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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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erwischt. Ich lasse das externe Mikro an, damit ihr mithören könnt. Steuert direkt auf das Portal zu. Nicht antworten!« Während der bevorstehenden Unterhaltung konnte ich als Allerletztes gebrauchen, dass eine dünne Stimme aus meinem Ohrstöpsel zwitscherte.
    »He!«, sagte ich, ging auf den Captain zu und hob die Hand, als wollte ich seine schütteln. »Sie sind genau der Mann, nach dem ich gesucht habe.«
    »Das ist er«, rief einer der Fischer. »Er ist nicht mit uns oder der Otter-Gruppe gekommen. Das ist einer von diesen kreuzverdammten Wilderern, von denen Sie uns erzählt haben!«
    »Handschellen anlegen«, sagte der Captain zu dem Lieutenant, und ehe ich etwas Schlaues tun konnte, hatten die Soldaten mich von hinten gepackt, und der dünne Offizier hatte mir Handschellen angelegt. Es waren altmodische aus Metall, aber sie funktionierten ausgezeichnet – sie hielten meine Handgelenke vor dem Körper zusammen und unterbrachen fast den Blutkreislauf.
    In dem Augenblick wurde mir klar, dass ich es nie zum Spion bringen würde. Mein Ausflug zu der Plattform war eine einzige Katastrophe gewesen. Die Pax-Soldaten waren schlampig – sie drängten sich immer noch um mich, dabei hätten sie Distanz wahren und mich mit ihren Waffen in Schach halten müssen, während sie mich durchsuchten, um mir Handschellen anzulegen, nachdem sie mich entwaffnet hatten –, aber die Durchsuchung würde in wenigen Augenblicken beginnen.
    Ich beschloss, ihnen diese wenigen Augenblicke nicht zu geben. Ich hob blitzschnell die gefesselten Hände, packte den feisten kleinen Captain am Kragen und warf ihn gegen die beiden Zivilisten. Es folgte ein Augenblick des Aufschreiens und Herumschubsens, den ich nutzte, um mich rasch umzudrehen, dem ersten bewaffneten Wachtposten, so fest ich konnte, in die Eier zu treten und den zweiten an der Waffe zu packen, die er noch über der Schulter hängen hatte. Der Soldat brüllte und hielt die Waffe mit beiden Händen fest, als ich gerade die Schlinge ergriff und mit aller Kraft nach rechts unten zog. Der Soldat folgte der Bewegung, knallte mit dem Kopf gegen die Wand und setzte sich hastig. Der erste Soldat, den ich getreten hatte und der immer noch kniete und sich mit einer Hand den Unterleib hielt, hob die Hand und riss meinen Pullover bis ganz unten auf, wobei er mir das Nachtglas vom Hals riss. Ich trat ihm gegen den Hals, und er ging völlig zu Boden.
    Der Lieutenant hatte bis dahin seine Flechettepistole gezückt, aber eingesehen, dass er mich nicht erschießen konnte, ohne die beiden Soldaten hinter mir zu töten, daher schlug er mir mit dem Kolben der Waffe auf den Kopf.
    Flechettepistolen sind nicht schwer oder besonders solide. Nach dem Schlag sah ich einen Moment Sterne hinter den Augen und hatte eine Platzwunde am Kopf. Außerdem wurde ich richtig wütend.
    Ich drehte mich um und schlug dem Lieutenant die Faust mitten ins Gesicht. Er kippte mit rudernden Armen über die hüfthohe Reling und weiter nach unten. Alle erstarrten einen Moment, während der Mann ununterbrochen schrie, bis er fünfundzwanzig Meter tiefer ins Wasser fiel.
    Ich sollte sagen, dass alle außer mir erstarrten, denn noch während die Schuhsohlen des Lieutenants oberhalb der Reling zu sehen waren, hatte ich mich umgedreht, war über den Soldaten am Boden gesprungen, hatte die Tür aufgerissen und war in die Kantine gerannt. Männer lungerten herum, die meisten auf dem Weg zu Tür und Fenster auf dieser Seite, um zu sehen, was der Aufruhr zu bedeuten hatte, aber sie wichen mir aus, während ich wie der Mittelfeldscheucher einer dreiundvierzigköpfigen Schlammermannschaft, der die Ziege dem Tor entgegentreibt, zwischen ihnen hindurchstürmte.
    Ich hörte, wie hinter mir die Tür aufgerissen wurde und der Captain oder einer der Soldaten rief: »Runter! Aus dem Weg! Aufgepasst!«
    Ich konnte spüren, wie sich meine Schulterblätter zusammenzogen, als ich daran dachte, wie Tausende Flechettes in meine Richtung flogen, aber ich wurde nicht langsamer, als ich auf einen Tisch sprang, das Gesicht mit den nach wie vor gefesselten Händen schützte und auf das Fenster zuflog, wobei ich die Wucht des Aufpralls überwiegend mit der rechten Schulter abfing.
    Noch im Sprung schoss mir durch den Kopf, dass das Fenster nur aus Perspex oder Smartglas bestehen müsste, und mein Abenteuer würde in einer perfekten Farce enden – ich würde in die Kantine zurückprallen und erschossen oder ganz gemütlich von den Soldaten festgenommen

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