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Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung

Titel: Endymion - Pforten der Zeit & Die Auferstehung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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–, waren mir längst zuwider. Aber nun wurde das Vertraute vom Fremden verdrängt – das Schnattern dialektgefärbter Sprache, das ich hören konnte, die subtilen Unterschiede der Kleidung, die Gewissheit, dass ich mich mit Sicherheit sofort verraten würde, sollte ich gezwungen sein, mich mit ihrer Währung, ihrer Kultur oder ihrer Unterhaltung auseinander zu setzen.
    Auf dem entlegensten Tisch stand ein hoher Kaffeebottich – ich hatte nie eine Kantine ohne einen gesehen –. und dorthin schlenderte ich jetzt und versuchte, möglichst unbefangen auszusehen, fand eine Tasse, die einigermaßen sauber aussah, und schenkte mir Kaffee ein. Dabei bemerkte ich die ganze Zeit, wie der Lieutenant und seine beiden Männer mich beobachteten. Als sie sich versichert zu haben schienen, dass ich hierher gehorte, drehten sie sich um und gingen hinaus. Ich trank den abscheulichen Katfee, stellte beiläufig fest, dass meine Hand trotz der emotionalen Stürme, die in mir tobten, nicht zitterte, und versuchte zu überlegen, was ich als Nächstes tun sollte.
    Erstaunlicherweise besaß ich meine Waffen noch – Messer und Pistole –, ebenso das Funkgerät. Mit dem Funkgerät konnte ich den Plastiksprengstoff jederzeit zünden und in der anschließenden Verwirrung zu der Hawking-Matte laufen. Jetzt, wo ich die Wachtposten des Pax gesehen hatte, wusste ich, dass ich für eine Art von Ablenkung sorgen musste, wenn das Floß die Plattform unentdeckt passieren sollte. Ich ging zum Fenster; es wies in die Richtung, die wir als Norden eingestuft hatten, aber ich konnte das Leuchten des bevorstehenden Mondaufgangs am »östlichen« Horizont sehen. Den Farcasterbogen konnte man mit bloßem Auge erkennen. Ich versuchte, das Fenster zu öffnen, aber es war entweder auf eine nicht ersichtliche Weise abgeschlossen oder zugenagelt worden. Etwa einen Meter unter dem Fenster befand sich das Wellblechdach eines anderen Anbaus, aber es schien keine Möglichkeit zu geben, von hier dorthin zu gelangen.
    »Mit wem bist du hier, Junge?«
    Ich drehte mich rasch um. Fünf Männer waren von der nächsten Gruppe hergekommen, und der kleinste und dickste hatte mich angesprochen. Der Mann trug Kleidung für draußen: kariertes Flanellhemd, Khakihosen, eine Khakiweste, die meiner eigenen nicht unähnlich war, und ein Messer zum Fischeschuppen am Gürtel. Da wurde mir klar, dass die Pax-Soldaten das Holster unter meiner Weste vielleicht doch gesehen, es aber für eine dieser Messerscheiden gehalten hatten.
    Dieser Mann hatte ebenfalls Dialekt gesprochen, aber einen völlig anderen als die Pax-Wachen draußen. Die Fischer, fiel mir ein, waren höchstwahrscheinlich Außenweltler, daher sollte mein fremder Akzent nicht allzu verdächtig sein.
    »Klingman«, sagte ich und trank noch einen Schluck von dem Spülwasser-Kaffee. Das eine Wort hatte bei den Soldaten des Pax gewirkt.
    Bei diesen Männern wirkte es nicht. Sie sahen einander einen Moment an, dann ergriff der Dicke wieder das Wort. »Wir sind mit der Klingman-Gruppe gekommen. Den ganzen Weg von St. Thérèse. Du warst nicht auf dem Schwebkissenboot. Was spielst du für ein Spiel?«
    Ich grinste. »Kein Spiel«, sagte ich. »Ich sollte bei der Gruppe sein – habe sie in St. Thérèse verpasst und bin mit den Otters hergekommen.«
    Ich war immer noch nicht aus dem Schneider. Die fünf Männer unterhielten sich miteinander. Ich hörte mehrmals das Wort »Wilderer«.
    Zwei der Männer entfernten sich und gingen zur Tür hinaus. Der dicke Mann zeigte mit dem Finger auf mich. »Ich hab da drüben bei dem Führer der Otter gesessen. Der hat dich auch noch nie gesehen. Du rührst dich nicht vom Fleck, Junge.«
    Das würde ich ganz sicher nicht machen. Ich stellte die Tasse auf den Tisch und sagte: »Nein, Sie warten hier. Ich werde den Lieutenant holen und hier einiges klarstellen lassen. Bleiben Sie hier.«
    Das schien den dicken Mann zu verwirren, denn er blieb stehen, während ich die mittlerweile totenstille Kantine durchquerte, die Tür aufmachte und hinaus auf den Laufsteg trat.
    Es gab keinen Fluchtweg. Rechts von mir standen die beiden Pax-Wachen mit den Flechettegewehren an der Reling in Habtachtstellung. Von links eilte der dünne Lieutenant, gegen den ich vorhin geprallt war, mit den beiden Zivilisten und einem feisten Pax-Captain im Schlepptau über den Laufsteg auf mich zu.
    »Verdammt«, sagte ich laut. In das Kehlkopfmikro hauchte ich: »Spatz, ich bekomme Ärger. Sie haben mich wahrscheinlich

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