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Endstation

Endstation

Titel: Endstation Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Crichton
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eine Adresse durchgeben. Hier spricht Captain Anders von der Polizei in Los Angeles.«
    Sie bat Gerhard mit einer Handbewegung um Block und Bleistift. »Was ist los, Captain?«
    »Wir haben einen Mord entdeckt«, antwortete Anders. »Und wir müssen ein paar Fragen an Sie stellen.«

7
    Vor dem Wohnblock in der Nähe des Sunset Boulevard standen drei Streifenwagen. Trotz der frühen Stunde und der morgendlichen Kühle hatten die blitzenden Rotlichter schon eine ganze Menge Zuschauer angelockt. Janet Ross parkte ihren Wagen ein paar Meter davon und ging zurück zum Hauseingang. Ein junger Streifenbeamter hielt sie an.
    »Wohnen Sie hier?«
    »Ich bin Doktor Ross, Captain Anders hat mich angerufen.«
    Er deutete zum Aufzug. »Dritter Stock links«, sagte er und ließ sie passieren.
    Unter den neugierigen Blicken der Zuschauer draußen ging sie durch die Halle und wartete auf den Lift. Die Leute drängelten vor dem Tor, sie bemühten sich, den Vorderen über die Schultern zu blicken, und flüsterten miteinander. Was denken sie wohl von mir?, überlegte Janet. Die Warnlichter der Streifenwagen warfen immer wieder zuckende rote Blitze in die Halle. Dann kam die Kabine, und die Türen glitten hinter ihr zu. Innen war es nicht sehr einladend. Die Plastikwände stellten eine Holzimitation dar, der abgetretene grüne Teppich war vom Unrat der Hunde und Katzen verschmutzt. Geduldig wartete sie, bis der Aufzug klappernd und quietschend den dritten Stock erreicht hatte. In dieser Art von Wohnhäusern, das wußte Janet ROSS, wohnten vorwiegend Dirnen und Zuhälter, Homosexuelle, Süchtige und Durchreisende. Man konnte eine Wohnung auch für kurze Zeit mieten. Im dritten Stock stieg sie aus und sah vor einer Tür einige Uniformierte stehen. Wieder wurde ihr der Weg versperrt. Sie erklärte noch einmal, daß Captain Anders sie hergerufen habe, dann durfte sie vorbei, bekam aber die Ermahnung mit auf den Weg, nichts anzurühren. Das Einpersonen-Apartment war im pseudospanischen Stil möbliert - so kam es ihr zumindest vor. Zwanzig Leute wohl drängten sich herum, nahmen Fingerabdrücke ab, fotografierten, maßen, sammelten Beweisstücke. Wie das Zimmer leer wirken mochte, konnte man sich bei dem Gedränge kaum vorstellen. Anders kam auf sie zu. Er war ungefähr Mitte dreißig und trug einen unauffälligen dunklen Anzug. Das Haar reichte ihm bis über den Kragen, und auf der Nase trug er eine Hornbrille. Er sah beinahe aus wie ein Professor. Seltsam, wie rasch man zu solchen Vorurteilen kommt, dachte sie.
    Er fragte halblaut: »Sind Sie Frau Doktor Ross?«
    »Ja.«
    »Captain Anders.« Sein Händedruck war fest. »Danke, daß Sie so rasch gekommen sind. Die Leiche liegt im Schlafzimmer. Der Gerichtsmediziner ist schon da.« Er führte sie dorthin. Ein Mädchen von Mitte zwanzig lag nackt auf dem Bett. Der Schädelknochen war ihr eingeschlagen worden, der Körper wies mehrere Stichwunden auf. Das Bettlaken war sehr blutig, und es roch süßlich nach dem Blut.
    Im Raum herrschte ein ziemliches Durcheinander. Ein Stuhl neben dem Frisiertisch war umgestürzt, Cremes und andere Kosmetika über den Teppich verstreut, die Nachttischlampe zerbrochen. Sechs Männer arbeiteten jetzt in dem Zimmer; einer von ihnen war der Gerichtsmediziner. Er füllte gerade den Totenschein aus.
    »Das ist Frau Doktor Ross«, sagte Anders. »Berichten Sie.«
    Der Arzt deutete mit einer Kopfbewegung auf die Leiche. »Ziemlich brutale Methode, wie Sie sehen. Ein heftiger Schlag gegen die linke Schläfe drückte den Schädelknochen ein und führte zur sofortigen Bewußtlosigkeit. Tatwaffe war die Lampe dort drüben. Es kleben daran noch Blut ihrer Blutgruppe und ein paar Haare.«
    Janet Ross warf einen Blick auf die Lampe, dann betrachtete sie die Leiche. »Und die Stichwunden?«
    »Sind später entstanden, höchstwahrscheinlich post mortem. Die Gewalteinwirkung am Kopf war tödlich.«
    Janet sah sich den Kopf der Toten genauer an. Er war auf der Seite eingedrückt wie ein angestochener Fußball, das Gesicht mochte vorher recht hübsch gewesen sein. Der Arzt trat näher. »Wie Sie sehen, war sie mit ihrem Make-up erst halb fertig. Nach unserer Rekonstruktion hat sich die Sache so abgespielt: Sie saß dort drüben am Frisiertisch und schminkte sich. Der Schlag wurde seitlich von oben geführt, warf sie mit dem Stuhl zu Boden und führte dazu, daß die Kosmetika auf den Boden fielen. Dann wurde sie hochgehoben und auf das Bett gelegt.«
    Der Arzt führte

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