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Endstation für neun

Endstation für neun

Titel: Endstation für neun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Anwesenheit ist genauso erklärungsbedürftig wie Stenströms. Außerdem wissen wir nicht, wer er war oder in welcher Angelegenheit er unterwegs war.«
    »Vielleicht fuhr er einfach nur Bus.«
    »Er fuhr einfach nur Bus?«
    »Ja. Viele Obdachlose tun das. Für eine Krone kannst du zwei Fahrten machen. Zwei Stunden lang.«
    »Die U-Bahn ist wärmer«, sagte Kollberg. »Außerdem kann man mit ihr unbegrenzt lange fahren, wenn man die Sperren nicht passiert, sondern nur von einer Bahn in die andere umsteigt.«
    »Ja, aber…«
    »Außerdem vergisst du etwas Wichtiges. Unser Unbekannter hatte nicht nur Haschischkrümel und Pillen in den Taschen. Er hatte darüber hinaus mehr Geld bei sich als alle anderen im Bus zusammen.«
    »Was übrigens ausschließt, dass es sich um einen Raubüberfall handeln könnte«, warf Melander ein.
    »Im Übrigen«, sagte Martin Beck, »ist der Stadtteil, wie du selber gesagt hast, gespickt mit Unterschlupfen und seltsamen Pensionen. Vielleicht wohnte er in einem dieser Löcher. Nein, zurück zur entscheidenden Frage. Was machte Stenström in dem Bus?«
    Sie schwiegen mindestens eine Minute. Im Nebenzimmer klingelten die Telefone. Ab und zu waren Stimmen zu hören, etwa Gunvald Larssons oder Rönns. Schließlich sagte Melander:
    »Worin war Stenström besonders gut?«
    Alle drei kannten die Antwort auf seine Frage. Melander nickte bedächtig und antwortete selbst:
    »Stenström war besonders gut darin, Leute zu beschatten.«
    »Ja«, sagte Martin Beck. »Das war seine Spezialität. Er war geschickt und hartnäckig. Er konnte einer Person wochenlang folgen.«
    Kollberg kratzte sich im Nacken und sagte:
    »Ich weiß noch, wie er vor vier Jahren den Sexualmörder von diesem Götakanal-Schiff in den Wahnsinn getrieben hat.«
    »Gehetzt hat«, sagte Martin Beck.
    Keiner widersprach.
    »Er war schon damals ein Meister seines Fachs«, sagte Martin Beck. »Aber seither hatte er noch viel dazugelernt.«
    »Hast du übrigens Hammar danach gefragt?«, sagte Kollberg plötzlich. »Was Stenström im Sommer gemacht hat, als wir ungelöste Fälle durchgegangen sind?«
    »Ja«, antwortete Martin Beck. »Aber das war eine Niete. Stenström ist bei Hammar gewesen und hat die Sache mit ihm diskutiert. Hammar hatte ihm ein paar Vorschläge gemacht, welche, wusste er nicht mehr, aber sie sind alle am Alter gescheitert. Nicht, weil die Fälle zu alt waren, sondern weil Stenström zu jung war. Er wollte nichts übernehmen, das passiert ist, als er zehn war und in Hallstahammar Räuber und Gendarm spielte. Am Ende entschied er sich für die Sache mit dem verschwundenen Mann, mit der du dich auch beschäftigt hast.«
    »Er hat mich nie darauf angesprochen«, meinte Kollberg. »Er wird sich darauf beschränkt haben, alles durchzulesen, was schriftlich vorlag.«
    »Wahrscheinlich.«
    Schweigen. Wieder war es Melander, der es brach. Er stand auf und sagte:
    »Tja, zu welchem Schluss sind wir denn nun gekommen?«
    »Das weiß ich auch nicht so genau«, antwortete Martin Beck.
    »Entschuldigt mich«, sagte Melander und ging auf die Toilette.
    Als er die Tür geschlossen hatte, sah Kollberg Martin Beck an und sagte:
    »Wer soll zu Asa gehen?«
    »Du. Das ist ein Job für einen allein, und du bist von uns beiden besser dafür geeignet.« Kollberg erwiderte nichts.
    »Willst du nicht?«, fragte Martin Beck.
    »Nein, ich will nicht. Aber ich mache es trotzdem.«
    »Heute Abend?«
    »Ich muss vorher noch zwei Sachen erledigen. Eine in Västberga und eine zu Hause. Ruf sie an und sag ihr, dass ich gegen halb acht vorbeikomme.«
    Eine Stunde später betrat Kollberg seine Wohnung in der Palandergatan.
    Es war fünf Uhr, aber draußen war es schon seit Stunden dunkel.
    Seine Frau war dabei, in einer uralten Jeans und einem karierten Flanellhemd die Küchenstühle zu streichen. Das Hemd gehörte ihm und war vor Ewigkeiten ausgemustert worden, und sie hatte die Ärmel hochgekrempelt und es um die Taille lose verknotet. Sie hatte Farbe auf Händen, Armen und Füßen und sogar auf der Stirn. »Zieh dich aus«, sagte er.
    Sie stand mit erhobenem Pinsel da und rührte sich nicht vom Fleck. Betrachtete ihn forschend.
    »Hast du es so eilig?«, fragte sie spöttisch.
    »Ja.«
    Sie wurde sofort ernst.
    »Musst du nochmal weg?«
    »Ja, ich habe noch eine Vernehmung.«
    Sie nickte und ließ den Pinsel in die Farbdose sinken. Wischte sich die Hände ab.
    »Äsa«, sagte er. »Das wird in jeder Hinsicht heikel.«
    »Musst du geimpft

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