Endstation Oxford
die Preise seit Victors Tod gestiegen sind.«
»Sie sprechen von allen Büchern. Wie viele waren es überhaupt?«, fragte Craig.
»Eine ganze Menge. Ich habe vergessen, wie viele genau. Ich bin nicht mehr die Jüngste, wissen Sie.« Traurig starrte sie in ihre Teetasse.
»Ich würde gern mit Peter Hume darüber sprechen«, sagte Diane. »Aber der Mann scheint vom Erdboden verschwunden zu sein.«
Nun nahm auch Adela wieder am Gespräch teil. »Victor hat mir gesagt, wie viel die Bücher wert sind. Er hat es mir sogar aufgeschrieben. Aber Mr Hume erklärte mir, dass die Preise in letzter Zeit gestiegen wären und dass er es für richtig hielte, mir mehr dafür zu geben. Er hat mir mein Leben sehr erleichtert.«
»Das sagst du jedes Mal«, wendete Diane ein. »Aber solche Art von Betrügern sind immer nette Männer. Damit verdienen sie ihr Geld. Sie beschwatzen Leute wie dich mit viel Charme, ihnen wertvolle Dinge für ein Taschengeld zu überlassen.«
»Sie haben ihm einen Brief geschrieben, nicht wahr, Mrs Carston?«, fragte Kate. »Haben Sie ihn eingeladen, einen Blick auf Ihre Bücher zu werfen?«
»Ja, und er kam sofort. Ich fand es sehr freundlich von ihm.«
»Durchtrieben, würde ich sagen«, konterte Diane. »Er hat sich hier eingeschlichen und meine Mutter überzeugt, ihm die Bücher für einen Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes zu verkaufen.«
»Aber gerade das hat Peter Hume doch offenbar nicht getan«, meldete sich Craig mit seiner milden Gelehrtenstimme zu Wort. »Wenn ich alles richtig verstanden habe, hat Ihre Mutter die Bücher Ihres Vaters an einen seriösen Händler verkauft, der ihr mehr als den geforderten Preis dafür gab. Er hat zu keinem Zeitpunkt versucht, sie in irgendeiner Weise zu nötigen. Er kam auch nicht unaufgefordert, sondern auf Einladung Ihrer Mutter und war kein Klinkenputzer. Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, warum Sie so gereizt auf ihn reagieren.«
»Das haben Sie alles ganz richtig gesagt«, lobte Mrs Carston.
»Hast du auch andere Händler eingeladen, sich die Bücher anzuschauen?«, wollte Diane wissen.
»Aber natürlich, Liebes. Aber einer hat überhaupt nicht geantwortet, und die anderen haben sich erst gemeldet, als es schon zu spät war. Ich sagte ihnen, dass die Bücher bereits verkauft wären, und es schien sie nicht weiter zu ärgern.«
Diane beruhigte sich. »Vielleicht hast du ja recht«, sagte sie deutlich sanfter. »Vielleicht waren diese Bücher ja auch nicht besonders interessant für Händler. Trotzdem würde ich mich gern mit Peter Hume über den genauen Ablauf des Geschäfts unterhalten.
»Ein solches Treffen können wir leicht in die Wege leiten«, meinte Kate.
»Sagen Sie. Ich fürchte nur, dass es nicht ganz so einfach ist. Er gab meiner Mutter zwar eine Visitenkarte, aber er geht seit zwei Tagen nicht ans Telefon. Wir haben keine Ahnung, wo er sich aufhält.«
»Ist er verschwunden?«, fragte Kate bestürzt.
»Sie sagen zwei Tage? Dann ist er vielleicht auf Geschäftsreise. Sagen Sie, Mrs Carston, hat er alle Bücher mitgenommen, oder sind noch einige hier, die er später abholen wollte?«
»Erst hat er nur einige mitgenommen. Und das Register natürlich.« Sie versuchte, aus ihrem Sessel aufzustehen, und fuhr aufgeregt fort: »Nach Weihnachten kam er wieder und nahm weitere Bücher mit. Ich glaube, jetzt sind alle fort. Für mich ist es eine wahre Erleichterung. Ich weiß genau, dass seine Visitenkarte auf meinem Schreibtisch liegt.«
»Bleiben Sie sitzen. Ich hole sie Ihnen.« Nun stand Craig auf.
»Beruhige dich, Mutter«, beschwichtigte Diane die alte Dame. »Hast du heute schon deine Tabletten genommen?«
»Ich glaube schon, Liebes.«
»Nun, auf deine Erinnerung allein können wir uns nicht verlassen. Ich sehe mal eben in deinem Pillenspender nach.« Damit verließ Diane den Raum.
Nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen hatte, spürte Kate, wie die Atmosphäre sofort unbeschwerter wurde. Sie lächelte Adela an. »Ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist. Machen Sie sich bitte keine Sorgen.«
»Diane nimmt alles so ernst, und ich kann mich nicht immer an alle Leute erinnern, mit denen ich in der letzten Zeit gesprochen habe.«
»Hier ist Peter Humes Karte«, sagte Craig, der an Adelas Schreibtisch stand. »Handynummer und Adresse stehen darauf. Ebenso wie die Festnetznummer. Mal sehen, ob wir ihn für Sie finden können.«
Er schien sich alle Daten aufzuschreiben, obwohl er wissen musste, dass Kate sie bereits besaß.
Weitere Kostenlose Bücher