. Nimm nur diese Shorts!”
“Was hast du gegen Daffy-Duck-Shorts? Sie sind übrigens ein Geschenk deiner Mutter.”
“Das ist natürlich besser! Junior trägt Mommys Daffy Duck-Shorts! Du bist ein großer Junge, Alex! Sieh den Tatsachen ins Auge!”
“Danke, du bist mir wirklich eine große Hilfe.”
“Okay, lass mich nachdenken. Du kannst Nina auf kein Rendezvous einladen, weil du ein jämmerlicher Feigling bist. Das heißt, wir müssen die Prozedur abkürzen. Hast du je versucht, sie einfach in dein Bett zu locken?”
“Damit sie mir ins Gesicht springt?”
“Damit sie dir in die Arme sinkt, du Schwachkopf! Na schön, es ist natürlich nicht mein Stil, aber vielleicht funktionieren ja feine Andeutungen.”
“Falls ich noch mehr andeute, ende ich wie diese schmierigen Draufgänger, die nach jedem Satz ein ‚heh, heh, heh’ anbringen. Sie treibt mich noch in den Wahnsinn!”
Max schob seinem Bruder den Viererpack über den Couchtisch zu. “Nimm ein Bier.”
“Ich habe ein Bier.” Mit Befremden starrte Alex auf die Dose in seiner Hand. Obwohl sie noch halb voll war, setzte er sie ab. “In Anbetracht unserer genetischen Veranlagung sollte eigentlich keiner von uns trinken.”
“Ich habe meinen Alkoholkonsum unter Kontrolle.” Genüsslich ließ Max die eiskalte Flüssigkeit durch seine Kehle rinnen.
“Max …”
Seine Gegenargumente zählte Max an den Fingern ab. “Ich trinke nie vor der Arbeit. Ich trinke nie in der Öffentlichkeit. Ich trinke nie allein. Ein paarmal die Woche kaufe ich einen Sechserpack und besuche meinen Lieblingsbruder. Hier kann ich mich entspannen. Kein Stress, keine Hektik, keine mittelschweren Katastrophen. Und nach meiner obligatorischen Ration von drei Bieren ist Schluss.”
“Das ist alles? Sonst trinkst du nie?”
“Hast du mich in letzter Zeit zu einer anderen Gelegenheit trinken sehen?”
Alex dachte nach. “Nicht seit Weihnachten. Von welchen Katastrophen sprichst du?”
Max winkte ab. “Nichts von Bedeutung. Ich brauche einfach hin und wieder eine kleine Pause. Ist das ein Problem?”
“Natürlich nicht. Ich freue mich immer über deinen Besuch. Tut mir Leid. Wegen der Gardinenpredigt, meine ich.”
“Glaub mir, ich kenne die Macht der Versuchung. Ich beobachte Dad schließlich seit sechsunddreißig Jahren. Ich wünschte nur, jemand hätte ihm rechtzeitig auf die Finger geklopft.” Mit beiden Händen fuhr sich Max durchs Haar. “Vor einigen Monaten hatte ich einen ziemlich miesen Tag. Einen von vielen in letzter Zeit. Auf dem Heimweg besorgte ich mir einen Sechserpack. Noch in der Küche leerte ich die ersten beiden Dosen. Bis mir plötzlich eine traurige Erkenntnis dämmerte: Zwei Biere. Im Stehen. Allein. Als ersten Schritt zur Besserung goss ich die anderen vier in die Spüle. Glaub mir, das kostete mich einige Überwindung. Seit der Zeit beschränke ich meinen Alkoholkonsum auf deine Gesellschaft. Du bist meine Kontrollinstanz.”
Alex verspürte einen vollkommen uncharakteristischen Anflug von tiefer Zuneigung für seinen Bruder. “Jederzeit.” Max’ Vertrauen ehrte ihn.
“Jetzt werd bloß nicht rührselig. Frischen wir lieber dein brachliegendes Liebesleben auf.”
Ein Schnellkurs in Liebesdingen – ausgerechnet von Casanova Junior? “Ich kenne diese Frau seit drei Monaten, Max. Wäre sie auch nur im Mindesten interessiert, hätte sie es inzwischen gesagt.”
“Typischer Fall von Fehlinterpretation. Nina ist immerhin zehn Jahre älter als du.”
Dafür erntete er einen vernichtenden Blick. “Das macht keinen …”
“Für dich macht es vielleicht keinen Unterschied. Aber für sie. Frauen werden nicht besonders gut mit ihrem vierzigsten Geburtstag fertig.”
Alex schnaubte. “Das sagt dir deine umfangreiche Erfahrung im zweimaligen Ausgehen mit Hunderten von Frauen.”
“Nein.” So leicht brachte Max nichts aus dem Konzept. “Das sagt mir meine umfangreiche Berufserfahrung. Mit
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