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Endstation Färöer

Endstation Färöer

Titel: Endstation Färöer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jógvan Isaksen
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vorfand.
    Vier Männer hatten hier gegessen, ihre Taschen gepackt und Schuhe angezogen. Aber ihr Gepäck war nirgends hingekommen. Wie weit waren sie selbst gekommen?
    Der nächste Raum war die Kombüse. Sie war eng und ansonsten ganz gewöhnlich.
    Vor mir hatte ich jetzt eine Schotttür mit einer großen Klinke. Ich öffnete sie und kam auf einen engen Gang zwischen zwei großen Motoren. Auf dem Boden lagen Motorteile verschiedener Größe und Form, und jetzt sah ich auch, dass die Backbordmaschine nicht im Lot war, sondern mehrere Zoll in den Gang hineingeschoben oder -gestürzt war. Über mir verliefen Rohre und Gestänge in alle Richtungen, sie waren aus ihren Verbindungen herausgerissen und das Glas der vielen Messapparaturen war zerbrochen. Der Motor hatte vor langer Zeit seinen Geist aufgegeben und übrig war nur noch Eisenschrott.
    Auf der Steuerbordseite sah es besser aus, aber auch hier war Glas zerbrochen und einige Rohre verliefen nicht mehr so, wie von der Schiffswerft ursprünglich geplant. Der Maschinenraum verriet, dass die Antriebsstärke des U-Bootes stark eingeschränkt war, als es hier versteckt wurde.
    Das Boot lag ein wenig schräg, und dort, wo man überhaupt seinen Fuß zwischen all den Motorteilen hinsetzen konnte, machte das eingetrocknete Öl den Boden rutschig, sodass ich mich auf dem Weg zum nächsten Schott immer wieder abstützen musste.
    Je weiter ich ins Boot hineinkam, desto enger erschien es mir, und nicht nur das, auch die Luft wurde schwerer. Abgestandenes Meerwasser und die menschlichen Hinterlassenschaften erzeugten nicht gerade einen ausgesprochenen Wohlgeruch und für eine Landratte wie mich war der spezielle Geruch unten im Schiffsbauch verbunden mit Erinnerungen an Erbrechen und Lebensüberdruss.
    Der letzte Raum war völlig anders. Hier gab es keine Motoren, dafür an den Seiten Schalttafeln mit schwarzen Tasten und einem Meer von Amperemetern und Voltmetern. Natürlich für die Elektromotoren, die benutzt wurden, wenn das U-Boot untergetaucht war. Sie brauchten keinen Sauerstoff. Am hintersten Ende gab es eine geschlossene Luke, eine Torpedoluke, nahm ich an. Alles sah sauber und gut gepflegt aus, es gab nichts zu bemängeln, abgesehen von den sieben Skeletten, die auf dem nackten Boden lagen.
    Sie trugen alle graugrüne Ledermonturen und lagen auf der Seite, die Hände auf dem Rücken. Eine nähere Untersuchung ergab, dass einst um ihre Handgelenke Eisendraht gewickelt gewesen war, der die Knöchel abgebunden und verhindert hatte, dass das Blut fließen konnte. Aber das war lange her. Jetzt hatte sich der Draht gelöst und die gekrümmten, gelblichen Knochenfinger deuteten zum Schott. Die letzte Anklage.
    Es war so gut wie nichts von den Gesichtern übrig und die Erklärung dafür war ein kleines rundes Loch im Nacken eines jeden. Der Durchmesser betrug nur wenige Millimeter, aber das Austrittsloch hatte alles weggeblasen. Dumdumgeschosse verhalten sich so und die Kombination mit Genickschuss deutete auf die SS, die hier ihre Visitenkarte hinterlassen hatte.
    Jetzt wusste ich, wie weit die Männer mit den Reisetaschen gekommen waren. Und trotzdem ging die Rechnung nicht auf. Es waren drei Skelette zu viel, aber deren Eigentum lag sicher irgendwo anders, weiter entfernt.
    Diese sieben waren hingerichtet worden, und zwar nicht gestern oder vorgestern, und die Fahrt des Schoners Eva hier herauf stand in Verbindung mit dem Sarg, auf dem ich herumstöberte. Außerdem war offensichtlich, dass meine Freunde die Grotte nicht gefunden hatten oder sich von dem Steinrutsch hatten täuschen lassen. Voraussetzung für Letzteres war, dass sie nicht selbst die Sprengung vorgenommen hatten und die Grotte deshalb jetzt nicht wiedererkannten.
    Die Antwort auf die Frage, warum sie mehrere Leute ins Jenseits geschickt hatten und nach ihrer Planung auch den Unterzeichneten auf diese Liste setzen wollten, fand sich auf dem U-Boot. Die Toten auf dem Boden sagten mir, dass ich so nahe dran war, dass ich mich gleich verbrennen würde.
    Genau das fühlte ich, als ich den Vorhang zu einem kleinen Raum vor der Kommandobrücke zurückzog und mich ein Schädel mit einer Mütze mit weißem Schirm angrinste. Der Vorderfront fehlte nichts, abgesehen von einem kleinen runden Loch mitten auf der Stirn. Dafür war sicher nicht viel vom Hinterkopf übrig. Der Kapitän – der Mütze nach zu urteilen – saß auf der Koje und lehnte sich mit dem Rücken gegen die Holzwand.
    Das Skelett trug die gleiche

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