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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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war.«
    »Zumindest, dass der Betreffende die Türen bedienen konnte«, sagte Ek pedantisch.
    Es wurde still im Raum. Hammar runzelte die Stirn. Schließlich sagte er:
    »Ihr meint also, jemand hat sich plötzlich mitten in den Bus gestellt, alle Anwesenden erschossen und ist dann seelenruhig ausgestiegen? Ohne dass irgendwer reagieren konnte? Ohne dass der Fahrer in seinem Rückspiegel etwas gesehen hat?«
    »Nein«, sagte Kollberg.
    »Nicht ganz.«
    »Was meint ihr dann?«
    »Dass jemand mit einer schussbereiten Maschinenpistole die hintere Treppe vom Oberdeck des Busses herabgekommen ist«, erläuterte Martin Beck.
    »Jemand, der dort schon eine ganze Weile allein gesessen hatte«, ergänzte Kollberg.
    »Jemand, der sich die Zeit genommen hat, den günstigsten Moment abzuwarten.«
    »Woher weiß der Busfahrer, ob sich jemand auf dem Oberdeck aufhält?«, erkundigte sich Hammar.
    Alle sahen Ek auffordernd an, der sich erneut räusperte und sagte:
    »An den Treppen befinden sich Fotozellen. Diese sind wiederum mit einem Zählwerk auf dem Armaturenbrett verbunden. Für jeden, der die vordere Treppe hinaufgeht, wird einer hinzugezählt. Der Fahrer kann also die ganze Zeit kontrollieren, wie viele Fahrgäste sich dort oben aufhalten.«
    »Und als der Bus gefunden wurde, stand der Zähler auf null?«
    »Ja.« Hammar schwieg einige Sekunden. Dann sagte er:
    »Nein. Das ist nicht stichhaltig.«
    »Was ist nicht stichhaltig?«, fragte Martin Beck.
    »Die Rekonstruktion.«
    »Warum nicht?«, wollte Kollberg wissen.
    »Das erscheint mir viel zu ausgeklügelt. Ein geistesgestörter Massenmörder plant sein Vorgehen nicht so sorgfältig.«
    »Na ja«, meinte Gunvald Larsson. »Der Irre in Amerika, der letzten Sommer über dreißig Menschen von einem Turm aus abknallte, hatte das Ganze jedenfalls verdammt gut geplant. Er hatte sogar was zu futtern dabei.«
    »Ja«, erwiderte Hammar. »Aber es gab etwas, was er sich vorher nicht überlegt hatte.«
    »Was denn?«
    Es war Martin Beck, der antwortete: »Wie er von dort verschwinden sollte.«

12
    Sieben Stunden später war es zehn Uhr abends, und Martin Beck und Kollberg waren immer noch im Polizeipräsidium in der Kungsholmsgatan.
    Draußen war es dunkel geworden, und es regnete nicht mehr.
    Ansonsten war nichts Besonderes passiert. Offiziell hieß es, der Stand der Ermittlungen sei unverändert.
    Der Sterbende im Karolinska-Krankenhaus lag immer noch im Sterben.
    Im Laufe des Nachmittags hatten sich zwanzig hilfsbereite Zeugen gemeldet. Wie sich herausstellte, waren neunzehn von ihnen mit anderen Bussen gefahren.
    Die einzige verbliebene Zeugin war eine Achtzehnjährige, die am Nybroplan zugestiegen und zwei Haltestellen bis Sergelstorg gefahren war, wo sie den Bus verlassen hatte, um die U-Bahn zu nehmen. Sie erklärte, dass mit ihr mehrere andere Fahrgäste ausgestiegen waren, was naheliegend erschien. Sie erkannte den Busfahrer wieder, aber das war auch schon alles. Kollberg ging rastlos auf und ab und schielte immer wieder zur Tür, als erwartete er die ganze Zeit, dass jemand sie aufreißen und in den Raum stürmen würde.
    Martin Beck stand vor den Planskizzen an der Wand. Er hatte die Hände auf dem Rücken verschränkt und wippte langsam auf den Fußsohlen vor und zurück, eine irritierende Unart, die er sich vor langer Zeit während seiner Jahre als Fußstreifenpolizist angewöhnt hatte und seither nicht mehr abgewöhnen konnte.
    Sie hatten ihre Jacketts über die Stuhlrücken gehängt und die Hemdsärmel hochgekrempelt. Kollbergs Krawatte lag hingeworfen auf dem Tisch, und obwohl es in dem Zimmer nicht sonderlich warm war, schwitzte er im Gesicht und unter den Armen. Martin Beck hustete ausgiebig und bellend, dann fasste er sich nachdenklich ans Kinn und fuhr fort, die Planskizzen zu studieren.
    Kollberg blieb stehen, sah ihn missmutig an und stellte fest:
    »Du klingst grauenhaft.«
    »Und du wirst Inga jeden Tag ähnlicher.«
    Genau in diesem Moment riss Hammar die Tür auf und trat ein.
    »Wo sind Larsson und Melander?«
    »Nach Hause gegangen.«
    »Und Rönn?«
    »Im Krankenhaus.«
    »Ach ja. Was von ihm gehört?« Kollberg schüttelte den Kopf. »Morgen seid ihr vollzählig.«
    »Vollzählig?«
    »Verstärkung. Von außerhalb.«
    Hammar machte eine kurze Pause. Dann sagte er vieldeutig:
    »Man hält es für notwendig.«
    Martin Beck schnäuzte sich lange und ausgiebig.
    »Wer ist es?«, fragte Kollberg. »Oder sollte ich eher sagen, wer sind sie?«
    »Morgen kommt

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