Endstation für neun
allen drei Fällen Gefängnisstrafen.
Assarsson hatte Geld. In geschäftlichen Dingen und allem anderen auch war er rücksichtslos. Viele hatten allen Grund, ihn nicht zu mögen. Sogar seine Frau und sein Bruder scheinen ihn ziemlich widerwärtig gefunden zu haben. Aber eins ist klar: Seine Anwesenheit in dem Bus war begründet. Er kam von einer Art Vereinssitzung am Narvavägen und war auf dem Weg zu einer Geliebten namens Olsson. Sie wohnt am Karlbergsvägen und arbeitet in Assarssons Büro. Er hatte sie angerufen und seinen Besuch angekündigt. Wir haben sie mehrere Male vernommen.«
»Wer hat sie vernommen?«
»Gunvald und Mänsson. Unabhängig voneinander. Sie sagt, dass…«
»Augenblick. Warum hat er den Bus genommen?«
»Vermutlich, weil er einiges getrunken hatte und sich nicht traute, mit dem eigenen Wagen zu fahren. Und weil es in Strömen goss, konnte er kein Taxi bekommen. Die Taxizentrale war überlastet, es gab in der gesamten Innenstadt keinen einzigen freien Wagen.«
»Okay. Was sagt die Mätresse?«
»Dass Assarsson ein Ekel war. Lüstern und praktisch impotent. Dass sie es wegen des Geldes gemacht hat und um ihren Job zu behalten. Gunvald hatte den Eindruck, dass sie eine halbe Prostituierte ist, eine Schlampe von ziemlich schlichtem Verstand. Er sagt auch, dass sie Schasa Gabor ähnelt, wer immer das sein mag.«
»Herr Larsson und die Frauen. Ich glaube, ich werde einen Roman mit diesem Titel schreiben.«
»Mänsson gegenüber hat sie zugegeben, dass sie auch Assarssons Geschäftsfreunden zu Diensten war, wie sie es ausdrückte. Auf seine Anweisung. Assarsson stammte aus Göteborg und stieg an der Djurgärdsbron zu.«
»Danke, alter Freund. Mit diesen Worten wird mein Buch beginnen. ›Er stammte aus Göteborg und stieg an der Djurgärdsbron zu.‹ Grandios.«
»Alle Zeiten passen«, sagte Melander ungerührt. Martin Beck schaltete sich in das Gespräch ein. »Also bleiben nur noch Stenström und der Unbekannte?«
»Ja«, sagte Melander. »Von Stenström wissen wir, dass er, so seltsam es klingt, von Djurgärden kam. Und dass er bewaffnet war. Von dem Unbekannten wissen wir, dass er Drogen nahm und zwischen fünfunddreißig und vierzig Jahre alt war. Sonst nichts.«
»Und für die Anwesenheit aller anderen in dem Bus gab es einen Grund«, sagte Martin Beck.
»Ja.«
»Wir haben ermittelt, warum sie sich dort befanden.«
»Ja.«
»Damit wäre mal wieder der Augenblick für die fast schon klassische Frage gekommen«, meinte Kollberg. »Was machte Stenström in dem Bus?«
»Wir müssen mit seinem Mädchen reden«, sagte Martin Beck. Melander nahm die Pfeife aus dem Mund und sagte:
»Asa Torell? Ihr habt doch schon mit ihr gesprochen. Und danach haben wir sie noch einmal vernommen.«
»Wer?«, fragte Martin Beck.
»Rönn, vor etwas mehr als einer Woche.«
»Nein, nicht Rönn«, sagte er vor sich hin.
»Wie meinst du das?«, wollte Melander wissen.
»Rönn ist schon in Ordnung«, antwortete Martin Beck. »Aber er versteht nicht richtig, worum es in dem Fall geht. Außerdem kannte er Stenström nicht so gut.«
Kollberg und Martin Beck sahen sich lange an. Keiner von ihnen sagte etwas, und am Ende blieb es Melander überlassen, das Schweigen zu brechen.
»Und? Was hatte Stenström in dem Bus zu suchen?«
»Er wollte sich mit einer Frau treffen«, sagte Kollberg widerwillig. »Oder mit einem Kumpel.«
Kollberg fiel bei Gesprächen dieser Art stets die Rolle des Widerredners zu, aber diesmal glaubte er selbst nicht recht, was er sagte.
»Du vergisst da was«, sagte Melander. »Wir sind in der Gegend zehn Tage lang von Haus zu Haus gegangen. Und haben keinen einzigen Menschen gefunden, der je zuvor von Stenström gehört hatte.«
»Das beweist gar nichts. Dieser Stadtteil ist voller seltsamer Unterschlupfe und suspekter Zimmervermietungen. An Orten dieser Art ist die Polizei nicht sonderlich beliebt.«
»Ich meine jedenfalls, dass wir die Theorie von einer Geliebten in Stenströms Fall ad acta legen können«, erklärte Martin Beck.
»Aus welchem Grund?«, fragte Kollberg sofort.
»Ich glaube nicht an sie.«
»Du gibst aber zu, dass sie durchaus denkbar ist?«
»Ja.«
»Okay. Dann legen wir sie ad acta. Bis auf weiteres.«
»Die zentrale Frage scheint also zu sein: Was machte Stenström in diesem Bus?« Sagte Martin Beck und erntete unverzüglich Widerspruch.
»Was machte der Unbekannte in dem Bus?«
»Wir lassen den Unbekannten jetzt mal beiseite.«
»Nichts da. Seine
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