Endlich wieder Weiberabend: Roman (German Edition)
einfach so aussteigen.
»Oh, seht mal, ein Hengst«, platzt Summer heraus und zeigt mit ausgestrecktem Finger in den Garten.
Wir alle blicken auf.
Vor uns, in der Sonne, steht Callum, so rein und strahlend wie eine Statue aus Testosteron. Eine geradezu unheimliche Vollendung des perfektionierten Jungen. Genau so vernebeln uns Männer das Hirn. Kein Wunder, dass wir ihnen all ihre Fehler verzeihen.
15 Das Botox-Luder
C allum ist vorbeigekommen, um nach uns zu sehen und sich zu erkundigen, ob wir für heute Abend gern etwas Feuerholz hätten – jedenfalls behauptet er das. Er macht es einem unmöglich, ihn neutral zu betrachten. Wir scharen uns um ihn wie erfahrene Möwen auf einem Picknickplatz. Oder Haie – das Ganze hat etwas von Fressrausch. Die einzige Ausnahme ist Maeve, die nur den Blick von ihrem Buch hebt und ihn für sein Angebot freundlich anlächelt. Zweifellos ist sie sich bewusst, dass sie alt genug ist, um diesen Mann als Baby gestillt zu haben. Tennyson, angesteckt von unserer konzentrierten Aufmerksamkeit, trappelt zu Callum hin und springt an dessen wohldefiniertem Oberschenkel hoch. Callum tätschelt ihm auf männlich-energische Weise den Kopf und hockt sich dann hin, um den Hund kumpelhaft zu knuddeln.
»Haben Sie den Schlüssel zu dem oberen Zimmer gefunden?«, fragt Virginia, die sich aus der Hängematte erhoben hat. Sie ist mindestens einen Kopf größer als Callum. Er sackt unter ihrem Blick förmlich zusammen.
»Tut mir leid, ich suche immer noch. Er muss ja irgendwo sein.«
»Ich will dieses Zimmer unbedingt sehen, ehe ich abreise.« Virginias Stimme ist ganz kühle Autorität. Männern schrumpfen bei ihr wahrscheinlich die Eier.
Callum nickt und erbietet sich, uns durch den weitläufigen Garten zu führen. Keine von uns verhehlt ihre Begeisterung. Sogar Maeve legt ihr Buch weg und zeigt sich erfreut über die Gelegenheit, sich ein bisschen »die Beine zu vertreten«.
»Ich rühre mich nicht von der Stelle«, erklärt Helen und fläzt sich in die Hängematte.
Und ich – ich bin unschlüssig und weiß nicht, wonach mir gerade ist. Solche kleinen Entscheidungen mitten am Tag verwirren mich. Manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich im Kreis herumfahre, weil ich mich nicht festlegen kann, ob ich nun zum Fitnessstudio fahren oder nach neuen Schuluniformen Ausschau halten soll, ob ich nun die Sachen von der Reinigung abholen soll oder die bestellten Bücher, die in der Bibliothek für mich bereitliegen. Entscheidungen, die keinen besonderen Einfluss auf mein Leben haben werden, machen mich ratlos. Mit den wichtigen tue ich mich dagegen leichter. Bei denen spüre ich wenigstens die Wirkung meines Herzens, so oder so.
»Geht nur«, sage ich. »Ich warte auf CJ, vielleicht holen wir euch dann ein.«
Ich sehe zu, wie sie abmarschieren, mit Callum an der Spitze. Virginia schwingt ihre riesige Kamera, und Summer hat sich bei Ereka untergehakt. Maeve und Tennyson bilden die Nachhut.
Ich bringe die Frühstücksteller in die Küche und mache den Abwasch. Schließlich höre ich CJ die Treppe herunterkommen. Sie späht durch den Türspalt in die Küche.
»Wo bleibst du denn? Die anderen machen einen Spaziergang mit dem Gärtner.«
»Telefonsex, meine Liebe, mit Kito. Weißt du noch, wie das war?« Sie zwinkert mir zu.
Nein, weiß ich nicht. »Du kannst sie noch einholen, wenn du dich beeilst.«
»Ich laufe keinem Mann mehr hinterher«, sagt sie.
Draußen auf der Terrasse stoßen wir auf Helen, die faul in der Hängematte liegt und das tut, was sie sich für dieses Wochenende geschworen hat – einfach mal gar nichts. Sie schaut nicht einmal in eine Zeitschrift oder ein Buch. Frieden und Ruhe sind Promi-Klatsch überlegen, denn jetzt mal ehrlich: Wen interessiert es denn wirklich, ob Angelina Jolie noch ein Kind adoptiert oder Lindsay Lohan einen neuen Anlauf in einer Entzugsklinik nimmt? Mich jedenfalls nicht, das kann ich euch versichern.
CJ setzt sich auf einen Stuhl, legt die Füße auf das Mäuerchen, das die Terrasse begrenzt, und fängt an, auf ihrem Handy herumzutippen. Ich habe einen Krug Wasser mit Zitronenschnitzen vorbereitet und schenke beiden daraus ein.
»Ooh, Wodka-Lemon«, sagt Helen und richtet sich auf.
»Das ist Wasser.«
»Du enttäuschst mich. Hast du denn bei mir gar nichts gelernt?«
»Ja, dein Reinheitswahn nervt inzwischen wirklich«, sagt CJ. »Warst du schon immer so tugendhaft, oder hat irgendeine höhere Macht dir deine Jungfräulichkeit
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