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Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer

Titel: Endspiel - Genie und Wahnsinn im Leben der Schachlegende Bobby Fischer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Brady
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Gegner? Vermutlich alles und noch vieles mehr. Bobby regte sich übrigens noch immer darüber auf, dass Nixon ihn 1972 zwar mündlich ins Weiße Haus eingeladen hatte, ihm aber nie eine schriftliche Einladung geschickt hatte. Zwei Jahrzehnte später! Laut einem Interview, das Zita später Tivadar Farkasházy gab, wartete Bobby noch immer darauf, dass sich die amerikanische Regierung für diese Brüskierung entschuldigte.
    Zita fand nicht heraus, wer seine – bescheidene – Miete zahlte. Claudia Mokarow war es nicht, das wusste sie irgendwoher. Sie hielt Bessel Kok für den Wohltäter; nicht ahnend, dass Kok jegliches Interesse an Bobby verloren hatte. Tatsächlich bestritt Bobby Miete und Lebensunterhalt mit den Sozialversicherungsschecks seiner Mutter.
    Inzwischen war die 77-jährige Regina von Nicaragua nach Kalifornien zurückgezogen. Grund dafür waren Herzprobleme; in Amerika wollte sie sich einen Herzschrittmacher einpflanzen lassen. Als Bobby von der bevorstehenden Operation erfuhr, kauften Bobby und Zita – pleite wie immer – Fahrkarten für das billigste Verkehrsmittel nach Palo Alto: den Greyhoundbus. Bobby wollte seiner Mutter beistehen. Und ihr Zita vorstellen.
    Arztkritisch wie immer, versuchte Bobby, Regina die Operation auszureden. Stundenlang diskutierten die beiden miteinander. Bobby fand die Vorstellung schrecklich, dass ein fremdes Objekt in den Körper seiner Mutter eingepflanzt werden sollte. Doch Regina, selbst Ärztin, kannte die Risiken besser als er. Sie blieb fest und ließ sich operieren. Danach lebte sie noch bis ins Alter von 84 Jahren.
    Während ihrer Reise nach Amerika hatte Zita zumindest einen Teil dessen erreicht, was sie sich vorgenommen hatte. Sie wusste nun, warum Bobby Fischer nicht mehr spielte: Es brauchte das richtige Angebot, und zwar über mindestens fünf Millionen Dollar – die Summe, die damals auf den Philippinen für den Wettkampf gegen Karpow ausbezahlt worden wäre.
    Zita betonte stets, in den sechs Wochen ihres Besuchs in Los Angeles sei es zu keiner körperlichen Intimität mit Bobby gekommen – »danach war mir gar nicht«, sagte sie. Dennoch verliebte sich Bobby in sie. Dritten gegenüber nannte er sie »meine Freundin«, einmal sogar seine Verlobte. Am liebsten hätte er sie sofort geheiratet, wenn sie erst einmal volljährig war. Doch er wusste: Um eine Familie gründen zu können, brauchte er Geld. Das gab ihm den letzten Schub, sich nach einem lukrativen Kampf umzusehen.
    Zitas Vater war Diplomat und FIDE-Funktionär, und auch Zita verfügte über Kontakte in der Schachwelt, die bei der Sponsorensuche für eine Neuauflage des Kampfes Fischer–Spasski nützlich sein konnten. Wenn Bobby ihr einen Brief mitgäbe, in dem er sein grundsätzliches Interesse bekundete, würde sie sich um Financiers bemühen. Bobby verfasste einen handgeschriebenen Brief. Bemerkenswert, dass dieser Mann, der sich so ungern festlegte, in diesem Fall einer 17-Jährigen Vollmacht erteilte, in seinem Namen zu sprechen. Mitte Mai flog Zita nach Hause.
    Nach fast einem Jahr tat Zita schließlich einen Interessenten auf: Janos Kubat, einen international bekannten Schachorganisator. Beim ersten Versuch, ihn zu kontaktieren, war Zita noch an seiner Sekretärin gescheitert. Doch später hörte sie in einem Flughafen, wie sein Name ausgerufen wurde. Sie fing ihn ab und stellte ihm ihren Plan vor. Kubat reagierte zunächst skeptisch, bis Zita ihm Bobbys Brief zeigte und ihm seine streng geheime Telefonnummer gab. Kubat kannte einige Leute, die die fünf Millionen aufbringen konnten, und versprach zu helfen.
    Etwa einen Monat später, im Juli 1992, trafen sich Kubat, Zita und zwei Vertreter der Jugoskandic Bank in Los Angeles, um mit Bobby über ein mögliches »Revanchematch« zwischen Fischer und Spasski zu reden. Der Direktor der Bank, Jezdimir Vasiljevic, hatte seine Manager bevollmächtigt, ein Preisgeld von fünf Millionen Dollar anzubieten – aber unter einer Bedingung: Der Kampf musste schon in drei Wochen beginnen, und zwar in Jugoslawien. Bobby hatte keinen Schimmer, wer Vasiljevic war: ein Waffenschmuggler und Betrüger. Seine Bank, die auf einem Pyramidensystem beruhte, sollte später spektakulär pleitegehen. Und obwohl Vasiljevic – in Serbien eine große Nummer mit besten Kontakten zur Politik – sechs Jahre jünger war als Bobby, behandelte er ihn wie ein Vater.
    Die Verhandlungen gestalteten sich zäh, doch im Vergleich zu den 132 Forderungen, die Fischer 1975

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