Endstation Oxford
hat sie schließlich auch nicht in seinem Zuhause, sondern in seiner Musterwohnung festgehalten.«
»Aber Austin ist Bauunternehmer. Die Humes hingegen stecken finanziell in der Klemme und leben von der Hand in den Mund.«
Kate brühte einen weiteren Becher Kaffee auf. »Damit dein Gehirn in Bewegung kommt«, sagte sie zu Craig und schaltete den Lokalsender des Radios ein. Gerade begannen die Nachrichten. Verdutzt lauschten sie und Craig dem ersten Beitrag und starrten einander an.
»Der Name des Opfers wurde nicht erwähnt«, stellte Craig fest. »Es war nur von einer Leiche die Rede.«
Die Stimme des Nachrichtensprechers wurde nur vom regelmäßigen Tropfen des Wasserhahns am Spülbecken unterbrochen. Kate ging zur Spüle und drehte den Hahn fester zu.
»Wahrscheinlich mit Rücksicht auf die Familie. Die soll so etwas schließlich nicht aus dem Radio erfahren. So wird es doch immer gemacht, oder?«
»Stimmt. Aber dann erfahren wir frühestens um die Mittagszeit, wer gestorben ist und unter welchen Umständen.«
»Immerhin wissen wir, dass das Opfer in einer Anwaltskanzlei an der North Parade gefunden wurde.«
»Vielleicht gibt es dort mehrere Kanzleien.«
»Wir haben aber nur ein Schild gesehen.«
»Selbst wenn es in dieser Kanzlei passiert ist, könnten immer noch Haffney oder John betroffen sein«, meinte Craig. »So hießen die Partner doch, nicht wahr? Vielleicht war es ja auch ein Mandant. Oder jemand, der zufällig zu Besuch war.«
»Ich wünschte, wir wüssten, ob das Opfer ein Mann oder eine Frau ist.« Kate brauchte nicht hinzuzufügen, dass sie neugierig war, ob es sich um Myles oder Estelle handelte.
Der Nachrichtensprecher berichtete inzwischen über die Schließung einer Fabrik in Banbury. Kate schaltete das Radio aus und sagte: »Komm, lass es uns im Internet versuchen. Vielleicht finden wir dort mehr Einzelheiten.« Sie holte ihr MacBook aus dem Arbeitszimmer, platzierte es auf dem Tisch zwischen sich und Craig und klickte auf den Browser.
»Hier sind die Lokalnachrichten.«
»Da steht auch nicht mehr, als wir aus den Nachrichten wissen«, meinte Craig. »Fällt dir niemand ein, der mehr darüber wissen könnte?«
»Nun, ich kann ja schlecht Peter anrufen und ihn fragen, ob zufällig seine Frau ermordet wurde, oder? Das Gleiche gilt für seinen Bruder.«
»Was ist mit den Akins? Oder deiner Freundin Emma?«
»Ich glaube kaum, dass sie mehr wissen als wir.«
»Aber du könntest es doch zumindest versuchen!«
»Wenn wir uns schon danebenbenehmen wollen, dann können wir auch gleich zur Kanzlei gehen und nachschauen. Es ist ja nicht weit.«
»Aber die Polizei hat das Gebäude sicher abgeriegelt.«
»Dann wissen wir wenigstens, ob es sich tatsächlich um das Haus handelt, so wie wir vermuten.«
Sie hüllten sich in Schals und Jacken und zogen ihre Mützen bis zu den Augenbrauen hinunter, um später in der Menge der Schaulustigen nicht erkannt zu werden. Dann gingen sie zur Banbury Road und wandten sich nach Norden.
North Parade war eine schmale Einbahnstraße. Es gab einen Pub, eine Galerie, einige Boutiquen und eine Hand voll Büros, die alle auf der linken Straßenseite lagen.
Wie sie bereits vermutet hatten, wurde die Straße von Polizeifahrzeugen blockiert. Trotzdem waren noch einige Passanten unterwegs.
»Es ist tatsächlich das Haus mit dem Messingschild«, sagte Kate und zeigte auf das Absperrband. »Myles’ Büro wird von der Polizei abgeriegelt.«
»Was nicht unbedingt heißt, dass die Tat etwas mit Myles oder Estelle zu tun haben muss«, meinte Craig, klang aber nicht sehr überzeugend.
»Sie haben also auch davon gehört«, sagte eine Stimme hinter Kate. Sie drehte sich um.
Hinter ihr standen die Geschwister Akin und starrten auf die Tür. »Wir haben es eben in den Nachrichten gehört und sind sofort hergekommen, weil wir wissen wollten, ob es jemand ist, den wir kennen«, erklärte Ben.
»Estelle Livingstone? Myles Hume?«, fragte Kate.
»Estelle ganz bestimmt nicht. Myles wäre eine Möglichkeit. Wir hatten viele Jahre unser Geschäft in der North Parade und kennen eine Menge Leute hier. Jeder von ihnen könnte es sein«, antwortete Frances.
»Ich weiß, es ist furchtbar, aber wir konnten der Versuchung nicht widerstehen, auf diesem Weg nach Jericho zu gehen. Man will es einfach mit eigenen Augen sehen. Ich glaube, das ist nur menschlich«, redete Ben sich heraus.
»Aber wir sollten nicht länger hier herumstehen«, fügte Frances hinzu. »Komm, Ben.«
Ben
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